Für die Wanderung um den Puig des Tossals Verds fahren wir mal wieder die uns schon bekannte Strecke von Port de Sóller nach Lluc. Nach 20 Kilometern erreichen wir den Embassament de Cúber, einen der großen Stauseen in der Serra de Tramuntana.
Wir sind früh dran, sodass wir den kleinen Parkplatz direkt am Startpunkt oberhalb des Sees nutzen können. Ansonsten gibt es 300 Meter weiter einen zweiten, größeren Parkplatz, bei dem auch die Busse auf dem Weg zum Wallfahrtsort Lluc halten.
Von hier könnten wir durch den Barranc de Biniarax über den Fernwanderweg GR 221 zurück nach Sóller wandern. Wir aber wollen ja den Puig des Tossals Verds umrunden. Damit wählen wir zwar auch den GR 221, allerdings in Richtung Refugi des Tossals Verds. Vom Parkplatz führt der Weg durch ein Eisengatter
und dann links entlang des Zauns bzw. parallel der Straße. Nach der ersten Linkskurve verlassen wir die Bergstraße MA 10 und biegen rechts nach Pas Lis und dem Refugi ab. Die Entfernung wird vor Ort mit einer Stunde und 50 Minuten angegeben. Ob das so passt?
Über mehrere Kehre führt uns der Wanderweg hoch auf den Pass Coll de sa Coma des Ases. Hier haben wir bereits den höchsten Punkt unserer Tour erreicht. Die Anhöhe ermöglicht uns einen eindrucksvollen Panoramablick über den Cúber-Stausee und auf das Bergmassiv Puig Major. Weiter geht es zunächst links entlang einer Bruchsteinmauer.
Bei einem Durchstieg queren wir diese und steigen südlich wieder bergab. Kaum sind wir auf dieser Bergseite, verebbt der Straßenlärm der MA 10 hinter uns. Das Rauschen des Winds und Vogelgezwitscher sind nun unsere einzige Begleiter.
In einem trockenen Bachbett entdecken wir die Überreste eines Kleinflugzeugs. Ein Stück weiter liegen die Tragflächen. Laut dem Rother Wanderführer soll der Pilot seine Bruchlandung wie durch ein Wunder überlebt haben.
Dennoch ist es ein komisches Gefühl, wenn man die verstreuten Reste der Maschine dort so liegen sieht. Und warum räumt sie keiner weg? Für Ablenkung sorgt die Sicht auf den majestätisch wirkenden Tafelberg Puig d' Alaro.
Nach der Absturzstelle führt uns der nun angenehm zu laufende Pfad durch das Hochtal. Ganz nah können wir Mallorquinische Bergziegen beobachten. Eigentlich sind es Wildtiere, an die Begegnung mit Wanderern aber haben sie sich längst gewohnt. Während wir uns an ihren Anblick erfreuen können, werden sie bei anderen zur Plage.
So haben die Ziegen den Weg in die hübschen Finca-Gärten längst entdeckt und somit auch das frische junge Grün, das dort wächst. Da hilft kein Zaun und keine Mauer. Sie öffnen die Gatter oder Schwingtüren oder springen einfach darüber hinweg. Trotz Jagd bleiben welche übrig, an denen sich die Wanderer erfreuen können.
Nach und nach rücken die Berghänge dichter zusammen, sodass wir bald eine offene Wasserleitung an der Felswand gegenüber erkennen, die vom Cúber-Stausee herkommt. Sie wird durch einige Tunnels geführt,
dessen Ein- und Ausgänge gut erkennbar sind. Durch die Tunnel führt ein alternativer Wanderweg zum Refugi des Tossals Verds. Eine Taschenlampe ist in den stockdunklen Tunneln aber unentbehrlich.
Schließlich verengt sich das Tal zur Schlucht des Torrent d'Almedrà. Über Geröllhalden und Felsenwege verläuft der Steig in engen Kehren abwärts, bis wir die Felsbarriere des Pas Llis erreichen. Dieses Nadelöhr ist die Schlüsselstelle der Wanderung. Über Steinrampen führt die Kletterstelle luftig in die Höhe.
Ketten helfen und geben Sicherheit. Die Stelle ist nicht ausgesetzt, sodass der Aufstieg frei von Tiefblicken ist. Schwindelfreiheit ist also keine Voraussetzung, um die Felsenge zu meistern. Als Entschädigung für den kurzen Kraftakt bekommen wir oben einen tollen Blick in die wild zerklüftete Schlucht.
Oberhalb der Schlüsselstelle verläuft der Pfad in leichtem Auf und Ab durch die felsige Gebirgslandschaft. Über einen Abzweig ist von hier aus der Aufstieg zum Gipfel des Puig des Tossals Verds möglich. Die Strecke soll aber Ausdauer fordernd und schwierig sein. Ein Stück weiter können wir bei einer Anhöhe bereits das Refugi des Tossals Verds sehen.
Bevor wir dieses erreichen, queren wir einen größeren Olivenhain und passieren das »Camp experimental«. Hier wird der Versuch durchgeführt, die ursprüngliche Vegetation wieder herzustellen. Einen kleinen Hügel und eine Handvoll Schafe weiter erreichen wir das Refugi.
Beim Refugi des Tossals Verds angekommen, wissen wir, was wir beim Start schon vermutet haben. Eine Stunde und 50 Minuten sind für die Pfade bis hierher sehr sportlich bemessen – tatsächlich brauchen wir zweieinhalb Stunden,
ohne unterwegs großartig Pausen eingelegt zu haben. Dafür gönnen wir uns auf dem Picknickplatz eine ausgiebige Pause. Wir sind alleine und auch das Refugi macht einen geschlossenen Eindruck.
Wer hier essen ober übernachten will, sollte sich vorher unbedingt telefonisch anmelden. Sonst kann es sein, dass er vor verschlossenen Türen steht oder höchstens was zu Trinken bekommt. Wir selbst haben genug Proviant dabei und – weil kaum ein Wanderer zugegen ist – bald einen geschützten Platz unter einem Baum gefunden.
Das Steinhaus vom Refugi mit seinen Palmen und Wein davor ist richtig hübsch. Mit dem Ausblick auf die gepflegten Obstgärten kann man es hier sicher eine Weile gut aushalten. Leider fängt es bei unserem Aufenthalt leicht an zu nieseln, weshalb wir unsere Pause auf eine halbe Stunde beschränken.
Nach einer Stärkung geht es vom Vorplatz auf die Rückseite des Refugi und über einen gut angelegten Pfad in Richtung Font des Prat bergauf. Beim nächsten Abzweig – fünf Minuten oberhalb vom Refugi – halten wir uns rechts Richtung Font des Noguer. Ca. 20 Minuten später passieren wir den Abzweig nach Manacor.
Weiter geradeaus wird das Gelände deutlich flacher. Auch den nächsten Abzweig lassen wir links liegen. Dieser führt durch ein Tal zwischen Refugi und dem Puig wieder zum Camp experimental. Die Sonne scheint inzwischen wieder. Der Weg selbst bietet uns einige schöne Ausblicke und ist über ebenerdige Felsblöcke angenehm zu laufen.
Ein Stück weiter unten plätschert der Torrent des Prat. Auf der gegenüberliegenden Hangseite blicken wir auf ein Aquädukt. Über dieses, entlang des Kanals, führt ein Weg zum Font des Prat und weiter nach Lluc.
Wir aber bleiben beim Torrent, den wir bald queren. Nahe der Quelle Pou de sa Bassola ist der Bach zugänglich. Bei dieser schönen Oase gönnen wir uns nochmals eine Pause. Für Erfrischung sorgt das kühle Nass im glasklaren Bach.
Anschließend überqueren wir wenige Schritte oberhalb vom Wildwasser den Bach mit Hilfe von Steinen an einer deutlich ruhigeren Stelle.
Einen Steinwurf weiter überqueren wir den Bach abermals. Diesmal aber über eine richtige Holzbrücke.
Oberhalb der Bachquerungen befindet sich der Abzweig zum Aquädukt mit dem Font des Prat und nach Lluc. Nochmals ein ein Stück weiter erreichen wir die zweite Möglichkeit für den Aufstieg durch den Wald zum Gipfel des Tossals Verds.
Von hier aus soll es einfacher sein, den Berg zu bezwingen. Nachdem uns schon einige Kilometer in den Beinen stecken, bleiben wir jedoch auf dem Weg immer in Richtung Font des Noguer beim Cúber-Stausee.
Nachdem der eher unauffällig Pass Coll des Coloms hinter uns liegt, erreichen wir eine kleine Brücke. Über diese queren wir den Canal des Embassaments, eine hässliche Betonschale, die zur Stromgewinnung dient und die uns jetzt bis zum Cúber-Stausee begleitet.
Da das Bauwerk recht hoch ist, stört sie die Sicht bergseits. Dafür blicken wir bald auf den Gorg Blau, einen weiteren Stausee der Tramuntana. Und dahinter erhebt sich das Bergmassiv des Puig Major.
Das letzte Wegstück zieht sich zwar ganz schön in die Länge, es geht aber immer leicht bergab, sodass diese Passage gut zu laufen ist. Beeindruckend ist ein Felsblock, der markant neben der Betonrinne sitzt. Auf ihm wächst ein recht großer Baum, dessen Wurzeln sich durch das Gestein arbeiten. An manchen Stellen ist gut zu erkennen,
wie diese Teile des Felsens gesprengt haben. Mit diesen letzten schönen Eindrücken kommen wir bald danach beim Parkplatz an. Während sich dieser inzwischen gut gefüllt hat, können wir zufrieden auf die erfolgreiche Bergwanderung zurück- und den in der Nachmittagssonne glitzernden Cúber-See hinabblicken.
Eindrücke von einer abwechslungsreichen Wanderung um den Puig des Tossals Verds in der Tramuntana auf Mallorca.
Die Anfahrt erfolgt über die Ma-10 Sóller - Pollença bis zu den Parkplätzen oberhalb des Embassament de Cúber bzw. an der Straße zwischen dem Cúber und dem Embassament del Gorg Blau. Direkt am Ausgangspunkt befindet sich auch eine Bushaltestelle.
Ausgangspunkt | Parkplätze an der Ma-110 oberhalb Cúber-Stausee (770 m) |
Koordinaten | N 39.7872, E 2.7970 |
Gehzeit | 5 bis 6 Stunden |
Distanz | 11 km |
An- und Abstiege | ca. 720 HM |
Grad, Anforderungen | T3 wegen teils unwegsamen Gelände. |
Einkehr | Refugi de Tossals Verds (nicht immer geöffnet) |
GPS-Daten | Wanderung Tossals Verds gpx |
KML-Daten | Wanderung Tossals Verds kml |