Nur zweieinhalb Kilometer von Mulay Idris entfernt, kommen wir nach Volubilis (Oualili). Eine Distanz, die sich eigentlich gut für einen Spaziergang eignet. Allerdings nicht im Sommer, wie unser Reiseführer warnt. Dem können wir nur zustimmen.
Denn auch wenn wir die Strecke von Moulay Driss Zerhoun gefahren sind, so schlägt uns in Volubilis doch augenblicklich die Hitze ins Gesicht. Damit reicht es, sich erst ab hier zu Fuß zu bewegen. Immerhin ist Volubilis nicht nur die größte römische Ausgrabungsstätte Marokkos, sondern liegt komplett in der prallen Sonne.
Eindrücke von der Römerstadt Volubilis in der Nähe von Mulay Idris in Marokko.
Vom Südosttor, dem Eingang, laufen wir zunächst über den Oued Fertassa. Ohne es allerdings zu merken. Denn das Bachbett des Flusses ist schon so lange ausgetrocknet, dass es von Besuchern, die nur die Ausgrabungsstätte vor Augen haben, nicht mehr wahrgenommen wird.
Nun gut, am anderen Ufer des Oued Fertassa angekommen, schlagen wir den Weg zur Rechten ein und folgen dem unsichtbaren Bachbett bis auf Höhe eines Tempels aus der punisch-maurischen Epoche. Auch er ist freilich für unser ungeübtes Auge nicht als solches zu erkennen.
Weniger Probleme haben wir mit der einstigen Prachtstraße, der Decumanus Maximus, die hinauf zum ebenfalls gut erkennbaren Tanger-Tor führt. Ansonsten aber müssen wir doch zugeben, dass wir in den Ruinen beiderseits der Hauptstraße nicht mehr als eine Sammlung alter Steine sehen.
Einzig durch die Hinweisschilder erfahren wir, dass sich rechts von uns das Haus der Nereiden und das Venushaus und links von uns unter anderem der einst prächtige Gordianus-Palast befindet, als wir zum oberen Tor hinauflaufen.
Erst als wir uns auf dem Weg zum Triumphbogen befinden, erkunden wir die nördlichen Ruinen etwas genauer. Zum Glück, denn wer auf der breiten Straße bleibt, läuft blindlings an einigen gut erhaltenen bzw. restaurierten Mosaiken vorbei, wie im Haus der Raubtiere, im Nymphenbad und auch im Haus der Arbeiten des Herkules. Außerdem lohnt es sich, sich gedanklich rund 1800 Jahre zurückzuversetzen, in die Regierungszeit des Kaisers Septimus Severus.
Damals war Volubilis die antike Hauptstadt der Römerprovinz Mauretania Tingitana, entstanden die einst prächtigen Gebäude und Tempel für einige Gottheiten. Entlang der Prachtstraße luden Arkaden zum Einkaufen ein wie vor dem Haus des Dionysos und der vier Jahreszeiten (was selbst wir uns beim Anblick des Bereichs gut vorstellen können) und die Bäder und Thermen der Stadt waren beliebter Treffpunkt der römischen Bevölkerung.
10.000 Menschen lebten hier in der Blütezeit der Stadt. Und viele von ihnen werden wahrscheinlich den Untergang Volubilis miterlebt haben. Denn schon Mitte des 3. Jahrhunderts fielen die Berber so massiv über die Stadt her, dass sie von den Römern aufgegeben und, kurz darauf, von den Berbern eingenommen wurde.