Die königlichen Stallungen von Meknès zählen zu den Hauptattraktionen der Grünen Königsstadt. Dabei bietet sich an, den Besuch mit dem Place el Hedim beim Bab El Mansour zu verbinden.
Im Heri es-Souani und den königlichen Stallungen von Meknès sind zahlende Touristen gerne gesehen. Bereits beim Eintritt werden wir sogleich gefragt, ob wir einen Führer möchten? Wie so oft lehnen wir ab. Und können uns schon bald glücklich schätzen.
So sehen wir bald einen der Führer mit einer Handvoll Urlauber durch die Ställe eilen. Das wird einer solchen Stätte nicht gerecht. Während die anderen bald aus unserem Blickfeld entschwinden, sehen wir uns die Speicher und Stallungen in Ruhe an.
Eindrücke unserer Ausflüge und Rundgänge durch die Königsstädte von Marokko.
Der Speicher des Heri es-Souani kommt uns mit einer Höhe von zwölf Metern und 23 Seitenschiffen sowie den dahinter liegenden Stallungen riesig vor. Doch das ist nichts im Vergleich zu früher. Innerhalb der fünf Kilometer langen Ummauerung aus Stampflehm versorgten die Stallburschen einst 12.000 Pferde. Die Vorratsspeicher und Stallungen waren damit die ersten Großbauten innerhalb der Sultansstadt.
Allein um die Wasserversorgung für so viele Tiere zu sichern, ließ Sultan Moulay Ismail einen Kanal durch die Stallungen ziehen. Das Wasser wurde über hölzerne Wasserräder aus riesigen Zisternen geschöpft. Daher trägt der königliche Stall auch die Namen Wasserburg und Haus des Wassers.
Einen Nachteil hat es dann doch, ohne Begleitung und ohne Reiseführer in den Speicher des Heri es-Souani zu gehen. Denn nachdem wir in einige der Seitenräume geschaut haben, verlassen wir den Getreidespeicher. Die langen Tonnengewölbe sind zwar allein durch ihre Größe beeindruckend. Es sind jedoch kaum Unterschiede zu erkennen. Als Folge versäumen wir es, in die restaurierte Stallmoschee zu gehen. Dort hätten wir über ein ebenfalls restauriertes Wasserrad staunen können. Vielleicht ist es aber auch ganz passend, im Heri es-Souani nicht alles gesehen zu haben. Schließlich gehören der Speicher und die Stallungen zu einer ebenfalls nur in Teilen verwirklichten Palaststadt.
Die Trennmauern zwischen den Stallungen bestehen ebenfalls aus Stampflehm. Mit 60 Zentimetern sind sie allerdings weniger stark als die Hauptmauern. Darüber erstreckten sich wahrscheinlich flache, von Palmstämmen getragene Dächer mit Schilf und Erde. Diese sind jedoch nicht erhalten. Was die Dächer zum Einsturz brachte, ist nicht überliefert. Als ein möglicher Grund wird das Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 genannt.
Bekannt ist der Heri es-Souani durch Dreharbeiten. Im Jahr 1988 diente er als Kulisse für den in Marokko entstandenen Martin Scorsese-Film »Die letzte Versuchung Christi.« Seit 1996 schließlich zählt das Gebäude zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zusammen übrigens mit der Altstadt von Meknès. Das stimmt uns zuversichtlich, dass die Speicher und Stallungen auch nachfolgende Generationen erhalten bleibt.
Unbedingt in der Königsstadt Meknès erlebt haben muss man den Place el Hedim. Dieser 200 auf 100 Meter große Platz befindet sich direkt beim Bab El Mansour, dem berühmtesten Tor Marokkos, ist Treffpunkt der Händler und Märchenerzähler und der wichtigste Orientierungspunkt in der Stadt. Zudem befindet sich hier der Palast Dar Jamai, in dem das Museum für marokkanische Volkskunst untergebracht ist.
Viel interessanter aber finden wir das Treiben auf dem Platz, beobachten ein paar Fotografen, die samt Dromedar auf Touristen lauern, hören einem Erzähler zu, der von vier, fünf Reihen Zuhörern verdeckt wird und damit für uns so gut wie unsichtbar ist und weichen den Henna-Frauen aus, die keine europäische Hand unbemalt lassen wollen.
Beliebt sind hier Taschenspielertricks. So animiert ein junger Mann eine ganze Reihe Einheimischer wie auch Urlauber dazu, mit einer Angel Coca-Cola-Flaschen aus einem Kreis zu heben. Am Ende der Angel ist ein Ring angebracht, der offensichtlich auch um den Flaschenhals passt. Das verflixte an der Sache ist, dass der Ring trotz aller Vorsicht der Angler immer zur Seite ausweicht und sich partout nicht um die Flasche legen lässt.
Ich denke, dass es ein wenig Schwung braucht, sodass der Ring umklappt, wenn er die Flasche an der richtigen Stelle trifft. Auf einen Versuch verzichte ich allerdings, da man nie weiß, ob es noch andere Leute mit gewissen Tricks bei dem Spiel gibt.
Abends verwandelt sich der Place el Hedim, bzw. die linke Seite (vom Bab el Mansour gesehen) in ein großes Freiluftrestaurant. Es sind sicher gut ein Dutzend Grills, auf denen Spieße, Wurst und Gemüse garen. Bald strömt ein leckerer Duft über den Platz, steigen kleine Rauchwolken über uns auf. Da wir später im Hotel essen werden, begnügen wir uns jedoch erstmal mit einer Cola - wenn schon nicht beim Angelspiel, so doch in einem der offenen Cafés direkt hinter den Grillmeistern.