El Jadida ist bekannt für sein Portugiesisches Fort. Zunächst aber führt uns die Anreise durch das quirlige Zentrum. Hier fallen uns einige Leute auf, die entlang der Straße stehen und mit einem Schlüsselbund klimpern. Als wir Abdul fragen, warum sie das machen, zuckt er kurz mit den Schultern.
Dann jedoch erklärt er, dass El Jadida bei den Marokkanern eine beliebte Urlaubsgegend ist. Weil sich viele marokkanische Familien aber kein Hotelzimmer leisten können, mieten sie stattdessen eine Ferienwohnung. Oft geschieht dies erst bei der Ankunft in El Jadida - direkt auf der Straße.
Eindrücke vom Fort Portugaise in El Jadida an der Küste von Marokko. Blick in die Zisterne unter dem Fort.
Als wir später bei unserem einzigen Ausflug in der Verlängerungswoche ein zweites Mal nach El Jadida kommen, versuchen die jungen Männer und Frauen erneut ihr Glück bei uns. Doch nein, da bleiben wir lieber im Sofitel. Zumal sich viele Marokkaner zwar in El Jadida ein Zimmer mieten, dann aber auch an die Strände außerhalb von El Jadida fahren. Denn der Ferienort ist zu unserem Bedauern leider alles andere als gut in Schuss.
Mit großer Anstrengung (und einer Menge Geld) soll sich dies in den nächsten Jahren ändern. So wurde in den letzten Jahren ein Großteil der Festungsmauer restauriert. Wie lange die Restauration bestehen wird, ist allerdings fraglich. Denn während auf der einen Seite noch Steine verlegt werden, sprießen am anderen Ende schon wieder Unkraut und Büsche aus der noch jungen Pflasterung. Und findet sich irgendwo ein Loch, kann man gewiss sein, dass dieses mit Unrat gefüllt ist oder in naher Zukunft gefüllt wird.
So sind einzig die Straße hinter dem Eingang zur Cité Portugaise und, an deren Ende, die Bastion de l’Ange einigermaßen gut in Schuss. Neben einigen Läden mit Getränken und Souvenirs finden wir auch hier den Eingang zur portugiesischen Zisterne. Nachdem wir die Frau beim Eingang von ihrem Solitaire-Kartenspiel am Rechner weggelockt und den Eintritt gezahlt haben, geht es über eine Treppe hinunter in die mystische Zisterne. Ein älterer Herr fragt uns, ob wir Engländer sind, verzichtet dann aber auf die Frage, ob wir einen Führer brauchen. Den braucht man auch nicht wirklich. Denn der Raum, ein großer Keller mit mehreren Gewölben, ist durch seine gleichmäßige Geometrie recht übersichtlich.
Da sich der Boden gesenkt hat, steht in weiten Teilen der Cîterne Portugaise auch neben dem eigentlichen Brunnen Wasser, sodass sich die Decke darin spiegelt. Im hinteren Bereich finden wir eine Treppe, die hoch zu einem dunklen Gang führt. Nachdem wir an der Decke Dutzende Kakerlaken entdecken, verzichten wir jedoch, den Gang genauer zu erkunden.
Etwas enttäuscht sind wir anschließend von den alten Gassen im Fort Portugaise, der portugiesischen Festung von Jadida. Sie sind größtenteils stark heruntergekommen und befinden sich samt ihrer Gebäude in einem völlig desolaten Zustand.
Die Bemühungen, einzelne Objekte wieder herzurichten, lassen sich zwar an einigen Stellen erkennen. Ob die Anwohner ihre Umgebung anschließend besser pflegen, ist angesichts neuer Müll- und Schuttablagerungen allerdings fraglich.
»Ich glaube, ich habe einen Krampf in der Nase.« Immer noch leicht angeekelt rümpft Annette ihre Nase. Was war geschehen? So, wie es in einer Stadt einen Markt gibt, schauen wir uns den an. So handhaben wir es überall und damit also auch in El Jadida. Dass es auch Stände mit Fisch gibt, stört uns nicht, zumal wir beide liebend gerne Fisch essen.
Selbst, dass ein paar wenige der vielen Fischstände ihre leicht verderbliche Ware unter dem freien marokkanischen Himmel ausbreiten, ist uns schnuppe. Wir müssen ihn ja nicht essen und können getrost davon ausgehen, dass diese Ware nicht auf dem Büfett in unserem Strand- und Goldhotel außerhalb der Stadt landet.
Als jedoch ein junger Mann auf einem Platz voller Unrat anfängt, seine Beute - Fische die aussehen, als wären sie schon tagelang tot im Atlantik getrieben - Stück für Stück aus einem schwarzen Plastikbeutel zu nehmen, um die Köpfe abzureißen und neben sich auf einem stinkenden Haufen zu türmen, sind wir dann doch entsetzt. Wie nur kann man so wenig Sinn für Hygiene und Frische haben?
Und wer kauft so einen gammligen Dreck mit Gräten? Wir wissen es nicht, müssen uns dafür aber eingestehen, dass der verdorbene Fischmatsch bei Weitem nicht als einziges die Luft verpestet. Viele der Gerüche können wir nicht einmal zuordnen. Selbst die Minze, die an mehreren Ständen bündelweise feil geboten wird, kann den Gestank trotz ihres intensiven Geruchs schon nicht mehr übertönen.
Neben all dem anderen Unrat, der in dem Suq vor sich hin gammelt, wirken eine Reihe Stände mit Obst und frischen Gewürzen, die ihre Waren ordentlich aufgebaut haben und bei denen der Himmel voller Bananen hängt, fast schon fremd. Auch der Duft von einer Pfannenkuchenbäckerei zählt zu den angenehmeren Sachen auf dem Markt von El Jadida.
Insgesamt sind wir jedoch schockiert, wie man so hausen und leben kann. Denn da El Jadida nicht so groß ist wie manch ein anderer Ort in Marokko und auch bei den Einheimischen ein beliebter Ferienort ist, hatten wir doch etwas anderes erwartet. So aber verlassen wir die Szene und kehren zurück in die Cité Portugaise, die uns jetzt schon um einiges angenehmer und sauberer erscheint als bei unserem ersten Rundgang.