Meknès ist die Grüne Königstadt Marokkos, wobei auch die Dreigeteilte Königstadt gut passen würde. Denn neben der Neustadt aus französischer Zeit und der Altstadt mit den Suqs nimmt der Schlosskomplex mit einer Größe von vier Hektar ebenfalls einen recht großen Bereich in Anspruch.
Rundgang durch die alte Königsstadt Meknès. Aufnahmen der königlichen Stallungen im Wasserpalast.
Leider ist Schlosskomplex für die Touristen sowie auch die meisten Einheimischen verschossen. Das ist schade, da sich die vielen monumentalen Gebäude und Riads (Gärten) hinter hohen Mauern verbergen, ohne dass es der Allgemeinheit etwas nutzt.
So also beginnen wir unsere Besichtigung am Mausoleum von Mulay Ismail. Auch hier, so glaubt Abdul, sind europäische Besucher unerwünscht. Als jedoch andere Urlauber durch das Tor gehen, ohne aufgehalten zu werden, schickt er uns hinterher. »Das war früher immer verschlossen«, meint er noch. Die Erklärung, warum wir als Christen jetzt doch hinein dürfen, wird im Innern klar.
Denn auch wenn das Mausoleum keinen Eintritt kostet, so erwarten die Wächter doch ein geringes Trinkgeld. Dafür aber können wir uns ungestört in den Vorräumen und in der Moschee bewegen. Selbst einen Blick auf die Grabstätte dürfen wir werfen, nachdem wir uns die verzierten Wände und Brunnen des Mausoleums angeschaut haben.
Danach geht die Fahrt entlang der schier endlos erscheinenden Schlossmauer. Dass man sich selbst so vor dem Volk weg sperren muss? Für uns ist dies kaum begreiflich. Denn auch wenn es in den arabischen Ländern Sitte ist, keinen Prunk nach Außen zur Schau zu stellen, so bleibt doch jedem genügend Raum in seiner Fantasie.
Dem nicht genug, ist es außerdem auch nicht an jeder Ecke des Palastes, bzw. bei jedem Tor, gewünscht, dass man die Kamera zückt. Zumindest schauen uns zwei Wachen so böse an, dass sich Abdul nicht anzuhalten traut und ich nur schnell ein Bildle aus dem fahrenden Auto knipsen kann.
Am hinteren Ende des Place el Hedim, vorbei am Museum Dar Jamai, kommen wir in die Suqs der Medina. Hier ist der Markt von Meknès. Jetzt, am Abend, herrscht Hochbetrieb. Augenblicklich finden wir uns in einem Menschengedränge zwischen Ständen mit Textilien, Schmuck und billigem Spielzeug wieder. Da einige Händler ihre Waren mitten auf der Straße feil bieten, kommt es immer wieder zu Staus, versuchen die Menschen, nach beiden Seiten auszuweichen und versperren damit Entgegenkommenden den Weg.
Tatsächlich brauchen wir einige Zeit, um uns überhaupt erstmal bis zum offiziellen Textilien-Suq durchzukämpfen und müssen immer wieder aufpassen, nicht von irgendwelchen Hausfrauen zur Seite gedrängt zu werden. Auf Rücksicht braucht man hier als Besucher nicht hoffen.
Dabei meinen es die meisten Leute gar nicht mal böse. Es ist nur so, dass es jeder eilig hat. Und doch empfiehlt es sich, Portemonnaie und Kamera samt Tasche gut festzuhalten - aber das kennen wir ja von unseren Städterreisen nach Lissabon sowie der spanischen Hauptstadt Madrid.
Erst, als wir schon ein gutes Stück in die Medina eingedrungen sind, ebbt der Menschenstrom ab. Anstelle von Socken, T-Shirts und Zuckerwatte gibt es hier Gemüse, Obst und Gewürze. So wagen wir uns auch in eine der teilweise überdachten und damit etwas düsteren Seitengassen und treffen zwei Jungen, die unbedingt fotografiert werden wollen. Nachdem sie die Aufnahme auf dem Display sehen, springen sie lachend davon.
Schließlich lassen wir die letzten Stände hinter uns und kommen in eine reine Wohnstraße. Auch dort spielen Kinder, sehen wir ein Mädchen, das auf einem Fahrrad mit nur einem Stützrad an uns vorbeifährt. Aber wie heißt es so schön? Unter den Blinden ist der Einäugige König. Ihr kleiner Bruder nämlich muss laufen.
Nachdem wir die Medina verlassen haben, sollten wir eigentlich vor dem Bab el Mansour auf Abdul warten. Dorthin zu finden ist auch kein Problem. Selbst der zuvor dichte Verkehr hat deutlich nachgelassen, sodass wir ohne Probleme die Samenstraße queren können. Erst als wir schon ein paar Minuten warten, merken wir, dass tatsächlich so gut wie gar kein Auto mehr an dem Tor vorbeifährt.
Schließlich erblicken wir, ein Stück die Straße runter, die Absperrungen. Ja, so etwas kann in einer Königsstadt durchaus passieren, dass auf einmal alle Straßen rings um den Palast gesperrt sind. Später erfahren wir von Abdul, dass er es auf verschiedenen Wegen versucht hat, zum Tor zu fahren, es aber nirgends eine Lücke gab. Dafür, so sagt er, kenne er sich jetzt bestens in Meknès aus.
Nach unserer Ankunft in der Königsstadt Meknès fahren wir zuerst ins Hotel Rif. Da es mittags und am frühen Nachmittag recht warm in der Stadt ist, sollen wir uns zunächst zwei Stunden im Hotel ausruhen, bevor wir zur Besichtigung aufbrechen. Da das Hotel einen guten Eindruck auf uns macht, soll es uns recht sein.
Unser Zimmer im Hotel Rif ist das kleinste während der ganzen Rundreise. Dafür aber bekommen wir ein durchgängiges Bett, sodass das lästige Umstellen und Zusammenschieben entfällt. Den Pool im Innenhof lassen wir jedoch links liegen, da es keine Liegen gibt (und auch keine Handtücher), auf denen wir es uns bequem machen könnten und wir nicht schon gleich zu Beginn der Rundreise mit feuchten Strandtüchern im Gepäck reisen wollen.
Etwas verwirrend ist am Abend das Essen. Weil wir Halbpension gebucht haben, bekommen wir die komplette Karte, können aber nur aus drei marokkanischen Hauptgerichten wählen. Ist aber auch nicht weiter schlimm, weil wir mit Huhn in einer Oliven- und Zitronensauce in der Tajine, tatsächlich eine sehr leckere und sättigende Mahlzeit bekommen - mal abgesehen davon, dass wir eh ganz gerne die heimische Küche probieren, ganz gleich, in welches Land wir verreisen.