Die Wanderung von Port des Canonge nach Esporles ist eine Streckenwanderung. Da es keine Busverbindungen nach Port des Canonge gibt, müssen wir oben in Esporles entscheiden, wie es weiter geht. Entweder nehmen wir ein Taxi oder wir laufen zurück.
Beides ist machbar, aber irgendwie auch beides nicht sonderlich spannend. Also starten wir stattdessen Teil 2 unserer Megawanderung in Esporles. Dafür laufen wir zur Kirche und biegen links davon auf den Camí des Correu Richtung Banyalbufar. Ab dem Ortsrand von Esporles führt uns eine Natursteintreppe über eine bewaldete Kuppe, bevor wir nach einer knappen Viertelstunde die MA 1100 erreichen. Wir überqueren diese und laufen weiter den Weg zum Küstenort Banyalbufar. Von hier aus sollen es noch 2.15 Stunden sein. Der Weg verläuft die nächsten 900 Meter leicht oberhalb der Straße, bevor wir diese ein zweites Mal überqueren.
Auf der anderen Seite der Straße geht es auf einem schönen, alten Pflasterweg in einem großen Rechtsbogen bergauf, durch leider stark verwilderte Olivenhaine. Dieser Maultierweg ist der Vorgänger der MA 1100 und der MA 10 und hat früher Esporles mit Banyalbufar verbunden. Wir entfernen uns immer mehr von der Straße, sodass wir bald nur noch Vogelgezwitscher hören und keinem Menschen begegnen.
Überall blüht der Ginster. An einigen Stellen entlang des Weges treten noch die alten, offenen Bewässerungskanäle zutage. Allerdings liegen sie trocken. Eine Benutzung der Kanäle würde zu hohem Wasserverlust führen. Deshalb liegen Schläuche in den Kanälen, durch welche das Wasser heute zur Bewässerung auf die Felder oberhalb Banyalbufar geleitet wird.
Mitten im Wald passieren wir einen Kalkofen. Durch den vielen Kalkstein in den Bergen Mallorcas sind diese keine Seltenheit. Hier können wir einen kurzen Abstecher zu einem Aussichtspunkt machen, bevor es zur Passhöhe vom Coll de Pi geht. War es bisher sehr ruhig, begegnen wir hier tatsächlich anderen Leuten. Es sind Bauarbeiter. In mühsamer Handarbeit bessern sie den Pflasterweg aus. Dazu werden mit Schnüren kleine Felder eingeteilt und diese mit den vorliegenden Natursteinen wieder gepflastert. Auch die verfallenen Stücke der Mauern werden auf diese Weise ausgebessert, sodass der Weg seine alte Optik zurück bekommt. Schöne Sache.
Weiter führt uns die alte Maultierstraße durch Wälder aus Kiefern und schattenspendenden Flaumeichen. Einige Bruchsteinmauern unterbrechen den Weg, können aber auf Leitern überstiegen werden. Die Bitumenstraße und das erste Feld mit Weinanbau zeigt uns, dass wir bald die Terrassenfelder oberhalb von Banyalbufar erreicht haben. Auffallend ist hier der Erdbeerbaum. Er liebt die milden Winter und die in dieser Gegend vorherrschende hohe Feuchtigkeit. Im Oktober reifen seine in kleinen Trauben hängenden Früchte, die wie eine Kreuzung zwischen Erdbeeren und Litschi schmecken.
Bei Banyalbufar erkennen wir das maurische Bewässerungssystem besonders gut. Rund 2000 schmale Terrassen staffeln sich entlang des Berghangs um den Ort. Ausgrabungen zeigen, dass auch in der Antike schon Bewässerungen angelegt wurden. Die jetzige Form aber stammt aus der arabischen Zeit, als gleiche Systeme in Arabien und dem Rifgebirge in Marokko als Vorbild genommen wurden.So entstand über Banyalbufar ein wahrer Weingarten, in dem ausschließlich die Malvasier-Traube angebaut wurde. Der gute Wein am Hofe der Könige von Aragón soll für Jaume I. einer der Gründe gewesen sein, die Insel Mallorca zu erobern. Während nur noch vereinzelt Wein angebaut wird, ernten die Bauern inzwischen überwiegend Tomaten und anderes Gemüse.
Wichtig für den Anbau ist aber nach wie vor die Bewässerung. Aus gefassten Quellen in den Bergen wurde früher das Wasser über offene Kanäle in die großen Becken geleitet. Von dort versorgten kleinere Kanäle die Felder und weiter unten liegende Zisternen. Eine Tradition gab den Bauern Stundenfenster vor, in denen sie ihre Felder bewässern konnten. Natürlich waren diese bei den reichen Grundbesitzern größer, als bei den ärmeren.
Weil ihre Felder weiter oben lagen, war die Ernte der Reichen auch in trockenen Sommern gesichert. Die armen Bauern saßen hingegen immer wieder auf dem Trockenen. Heute ist die Verteilung ausgeglichen und anstatt durch offene Kanäle werden die Becken mithilfe von Wasserleitungen befüllt. Der Wasserverlust ist dadurch deutlich geringer.
Weiter geht es über das Sträßlein durch die Terrassenfelder hinunter in den Ort, wobei wir das große Becken des »Font de la Vila«, den Dorfbrunnen, passieren. Von dem Hauptbecken werden sowohl ein Teil der Felder, als auch die kleineren Zisternen mit Wasser versorgt. Genug der Rede vom Wasser. Wir haben Durst, weshalb wir schnurstracks das nächstgelegene Straßencafé von Banyalburfar ansteuern, bevor es an der Küste entlang zurück nach Port des Canonge geht.
Diese Wanderung haben wir in Anschluss an die Wanderung von Port des Canonge nach Esporles unternommen.
Die Anfahrt nach Esporles erfolgt über die Ma-10 Valldemossa - Banyalbufar. Wo diese in einem rechten Winkel nach rechts (von Valldemossa aus) abzweigt, geht es links nach Esporles. Einen Parkplatz nahe des Passeigs gibt es am Ende der Carrer Francesc de Borja Moll (39.6685, 2.57930). weitere Parkmöglichkeiten befinden sich in der Carrer de Sa Rectoria und der Carrer Joan Riutfort, der südlichen Verlängerung des Passeigs.
Ausgangspunkt | Passeig del Rei oder Kirche Sant Pere (190 m) |
Koordinaten | N 39.66780, E 2.57800 (Bar Avenida am Passeig) |
Gehzeit | 2.30 Stunden |
Distanz | 7,6 km |
An- und Abstiege | ca. 300/350 HM |
Anforderungen | Leichte Bergwanderung auf meist breiten und gut zu begehenden Wegen und Pfaden. |
Einkehr | in Esporles und Banyalbufar |
GPS-Daten | Wanderung Esporles Banyalbufar gpx |
KML-Daten | Wanderung Esporles Banyalbufar kml |