Unsere Marokkoreise mit Start in Casablanca beginnt gleich mit zwei Premieren: Da wir an einem Samstag fliegen müssen, starten wir das erste Mal vom Flughafen Straßburg und, weil wahrscheinlich irgendjemand seine Tasche zu lange unbeaufsichtigt herumstehen ließ, gibt es Alarm und müssen, mit Ausnahme der Sicherheitsleute, alle das Flughafengebäude verlassen.
Wenn man mit seinem Französisch lediglich etwas zu Trinken bestellen bzw. nach der Rechnung fragen kann, ist dies doch lustig. Von dem kühlen Wetter und unserer Sommerkleidung mal abgesehen. Nach gut einer halben Stunde ist der Spuk zum Glück vorbei, können wir Einchecken und landet auch der Airbus der Royal Air Maroc pünktlich.
Obwohl das Flugzeug sehr klein ist, dauert das Boarding extrem lange. Dadurch heben wir zu spät ab und kommen mit fast einer Stunde Verspätung in Casablanca an. Auch sollte man sich nicht zu früh über die vielen offenen Schalter bei der Einreise freuen. Denn selbst, wenn meist nur ein paar Leute in der Schlange stehen, brauchen die Beamten doch einige Zeit,
um den Stempel, zusammen mit einer fortlaufenden Nummer, in den Reisepass zu drücken. Ist aber nicht weiter schlimm, weil sich dadurch die Wartezeit beim Gepäck auf ein Minimum reduziert oder, wie in unserem Fall, die Koffer sogleich vom Band gepickt werden können.
Erleichtert sind wir aber erst, als wir das Schild von Hora-Tours entdecken und Abdul, unseren Fahrer und Reiseleiter, kennen lernen. Auch er scheint erleichtert, dass er keine zwei Griesgrame abholen muss und das Warten für ihn endlich ein Ende hat. Auch weil er am Abend zuvor bei der Hochzeit seiner Schwester war und die Nacht noch nicht ganz verdaut hat.
Zudem sind wir nun doch froh, in T-Shirt und luftiger Hose angereist zu sein. Denn auch wenn es in Casablanca im Vergleich zum Inland nicht so heiß ist, liegen die Temperaturen doch weit über denen von Straßburg. So sehen wir, wie andere Passagiere unseres Flugs schon wenige Schritte außerhalb des Flughafens arg ins Schwitzen kommen.
Auf der Fahrt in die Stadt fällt uns auf, dass die Straßen in Marokko deutlich sauberer sind als wir es von Afrika gewohnt sind. Zudem erfahren wir, dass der König zurzeit in Casablanca weilt. Erst später lesen wir, dass das eine eng mit dem anderen verknüpft ist.
Denn neben dem jeweiligen Gouverneur einer Region hängt die Sauberkeit in Marokko sehr stark davon ab, wo sich der König gerade aufhält oder zu Besuch angemeldet hat.
Eindrücke von der kleinen Medina von Casablanca. Aufnahmen von mehreren Marktständen der Händler.
In der alten Medina von Casablanca »erlebt man das Leben pur - quirlig, lebendig und bunt, eine Art Flohmarkt, wo jeder alles verkauft, und das fast ohne Touristen.« So steht es im Reise Know-How Marokko. Betritt man die Alte Medina beim Uhrturm (nahe des Platzes der Vereinten Nationen),
eröffnet sich einem jedoch ein völlig anderes Bild: Koffer und Reisetaschen, T-Shirts mit Superman- und Marokkoaufdrucken, Gürtel und Lederwaren und selbst Ansichtskarten springen einem direkt ins Auge. Lust auf Henna? Kein Problem, auch das gibt es gleich an der ersten Ecke.
Verspricht der Reiseführer noch, dass man hier fast unbehelligt durchlaufen kann, werden wir alle paar Meter angesprochen. Aber nein, unsere Schuhe sind noch gut genug, eine neue Sonnenbrille war auch erst vor einem Jahr fällig und - bitte - verschont mich mit den billigen T-Shirts. Nein, um die Medina zu sehen, wie sie sein sollte, müssen wir ein gutes Stück laufen -
- um anschließend festzustellen, dass »nicht touristisch« in Casablanca mit »schmuddelig« gleichgesetzt werden kann. Tatsächlich müffelt es in den Gassen. Reste von Obst und Fisch gammeln auf den Gehwegen und Straßen. Als wir einen Brunnen finden, entdecken wir ein halbes Dutzend Kakerlaken, die allesamt auf dem Rücken liegen und von denen nur noch eine zappelt.
Marktstände in der Medina von Casablanca
Besser riecht es da, wo ein Backstand seine Fladenbrote aufstapelt, frische Pfannkuchen zubereitet werden oder Minze feilgeboten wird. Als wir tiefer in die Alte Medina eintauchen, kommen wir außerdem bei einer Schreinerei vorbei, sehen Teppiche über ein Geländer gehängt und müssen dann auch schon wieder auf der Hut sein, weil ein Motorrad durch die Gasse knattert. Insgesamt macht die Alte Medina damit einen schlechten Eindruck auf uns.
Während der vordere Teil, in der Nähe der großen Hotels, so wirkt, als wolle man den Urlaubern unbedingt etwas bieten, sind die hinteren Gassen oft in einem schlechten, unaufgeräumten Zustand. Das mag aber auch mit daran liegen, dass die Medina keine ursprüngliche ist, sondern eher aus einer kleinen Kolonialsiedlung entstanden ist, nachdem die meisten Franzosen das Land wieder verlassen hatten.