Der Nationalpark von Ifrane besteht aus mehreren Teilgebieten am westlichen Rand vom Mittleren Atlas. Innerhalb des Parks gibt es zwei erloschene Vulkane, zwei Seen und mehrere Wasserfälle. Bekannt ist das Schutzgebiet außerdem für seine ausgedehnten Zedern- und Steineichenwälder und seine Berberaffen.
Eindrücke unserer Ausflüge und Rundgänge durch die Königsstädte von Marokko.
Ohne uns irgendwelche Berberaffen anzukündigen, biegt Abdul bei der Weiterfahrt Richtung Königsstadt Marrakesch nach links von der Hauptstraße ab. Von der gut ausgebauten N8 wechseln wir auf eine Schotterstraße. Wir befinden uns im Mittleren Atlas, das ist klar. Aber wo genau können wir nicht sagen. Einzig ein Schild weist darauf hin, dass wir uns auf dem Weg in den Nationalpark Ifrane befinden. Nun gut, wir lassen uns überraschen.
Wir müssen nicht lange warten. Nachdem wir erst bergauf durch einen Wald kommen, endet die Fahrt wenige Minuten später... »Oh, schau! Da sind Affen!«, entfährt es Annette. »Da sind überall Affen!« Abdul schmunzelt und stellt den Wagen auf dem Parkplatz des Parks ab.
Berberaffen im Nationalpark Ifrane
Genau genommen ist es der Nationalpark von Ifrane beim Cèdre Gouraud Forest. Mit einer Fläche von 53.000 Hektar ist er ein einzigartiges Gebiet im Mittleren Atlas mit etlichen Flüssen, Quellen, kleinen Vulkanseen und Grotten. Hier befinden sich die größten, zusammenhängenden Zedernwälder Marokkos. Die Zeder Gouraud ist riesig, doch längst abgestorben. Aber irgendwie ist es wie beim Chellah in Rabat: Wen interessiert das schon, wenn die Bäume voll mit Berberaffen hängen?
Also nichts wie raus aus dem Auto und den Affen hinterher. Wirklich beeilen müssen wir uns jedoch nicht. Zwar ist die Region nur sehr dünn besiedelt, an den Menschen haben sich die Tiere aber schon lange gewöhnt. Ohne sich von uns stören zu lassen, ach was schreib ich? Ohne von uns überhaupt richtig Notiz zu nehmen, turnen sie über die Dächer der Andenkenstände, überfallen sich gegenseitig oder springen waghalsig von Ast zu Ast. Auch ein wenige Tage altes Junges ist dabei - noch ist es hässlich wie die Nacht und doch ist es der Star auf dem Dach. Die Überraschung ist gelungen.
Zurück auf der N8, dauert es nicht mehr lange, bis wir nach Azrou kommen. Es ist kurz vor 10:30 Uhr und damit die richtige Zeit für eine Kaffeepause. Gut, wir gönnen uns erst einen kleinen Gang durch den Ort, dann aber setzen wir uns zu Abdul in ein Café und genießen die erste kühle Coke des Tages. Was wir nicht wissen: bis zum Abend werden wir noch einige Getränke brauchen, um den Tag zu überstehen. Aber soweit sind wir noch nicht.
Stattdessen genießen wir die milde Bergluft. Immerhin befindet sich Azrou auf 1.250 Meter Höhe, hoch genug, um neben Ifrane den Status eines Höhenkurorts innezuhaben. Zur Kolonialzeit erlebte der Ort einen Aufschwung, weil viele Franzosen hier die heißen Sommermonate verbrachten und eine Neustadt bauten. Da die Marokkaner aber lieber nach Ifrane oder Immouzzer fahren, wirkt der Ort heute recht ärmlich. Daran kann auch die kleine Krone auf dem markanten Felsen nichts ändern, welcher Azrou (= Felsen) seinen Namen gab.
Ein weiteres Highlight auf der Fahrt erleben wir südlich von Azrou, als Schafe scheinbar kreuz und quer über die Straße laufen. Nur mit Mühe können wir so etwas wie eine Ordnung in den Herden entdecken. Von Abdul erfahren wir, dass es hier einen Tierarzt gibt und die Tiere auf dem Weg zu einer Schutzimpfung sind.