Für die Wanderung zur Cala de Deia fahren wir nach Deià. Das malerische Städtchen liegt gut 200 Meter über dem Meeresspiegel und klebt in einem steilen Berghang am Rande des Tramuntanagebirges. Neben der kurvigen MA-10 bestimmen verwinkelte Gassen und gepflegte Natursteinhäuser den Ort. Während im 16. und 17. Jahrhundert der Bau von Wachtürmen nötig war, um Piratenangriffe abzuwehren, so war es Ende des 18. Jahrhunderts die Agrarkrise, welche die Bevölkerung zur Abwanderung zwang.
Viele kehrten jedoch bis 1920 zurück und lebten die ersten Jahre vom Schmuggel. Auch der britische Schriftsteller und Dichter Robert Graves hat Deià für sich entdeckt. 1929 ließ er sich dort nieder. Die 1932 von Grund auf restaurierte Finca Ca n'Alluny ermöglicht Besuchern heute Einblick in das Leben und Werken des Schriftstellers. Mit und durch Graves entwickelte sich der Ort immer mehr zu einem beliebten Künstlertreffpunkt.
Weitere Künstler siedelten sich an, wie Peter Ustinov, Pablo Picasso, Andrew Lloyd Webber und Pierce Brosnan. Mit dem Erwerb der Finca S'Estaca durch den amerikanischen Schauspieler Michael Douglas wurde Deià schließlich zu einem begehrten Touristenziel.
Inzwischen ist der Luxustourismus wohl der wichtigste Wirtschaftszweig. Die Gastronomie und das Baugewerbe florierten danach. Deià wurde herausgeputzt, Gebäude und Straßen saniert. Nach Ende der Arbeiten war das Bergdorf zudem die perfekte Kulisse für die ZDF-Serie Hotel-Paradies.
Da inzwischen mehr als ein Drittel der Einwohner aus Ausländern besteht, ist die Umgangssprache von Deià Englisch. Sie ist allenfalls noch vermischt mit ein paar Brocken Mallorquinisch. Für Touristen ist es damit ein Einfaches, in den edlen Boutiquen und Restaurants zurechtzukommen.
Wir aber sind zum Wandern und nicht zum Schlemmen hier und starten am frühen Morgen. Durch die Enge am Berghang sind Parkplätze rar gesät und die direkt im Ort auf zwei Stunden begrenzt. Für unsere Tour ist das zu kurz, weshalb wir ein Stück außerhalb Richtung Sóller auf einem kleinen Wanderparkplatz parken.
Von dort geht es entweder mit dem Bus oder entlang der MA-10 zurück zum Ortskern und weiter über schmale Gassen auf den Kirchberg. Wir entdecken Keramikwerkstätten und ein Schmuck-Design-Atelier, die sich um diese Zeit auf die bald eintreffende Kundschaft einstellen.
Die Katzen schlafen noch genüsslich auf den abgedeckten Sitzen der Motorroller. Am höchsten Punkt vom Ort angekommen blicken wir kurz in die Kirche. Der dahinter liegende Friedhof dient neben den Mallorquinern inzwischen auch etlichen Ausländern als letzte Ruhestätte.
Einen Steinwurf weiter passieren wir die nächste Wandertafel, halten uns dann bei einer Gabelung rechts in die Sackgasse und folgen dem Schild Camí des Ribassos und Cala de Deia. Am Wegrand befindet sich ein offenes Waschhaus, das den Frauen früher zum Wäschewaschen und Wasserholen diente.
Da heute auch solch kleine Ortschaften mit Wasser erschlossen sind und jeder Haushalt seine Waschmaschine hat, haben diese ausgedient und droht ihnen vielerorts der Verfall oder Abriss. Am Ende der Sackgasse führt ein Pfad weiter bergab zum Meer. Hier verspricht uns ein Wegweiser, dass es noch 25 Minuten bis zu Bucht sind.
Der Weg ist gut ausgebaut. An einigen Absperrungen klettern wir über die stabilen Übersteighilfen. Immer wieder bietet der Weg herrliche Rückblicke durch das Tal nach Deià. Wir kommen durch Olivenhaine und entlang von Kulturterrassen, die mit Obstbäumen bepflanzt sind.
Bei einem Steg überqueren wir schließlich den Bach und folgen der Straße links ans Wasser. Nachdem wir einen markanten Felsen mit rötlicher Färbung passiert haben, wird das Gelände um uns herum deutlich niedriger.
Hier erreichen wir die Cala de Deia. Diese wunderschöne, von Felswänden umgebene Bucht hat einen schmalen Kiesstrand und glasklares Wasser. Ein Wildbach plätschert vom Tal unterhalb Deiàs hinab und mündet ins Meer. Mehrere Bootsgaragen sind mit Natursteinhäusern halb in den Fels gebaut.
Ein Restaurant liegt so idyllisch am Meer, dass wir beschließen, nach der Tour nochmals zum Essen hierher zu kommen. Es wird hier dann einiges lebhafter zugehen. So früh am Morgen herrscht an der Bucht jedoch noch eine himmlische Ruhe.
Von der Cala de Deia geht es wieder ein Stück die Zufahrt zurück, bis links ein Fußweg abzweigt. Der Weg ist etwas verwirrend und nicht deutlich zu erkennen. So halten wir uns bei einer Weggabelung erst einmal links
und laufen auf einer Mauerkrone geradeaus. Schnell heißt es für uns »Ende Gelände«. Der Weg bricht ab und vor uns geht es steil in die Tiefe. Wir kehren also um und suchen einen Pfad, der weiter oben durch den Hang führt.
Wir werden fündig und ein paar Steinmännlein weisen uns den Weg bergauf. Jetzt sind wir richtig, auf dem Camí dels Pintors. Ein Stück weiter oben können wir dann dem roten Punkt und weißen Pfeilen folgen. Der Pfad führt uns um die Bucht herum bis wir auf einer Anhöhe eine herrliche Sicht auf die Steinhäuser der Cala bekommen.
Weiter geht es entlang des Steilufers. Der Weg ist an manchen Stellen ausgesetzt, aber immer wieder mit Baumstämmen repariert und mit einem natürlichen Holzgeländer gesichert.
So stehen wir bald auf einem Aussichtsfelsen über den Còdols Blanc, einer Gruppe dreier weißer Felsklippen am Ostrand der Bucht. Wir bleiben weiterhin auf dem Pfad entlang der Steilküste. Dabei erreichen wir eine Art Picknick-Platz, der hoch über dem Meer liegt.
Auch von hier sind die weißen Klippen zu sehen. Da der weitere Wegverlauf etwas anstrengend ist, nutzen viele Wanderer diesen Ort am »steinernen Tisch« für eine ausgiebige Pause, bevor sie wieder umkehren.
Wir aber gehen weiter, wobei der Weg wirklich nicht mehr so toll ist. Nachdem wir erst durch einen schönen Pinienwald laufen, sind die weiteren Abschnitte entlang der Küste sehr ausgesetzt. Sturm und Regen richten immer wieder Verwüstungen am Steilufer an
und reißen den Pfad in die Tiefe. Dieser wird dann notdürftig neu angelegt, wobei allerdings nur wenig Wert auf eine ordentliche Hangsicherung gelegt wird. Der nächste Abbruch ist vorprogrammiert.
Das ist wohl der zweite Grund, weshalb wir hier keinem Menschen begegnen. Ein weiterer Grund ist schließlich die mangelnde Wegmarkierung, die jetzt ganz fehlt. Ein hölzerner Zaunüberstieg zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Wir befinden uns unterhalb des Künstlerdorfes Llucalcari und treffen auf das erste Haus. Da wir hier nicht zur Straße hoch kommen, laufen wir links an der alten Ummauerung vorbei, sodass sich bald wieder schöne Ausblicke auf das Meer ergeben.
Woher wissen wir ohne Wegmarkierung, wann wir zur Straße abzweigen können? Ganz einfach: irgendwann endet der Weg unvermittelt. Der weitere Verlauf ist Unwetter und Küstenerosion zum Opfer gefallen und eine Sanierung ist kaum lohnenswert. Wir schlagen uns also erst einmal rechts durchs Gebüsch nach oben.
Entlang der Mauer eines terrassierten Olivenhains finden wir dann immer wieder Teilstücke eines Pfades, der nach oben bis zu einem geschlossenen Holzgatter führt. Anstatt sich durch das Gestrüpp zu schlagen, kann man alternativ auch dort, wo man den Olivenhain sieht, über ein halb eingestürztes Mauerstück klettern und bequemer auf der anderen Seite nach oben steigen.
Bis zum Holzgatter verläuft dann ein Schotterfahrweg, dem wir nach rechts folgen. So wie der schmale Weg in einen breiten Landwirtschaftsweg mündet, halten wir uns links
und laufen durch einen weiteren Olivenhain hinauf, bis wir zu einem Haus kommen. Dort überqueren wir ein Gatter und halten uns links, um auf der asphaltierten Zufahrt zur MA-10 zu gelangen.
An der MA-10 angekommen, laufen wir nach rechts Richtung Deià. Hier haben wir mehrere Möglichkeiten: Über dem Künstlerdorf Llucalcari gibt es eine Bushaltestelle. Hier können wir den Bus bis Deià nehmen, wenn einer fährt. Oder wir laufen bei der Haltestelle rechts hinunter ins Dorf und statten diesem noch einen Besuch ab, bevor wir den Bus nehmen.
Nein, wir biegen gut 50 Meter nach Erreichen der MA-10 und noch vor der Bushaltestelle auf eine links hinaufführende Privatstraße ab. Bei dem Schild »Ca`n Rabin – coto privado« folgen wir dem größeren Weg rechts um die Kurve. Wir durchqueren eine gemauerte Durchfahrt und kommen auf einen weniger befestigten Weg.
Sowie die brüchig gewordene Straße um eine schärfere Linkskurve führt, zweigt der Wanderweg rechts ab auf einen Pfad. Zur Hilfe dienen hier zwei Steinmännli, sowie ein provisorisches Schild mit der Aufschrift GR 211.
Wir sind also wieder auf dem Fernwanderweg zwischen Sóller und Deià, dem wir von jetzt ab folgen. Nachdem wir uns einmal mehr wieder durch die Botanik gekämpft haben, geht es über eine Mauer hinweg auf einen richtigen Wanderweg.
Wir befinden uns auf dem Camí de Castello, der meist schattig unter Bäumen verläuft. Immer wieder haben wir tolle Aussichten zum Meer und auf die Cala de Deia. Der Weg zwischen Sòller und Deià ist eine beliebte Wanderstrecke. Anders als vorhin entlang der Küste begegnen uns nun auch viele andere Wanderer und auch ganze Wandergruppen.
Mit ihnen folgen wir immer dem Weg entlang der Mauer bzw. oberhalb der Küstenlinie, bis wir auf eine asphaltierte Straße treffe, auf der wir nach rechts abbiegen. Ab hier sehen wir dann auch wieder Pfähle mit der rot-weißen Markierung.
Wo wir das nächste Mal die MA-10 erreichen, müssen wir dieser nach links folgen. Durch die vielen Autos und Busse ist es entlang der Straße nicht so schön zu laufen. Nach gut 500 Meter sind wir aber auch schon erlöst und verläuft der GR 211 auf einer schmalen,
mit Natursteinmauern gesäumten Seitenstraße, die durch einen Olivenhain führt. Nachdem wir die Finca Son Bujosa passiert haben, schlängelt sich der Fußweg durch eine weitere Olivenplantage.
Sowie auch diese Plantage hinter uns liegt, geht es allmählich hinunter zur Straße, die zur Cala de Deià führt. Von Weitem blicken wir auf den markanten roten Felsen, den wir schon heute früh gesehen haben. Schließlich endet der Pfad an der Zufahrtsstraße zur Bucht und kommen wir bei der Brücke heraus,
auf der wir heute Vormittag den Bach überquerten. Hier halten wir uns links und laufen die Straße entlang hoch. Nach 40 bis 50 Metern zweigen wir von der Straße wieder nach links ab und folgen damit dem gepflasterten Treppenweg hinauf nach Deià.
Durch das zum Teil unwegsame Gelände war die Wanderung etwas anstrengend. Trotzdem überholen wir beim Aufstieg nach Deià so einige keuchende Spaziergänger die es gerade mal das kurze Stück zu Fuß zur Bucht runter und wieder hoch schaffen. Somit haben wir ein Essen im Ca's Patro March an der Cala de Deià ganz sicher verdient.
Zum Abschluss des teils wilden, aber schönen Ausflugs fahren wir also am späten Nachmittag mit dem Auto an die malerische Bucht, wo wir uns einen etwas hochpreisigen, aber leckeren Fisch in einem der schönsten Restaurants von Mallorca gönnen.
Eindrücke von einer schönen Küstenwanderung von Deià zur Cala de Deia und weiter durch Orangenplantagen und Olivenhaine.
Die Anfahrt erfolgt über die Ma-10 Sóller - Valldemossa, welche direkt durch Deià führt. Die Parkplätze im Ort sind zeitlich begrenzt und damit für die Wanderung ungeeignet. Deshalb empfehlen wir, den Pkw außerhalb stehen zu lassen. Außer dem größeren Parkplatz, den wir als Ausgangspunkt gewählt haben, gibt es auch einen Richtung Valldemossa. Dieser ist deutlich näher an Deià, aber auch kleiner.
Ausgangspunkt | Parkplatz unterhalb Deià (170 m) |
Koordinaten | N 39.7544, E 2.6479 |
Gehzeit | 3.30 Stunden |
Distanz | 11,5 km |
Anstiege | ca. 450 HM |
Grad | T2-3 (Trittsicherheit an der Küste) |
Einkehr | Restaurant Ca's Patro March, in Deià |
GPS-Daten | Wanderung Cala de Deia gpx |
KML-Daten | Wanderung Cala de Deia kml |