Da wir früh am Morgen in Mallorca angekommen sind und uns fit fühlen, brechen wir bereits am Mittag zu leichten Wanderung hoch nach Sóller auf. Wir starten direkt an der Strandpromenade vorm Hotel Marina. Nach einem kurzen Stück entlang des Passeig de sa Platja biegen wir zwischen den Restaurants
Es Canyis und Pato Pekin links ab und verlassen damit die Strandpromenade. Geradeaus geht es am Restaurant Campo Sol vorbei. Wir folgen der Straße über eine Linkskurve aus dem Ort heraus. Noch vor dem Warnhinweis zu einem Bahnübergang biegen wir rechts ab zu einer Hotelruine.
Das seit 1999 leer stehende Hotel Rocamar ist einer der ältesten Schandflecken Port de Sóllers. Nachdem ein jugendlicher Gast wegen der maroden Balkongitter fast zu Tode gestürzt war, musste das Hotel schließen. Seitdem ist das Gebäude dem Verfall überlassen und dient höchstens noch als illegale Müllkippe und unorthodoxen Orientierungspunkt.
Der Consorcio Bolsa de Alojamientos Turísticos wollte die Ruine kaufen und abreißen lassen. Leider aber flossen erst einmal etliche Euro in die falschen und korrupten Hände. Wann die Zeit für den Abriss kommt, steht daher immer noch in den Sternen.
Wir passieren diese Ruine und erreichen bald eine Wanderkarte. Unser Standort ist mit dem Punkt Nr. 2 markiert. Bei der Karte teilt sich der Weg. Der eine führt uns in einer knappen halben Stunde direkt nach Sóller. Wir aber wollen über Muleta nach Sóller wandern.
Also biegen wir scharf rechts auf einen steinigen Pfad ab, der uns in einem großen Bogen hoch in die Berge führt. Bei im Mai blühenden Ginsterbüschen geht es nun durch einen verwachsenen Kiefernwald. Vereinzelt können sich Buschrosen in dem Gestrüpp behaupten.
Durch ein paar Gatter (Vorsicht Stacheldraht auf dem Holz!) erreichen wir mehr oder weniger gepflegte Olivenhaine. Mit schönen Natursteinmauern sind diese in Terrassenform angelegt.
Auf dem nächsten Abschnitt öffnet sich mehrmals die Sicht auf Port de Sóller. Durch den Blickwinkel ist der Ausgang zum Meer verdeckt, sodass man das Gefühl hat, auf einen vom Meer abgetrennten See zu blicken.
Auf einem Plateau steht die Finca Muleta de Ca S'Hereu. Inmitten der einsam wirkenden Natur bietet diese Zimmer an. Auch Wanderer, die dort nicht übernachten, sind herzlich willkommen und werden mit frisch gepresstem Orangensaft bedient.
Ein gelangweilt wirkender Esel begrüßt uns und freut sich über ein paar frische Blätter Löwenzahn. Die nächste Finca, die Muleta Gran muss umgangen werden. Hier kommen wir auf einen unbefestigten Fahrweg.
Wo wir die Anhöhe Es Canons passieren, bleiben wir geradeaus und laufen damit ein Stück weiter Richtung Deià. Hier finden wir auch wieder eine Wanderkarte. Der Abzweig würde uns zum Refugi de Muleta bringen, eine Schutzhütte für Fernwanderer auf einer Anhöhe beim Leuchtturm am Cap Gros.
Auf einer breiten Staubstraße geht es für uns jetzt weiter bergauf. Dort, wo nach links ein befahrbarer Weg abzweigt, bleiben wir auf der breiteren Piste und laufen damit rechts um die Kurve herum.
Gut hundert Meter weiter geht der Weg über in einen bituminierte Straße. In leichtem Auf und Ab führt uns diese bis zur MA-10, der großen Küsten- und Gebirgsstraße durch die Tramuntana. Inzwischen haben wir einen Großteil der Höhenmeter bewältigt. Wir laufen ein Stück links auf der Hauptstraße.
Damit geht es zunächst weiter bergauf Richtung Deià. Nach ca. 120 Meter entlang der Straße leiten uns Schilder vor der Hotelmauer des Son Bleda auf die andere Straßenseite zu einem Schotterweg nach Deià. Wer möchte, kann bereits bei Can Bleda nach Sóller abbiegen. Wir aber laufen weiter bis zur Capella de Castelló.
Die Kapelle wurde im 17. Jahrhundert von den Einwohnern Castellós gebaut. Sie ersparte ihnen den beschwerlichen Weg ins Dorf, um an der Messe teilzuhaben. Eine Bruderschaft kümmerte sich eine Weile um die Instandhaltung der Kapelle und ein Lehrer nutzte diese sogar eine Zeitlang als Schule für die Kinder der Gegend. 1910 wurde das Gotteshaus durch die Besitzer des Can Prohom von Grund auf restauriert.
Leider war der Erfolg nur von kurzer Dauer. Weil sich danach niemand mehr für den Erhalt verantwortlich fühlte, stürzte das Dach ein und verfielen die Mauern. Inzwischen hat der Besitzer das Eigentumsrecht an den Consell de Mallorca übertragen. Das weckt die Hoffnung, dass die Kapelle irgendwann doch wieder instand gesetzt wird.
Hinter der Capella de Castelló biegen wir rechts ab und machen einen Abstecher zur Finca Can Prohom. Einen Steinwurf weiter oben erwarten uns einen schöne Aussicht und ein kleines Café. Auf der gepflegten Terrasse mit bequemen Rattansesseln wird mit frischem Orangensaft und Kuchen geworben.
Zwischen den Palmen zieren Iris und viele Geranien den Garten. Nach einer kurzen Pause – allmählich müssen wir dem frühen Aufstehen Tribut zollen – geht es zurück zur Kreuzung bei der Kapelle und ab dort geradeaus.
Anders als bisher gewohnt führt der Weg nun weg von Deià. Wir laufen durch Johannisbrot- und Olivenhaine, bis sich der Weg teilt. Hier haben wir die Möglichkeiten, Sóller über den Camí des Rost oder den Camí de Castelló zu erreichen.
Auf dem zweiten sind wir genau richtig und werden an der Finca Ca´s Xorc vorbei geführt. Auch diese Luxusherberge wirbt mit Kaffee und Kuchen. Wer will, gönnt sich von der Terrasse aus eine weitere schöne Aussicht auf Port de Sóller und über die Berge bis zum Puig Major.
Wir bleiben zunächst noch auf dem Camí de Castelló. Nachdem wir eine auffallende, mit Pinien bewachsene Kuppe passiert haben, zweigen wir links auf einen schmaleren Pfad nach Sóller ab. Auch nach der Finca Ca'n Gamundi halten wir uns links und folgen dem Wanderweg entlang mehrerer Trockensteinmauern und Olivenhaine.
Hin und wieder wechseln sich diese mit Zitronenplantagen ab. Erst beim Abzweig zum Camí de Rocafort verlassen wir den Camí de Castelló. Inzwischen haben wir eine ständige Aussicht auf Sóller und das dahinter liegende Gebirge der Tramuntana.
Der Weg abwärts verläuft über einen schmalen gewundenen Pfad, der mit zum Teil kratzigen Büschen eingewachsen ist. Über eine Brücke queren wir Bahngleise. Als wir beim zweiten Mal die Bahnlinie kreuzen – diesmal bei einem unbeschrankten Bahnübergang – kommt uns der hübsche Tren de Sóller auf seinem Weg von Palma nach Sóller entgegen.
Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu unserem Ziel. Doch noch einmal ist Vorsicht geboten. Denn nach der Bahnstrecke müssen wir die MA-11, die Ausfallstraße nach Palma, auf Höhe der Repsol-Tankstelle überqueren. Rechts der Tankstelle geht es ins Zentrum und zur Kathedrale Sankt Bartholomäus von Sóller.
Nachdem wir die Carrer del Capità Angelats durchquert haben, biegen wir links in die Carrer de Tamany ab und folgen dieser um die Rechtskurve. Über die Carrer de Baucà erreichen wir schließlich das Zentrum mit der Kirche. Hier erwarten uns der gepflegte und schön gestaltete Plaça Constitució und eine Unmenge von Touristen. Nette Restaurants unter freiem Himmel warten auf Kundschaft.
Aber wir sind müde von der frühen Anreise und der ersten Wanderung. So schlendern wir nur kurz durch die engen Gassen, eh wir zur Haltestation de Tramvia de Sóller laufen. Mit der Straßenbahn geht es dann langsam durch die Innenstadt, dann durch liebevoll gepflegte Zitronenhaine bis hinunter ans Meer und die Hafenmole von Port de Sóller.
Eindrücke von einer leichten Wanderung nach Sóller mit Start an der Küste und Rückfahrt mit der Tram nach Port de Sóller
Der Startpunkt zur Wanderung nach Sóller war bei uns direkt am Hotel Marina, ansonsten kann man aber genausogut an jedem Punkt in Port de Sóller starten. Wir empfehlen, den Ort über die Straße zu verlassen, die am Restaurant Campo Sol vorbeiführt. Der eigentliche Einstieg ist dann bei der Hotelruine. Für die Rückfahrt empfehlen wir die Bahn von Sóller an den Hafen. Dies ist zwar nicht ganz billig (zu dritt ist bereits ein Taxi günstiger zu haben), aber etwas Besonderes.
Ausgangspunkt | Strand in Port de Sóller |
Koordinaten | N 39.7910, E 2.6934 |
Gehzeit | 3 bis 3.30 Stunden |
Distanz | 9,9 km |
An- und Abstiege | ca. 350/310 HM |
Grad | T2 |
Einkehr | Restaurant Can Prohom, Restaurant Ca's Xorc, in Sóller |
GPS-Daten | Wanderung Soller gpx |
KML-Daten | Wanderung Soller kml |