Unser Fahrer auf Gozo erwartet uns bereits am Hafen. Er wird uns den ganzen Tag über die Insel fahren. Einen Plan mit den von uns gewünschten Sehenswürdigkeiten hatten wir bereits im Vorfeld der Reise erstellt. Die Reihenfolge aber lässt sich natürlich noch verbessern, womit Anna diesen gleich zu Beginn der Rundfahrt neu ordnet. Aber das kennen wir ja schon von unserer Rundreise auf Sri Lanka. Unser erstes Ziel auf Gozo ist Xewkija. Schon bei der Anfahrt bestätigt sich, dass es auf Gozo einiges gemächlicher zugeht als auf der Hauptinsel Malta. Auf den Straßen sind kaum Autos unterwegs. Das mit dem vielen Grün trifft indes weniger zu. Auch auf Gozo leidet die Vegetation unter dem zurückliegenden, ungewöhnlich trockenen Winter.
Xewkija, ausgesprochen Tscheouki'ja – ja, Maltesisch ist ein echter Zungenbrecher – ist die älteste Stadt Gozos. Sie hat nur knapp über 3000 Einwohner, wird aber trotzdem Stadt genannt. Die wichtigste Sehenswürdigkeit im Ort ist die majestätische Kirche, die Rotunda. Schon von unserem Hotel aus ist der gewaltige Kirchenbau in der Ferne zu erkennen. Das muss uns nicht wundern. Die Rotunda besitzt die viertgrößte Kuppel Europas. Damit ist sie zugleich das Wahrzeichen Gozos.
Die Johannes dem Täufer geweihte Kirche war früher Sitz der Ritter des Malteserordens. Der heutige, aus maltesischem Sandstein errichtete Kirchenbau wurde zwischen 1952 und 1972 um die alte Dorfkirche herum gebaut. Es war wichtig, dass die Bevölkerung trotz der Bauarbeiten ihrem Kirchgang nachgehen konnte. Erst nach dem Ende der Arbeiten wurde die alte Kirche abgerissen, Teile davon aber in der Seitenkapelle wieder aufgebaut. Finanziert wurde das Bauvorhaben zum Großteil von den Einwohnern Gozos, die auch selbst tatkräftig Hand anlegten, um zum Gelingen der Arbeiten beizutragen.
Schön an der Kirche ist, dass hier der maltesische Sandstein naturbelassen ist. Weder aufwendige Malereien noch Goldschnörkel verdecken die Wände. Trotzdem ist sie reich verziert mit Ornamenten, die auf dem ersten Blick an Stuckarbeiten erinnern. Allerdings waren hier keine Stuckateure, sondern Steinmetze am Werk. Frisch abgebauter, maltesischer Sandstein ist weich und leicht zu bearbeiten. Erst nach der Lagerung härtet er weiter aus. Durch die Farbe und die großen Fenster wirkt das Innere der Kirche zudem sehr freundlich.
In der Seitenkapelle entdecken wir einen Lift. Anna ist dieser zwar weniger geheuer, sie kommt aber trotzdem mit nach oben, wo sie uns weiter mit Infos über Gozo und die Kirche versorgt. Währenddessen können wir um die Kuppel herum spazieren und von mehreren Podesten aus wunderschöne Ausblicke über die gesamte Insel und über das Meer zur Hauptinsel genießen. Dann geht es nochmals aufwärts. Jetzt ohne Anne, gelangen wir über eine enge Wendeltreppe zum Uhrwerk und weiter bis ganz hoch zu den Glocken. Auf der wenig Vertrauen erweckenden Konstruktion ist es nun auch meinem Mann nicht mehr so geheuer. Dennoch folgt er mir tapfer bis ganz nach oben. Dort angekommen, erwartet uns zwar eine Menge Vogeldreck, dazu aber auch eine spektakuläre Sicht auf die Kuppel und die Kirche. Bei einem immer noch kräftigen Wind geht es dann auch schon wieder nach unten und weiter nach Ġgantija, unserem zweiten Ziel auf Gozo.