Nach dem Besuch der Blauen Grotte bietet sich an, den Ausflug mit der Besichtigung der prähistorischen Tempelanlagen von Hagar Qim und Mnajdra zu verbinden. Diese befinden sich gleich um die Ecke, sind gut erhalten und damit auch lohnenswert. Natürlich ist auch dieser Tempelkomplex mit ordentlichen Parkplätzen und einem Besucherzentrum gut erschlossen. Ein 4D-Film zeigt Ausschnitte der Ausgrabungszeiten, wobei uns mal warmer Wind durch die Haare bläst, mal ein feuchter Regenschauer entgegen schlägt. Im Anschluss an das 4D-Filmerlebnis schauen wir uns ein paar ausgestellte Replikate der hier gefundenen Venusgestalten in üppigen Formen an. Dann geht es raus nach Hagar Qim.
Die Lage der Tempelkomplexe ist traumhaft schön: einsam, inmitten der freien Natur und dem blauen Meer zugewandt. Für den Wermutstropfen hat leider ausgerechnet die UNESCO gesorgt. Der Organisation verdanken wir, dass über beide Tempel ein Zelt gestülpt ist, das eher an einen Zirkus erinnert als an Urgestein. Aber auch das kennen wir ja schon von den Felsenkirchen von Lalibela in Äthiopien. Offenbar braucht die UNESCO dringend Nachhilfe in Landschaftsästhetik. Die alten Steine sollen ja geschützt sein. Da aber auf Malta alle wichtigen Funde sofort ins Museum von Valletta verfrachtet wurden, bestehen die Anlagen nur noch aus alten, mit neuen Steinen ergänzten Mauern und Replikaten. Ob man dies mit einer dauerhaften Überdachung schützen muss?
Egal, zumindest schützt das Zelt die Besucher vor der sengenden Sonne. Zu dumm nur, dass es ähnlich einer Felswand auch den Schall zurückwirft, woran zwei lärmende Schulklassen ihre laute Freude haben. Um den größten Krach zu entgegen, warten wir eine Weile ab. Meist verfliegt das Interesse bei Kindern an alten Steinen doch recht schnell, solange es verboten, darauf herum zu klettern. Wir behalten Recht. Schon nach wenigen Minuten kehrt Ruhe ein und finden wir Platz in der Anlage.
Hagar Qim und Mnajdra zählen zu den besterhaltenen Megalithanlagen von Malta. Dennoch stehen sie nach Einschätzung der Archäologen im Schatten des Ggantija-Tempels auf Gozo, welcher als Vorbild dieser Anlage diente. Trotzdem sind die Tempel imposant, zumal die Ausgrabungen mehrere Monolithe mit einem Gewicht von bis zu 20 Tonnen zu Tage förderten. Wen wundert es da, dass die Malteser bis zum Beginn der Ausgrabungen dachten, bei den aus dem Boden ragenden, rätselhaften Steinformationen handelte es sich um die früheren Behausungen von Riesen? Von der alten Annahme leitet sich auch der Name Hagar Qim ab, was so viel wie »Stehende Steine« bedeutet.
Mnajdra ist der jüngere der beiden Tempel und gut 500 Meter von Hagar Qim entfernt. Ein gut angelegter Fußweg verbindet beide durch die vertrocknete Botanik miteinander. Beide Anlagen ähneln einander bei den Mauern, Türen und Steintischen. Mnajdra weist jedoch Verzierungen durch eine spezielle Punktornamentik auf. Zudem ist dieser Tempel von einer Mauer aus korallinem Kalkstein umgeben. Das macht ihn weniger anfällig für Verwitterungen als Hagar Qim.
Beim Anblick der beiden Tempel sind wir schon beeindruckend, was die Menschheit bereits vor x-Tausend Jahren ohne Maschinen zustande bekommen hat. Allein dadurch lohnt sich ein Besuch von Hagar Qim und Mnajdra selbst für diejenigen, welche auf Malta nur für einen Badeurlaub verbringen möchten. Verbunden mit der Bootstour zur Blauen Grotte ist die Gegend insgesamt eine richtig schöne Ecke für einen Ausflug. Natürlich laden einige Wanderwege zu längeren Touren ein. Und auch das Restaurant mit hübschem und gepflegtem Garten beim Besucherzentrum freut sich über Kundschaft. Unser nächstes Ziel aber ist Marsaxlokk.