Circuit de Pessons - Wandern in Andorra

Wanderung zu den schönsten Gebirgsseen von Andorra

Für unseren zweiten Tag in Andorra steht der Circuit de Pessons auf dem Programm. Morgens begrüßt uns ein strahlend blauer Himmel mit heiterem Sonnenschein. Zudem ist es nahezu windstill. Besser hätten wir es nicht treffen können. Denn damit herrschen traumhafte Bedingungen zum Wandern in den Hochpyrenäen. So brechen wir gleich nach dem Frühstück in unserem Hotel in Massana auf.

Video zur Wanderung auf dem Circuit de Pessons

Wanderung ab Grau-Roig auf dem Circuit de Pessons in Andorra. Aufnahmen von Murmeltieren, der tollen Gebirgslandschaft sowie einigen Hochmoorflächen und Karseen unterhalb des Pessons.

Anfahrt zum Skigebiet Grau-Roig

Über die schon bekannte Strecke fahren wir über Encamp in Richtung Pas de la Casa und Frankreich. Kurz vor dem Tunnel d'Envalira zweigen wir auf die Passstraße ab und folgen den Schildern zu den Großparkplätzen im Skigebiet Grau-Roig. Wir entscheiden uns für den Parkplatz auf der rechten Seite bzw. nahe dem Hubschrauberlandeplatz.

Ende September herrscht hier kaum Betrieb. Nur wenige Autos stehen verstreut auf den Parkflächen. Jedoch wirft die Skisaison bereits ihre Schatten voraus. So sind einige Arbeiter damit beschäftigt, die Liftanlagen für den Winterbetrieb zu rüsten, während ein Helikopter Material abholt, um damit hinter dem nächsten Gebirgskamm zu verschwinden.

Bereits am Ausgangspunkt der Wanderung ist die Kulisse um uns herum einfach gigantisch. Rund herum erheben sich die Berge bis auf über 2800 Meter. Besonders gewaltig ist die Bergkette südwestlich von uns vom dem Alt del Gríu (2875 m) über den Ensagents (2857 m) zum Pessons (2864 m) und weiter bis zum Ríbuls (2811 m) an der Grenze zu Spanien.

Wir verlassen den Parkplatz beim Restaurant Cubil und nutzen die kurze Verbindung auf den eigentlichen Wanderweg. Was sollen wir sagen? Wir sind kaum unterwegs, als wir auch schon die erste Überraschung erleben. Es ist eine recht große Murmeltier-Familie, die im Hang oberhalb der Station ihr Revier besitzt. Nachdem wir erst zwei dieser putzigen Tiere sehen, werden es mit der Zeit immer mehr.

Ohne große Scheu zu zeigen, sonnen sie sich auf den Felsen, putzen sich und gucken ab und zu zu uns rüber. Dann purzelt eines der Tiere von weiter oben den Hang hinunter. Nun erkennen wir auch die Zugänge zu ihren Höhlen. Ein Murmeltier nach dem anderen taucht vor unseren Augen auf, sprintet an uns vorbei und gesellt sich zu seinen Artgenossen. Annette vergisst vor lauter Begeisterung, zu filmen.

Murmeltiere im Gebirge von Andorra

Erst als wir uns von dem Schauspiel losgerissen und die nächsten geschätzt 30, gefühlt 50 Höhenmeter bewältigt haben, erinnert sie sich an ihren Camcorder. Vielleicht hätte ich sie weiter unten danach fragen sollen. Denn nun liegt es an mir, nochmals zu den Murmeltieren hinunterzulaufen, um im zweiten Anlauf doch noch ein paar Szenen in den Kasten zu bekommen. Und das ist gar nicht so einfach, wie man meint.

Zwar komme ich sehr nah an die Tiere heran. Doch so wie ich auf das Display schaue, sind sie auf dem Untergrund kaum auszumachen. Alles ist grau in grau, sodass ich mehrmals absetze und mich vergewissere, mehr als nur die Felsen zu filmen. Schließlich aber ist mein Job als Aushilfsfilmer getan und kann ich die geschätzt 50, gefühlt 95 Höhenmeter ein zweites Mal in Angriff nehmen.

Aufstieg zum Estany Forcat

Wo wir auf den Hauptwanderweg treffen, halten wir uns rechts und wandern auf dem nun breiten Schotterweg weiter bergauf. Dieser Teil des Wanderwegs ist auch mit geländegängigen Autos befahrbar. So müssen wir tatsächlich kurz auf die Seite treten, als ein Land Rover den Berg hinaufschnaubt.

Nachdem wir dem Schotterweg zunächst über eine weite Linkskurve durch offenes Grasland folgen, erreichen wir bald den Waldrand. Es sind vor allem Kiefern, die hier gerade noch so gedeihen. Immerhin bewegen wir uns in dieser Ecke Andorras auf einer Höhe von gut 2200 Metern über dem Meer.

Zwischen einem Fangzaun zur Linken und teils offenen Granitfelsen rechts von uns laufen wir direkt auf den Estany Primer, den ersten See (wörtlich Teich) dieser Tour. Direkt am Nordufer lädt hier das Refugi del Llac dels Pessons - der Berggasthof der Seen des Pessons - zu einer ersten Rast ein. Dieses werden wir bei der Rückkehr besuchen.

Nach einem kurzen Abstecher ans Seeufer passieren wir das Gasthaus auf dem Hauptwanderweg. Direkt oberhalb verlassen wir jedoch den breiten Schotterweg und wechseln links auf einen leicht zu übersehenden Pfad. Nachdem wir bisher einer rot-gelben Strichmarkierung gefolgt waren, orientieren wir uns fortan an einem gelben Punkt.

Auf dem deutlich ansteigenden Pfad öffnet sich uns bald eine herrliche Sicht über den Ersten Teich. Direkt südlich ist der Montmalús (2748 m) zu sehen, an das sich rechts der Bergzug mit dem Ríbuls anschließt. Schauen wir zur anderen Seite, rückt stattdessen ein nach oben spitz zulaufender Ausläufer des Pic Baix del Cubil ins Bild. Es ist der einzige Berg, der sich auf dieser Seite des Kesseln für den alpinen Wintersport eignet.

Nachdem wir erst entlang eines im Sommer und Herbst oft trockenen Bachs laufen, schwenkt der Pfad nach links bzw. Südwesten. Damit laufen wir von dem Bach wieder weg und gelangen über eine Flachpassage zum Abzweig an den Estany Forcat. Der Abstecher an den See lohnt sich. Während sich mehrere Felsen zu einer Rast eignen, bietet uns der See die nächste traumhafte Kulisse mit Blick über die Gipfel und Nebengipfel des Ríbuls bis zum Pessons.

Aufstieg zum Estany de les Fonts

Nach dem Abstecher zum Estany Forcat kehren wir zum Wanderweg zurück und orientieren uns wieder an der Markierung gelber Punkt. Beim weiteren Aufstieg zum Estany de les Fonts wird die Landschaft zunehmend karger. Während die Kiefern nur noch geringe Höhen erreichen, wird die felsige Gegend von Zwergsträuchern, Gräsern und anspruchslosen Thymian-Arten bestimmt.

In diesem Bereich wird besonders deutlich, dass die Täler unterhalb des Pessons durch Gletscher geformt wurden. So passieren wir einige, teils winzige Karseen und Hochmoore. Einer der Seen ist trocken gefallen und wirkt nun fremd in der Landschaft. Schön anzusehen ist er dennoch, zumal der tiefblaue Himmel einen tollen Kontrast dazu bildet.

Im Bereich der 2500-Meter-Marke lohnt es sich schließlich, immer wieder mal innezuhalten und den Blick rundherum schweifen zu lassen. Wir befinden uns einer fantastischen Bergwelt, die im Herbst, wenn nur noch sehr wenige Wanderer in den Hochpyrenäen unterwegs sind, wie unberührt wirkt.

Während vor uns immer noch der Gebirgszug mit dem Pessons und dem Ríbuls das Panorama bestimmt. Blicken wir zurück zu unserem Startpunkt, reihen sich stattdessen die bei alpinen Skifahrern beliebten Berge zwischen den Tälern des Valira d'Orient und der Ariège aneinander.

Mit diesen tollen Eindrücken nehmen wir die letzten Meter bis zum Estany de les Fonts, dem Teich der Quellen. Wer mag, kann bei dem Gletschersee auf den Camí dels Pessons wechseln und zum Beispiel dem GR7 über den Gipfel des Pessons zum Refugi de l'Illa am gleichnamigen See wandern. Auch Encamp wäre für sportliche Bergsteiger über den Grat zwischen Pessons und Ensagents erreichbar.

Dann aber müssten wir irgendwie zu unserem Auto zurückkommen - und das könnte sich in der Nebensaison als schwierig erweisen. Um kein Risiko einzugehen, entscheiden wir uns nach einer ausgiebigen Rast am Estany de les Fonts zwar für den GR7, allerdings für die andere Richtung und damit zurück nach Grau-Roig. Mit anderen Worten: wir bleiben unserem ursprünglichen Plan treu (-;

Abstieg über den Estany del Meligar und Estany Primer

Nach unserer Pause am Jassy-See der Quellen kehren wir zum letzten Wegweiser zurück. Dort halten wir uns rechts und folgen fortan dem GR7 Richtung Restaurant dels Pessons und Grau-Roig. Obwohl immer noch beste Bedingungen zum Wandern herrschen, sind wir auf weiter Flur alleine. Ganz alleine? Nein, plötzlich hüpft uns ein Frosch vor die Füße. Genauer gesagt handelt es sich um einen Wasserfrosch, der sich diese unwirtliche Bergregion als Lebensraum ausgesucht hat.

Nach diesem Intermezzo folgen wir der weiß-roten Markierung des GR7 an einem namenlosen See vorbei zum Estany del Meligar. Sowohl vom Süd- als auch vom Nordufer eröffnet uns der Karsee weitere fantastische Bergpanoramen. Auch hier bilden abgebrundete Granitbrocken mehrere Möglichkeiten zur Rast. Der weitere Abstieg führt durch eine Art Hängetal mit zahlreichen, wild in der Landschaft verstreuten Felsen. Zusammen bilden sie weitere Zeugen des ehemaligen Gletschers.

Nachdem wir den Estany Rodó und einen weiteren, stark verlandeten Karsee passiert haben, kommen wir ein zweites Mal an den Estany Forcat. Diesmal jedoch befinden wir uns auf der anderen Seite des Sees, womit sich uns ein völlig anderes Bild ergibt als noch am Vormittag. Unterhalb erreichen wir schließlich wieder die Baumregion und werden die Kiefern allmählich höher.

Durch einen bald lichten Nadelwald geht es auf den nächsten Metern steil bergab. Hier ist Vorsicht geboten. Mit griffigem Schuhwerk und gelegentlichem Festhalten an den größeren Felsbrocken aber ist auch dieser Abschnitt gut zu meistern. Sowie wir wieder auf flacheren Terrain kommen, ist das Südufer des Estany Premier - der Erste See - bald erreicht.

Eindrücke unserer Rundwanderung am Pessons

Während der GR7 beim See rechts abzweigt, biegen wir links ab und folgen damit dem GRP über das Ostufer bis zum Seerestaurant. Nachdem wir einen Großteil der Wanderung bereits absolviert haben, kommt uns diese nun wie gerufen für eine längere Einkehr. Auf der Seeterrasse zumindest lässt es sich an diesem milden Herbsttag bestens eine Weile aushalten.

Erneut überrascht sind wir von der Ausstattung im Berggasthaus. Obwohl wir uns hier immer noch auf einer Höhe von gut 2300 Metern über dem Meer befinden und zum Refugi des Llac dels Pessons nur eine grobe Schotterstraße hochführt, ist hier alles vom feinsten. Allein an den sanitären Anlagen könnten sich die Berghütten im Allgäu gerne ein gutes Beispiel nehmen.

Für den anschließenden Rückweg zum Parkplatz könnten wir den Schotterweg vom Vormittag nehmen. Schöner aber finden wir, den Weg am See ein Stück wieder zurück zu laufen, um dann links auf den Pfad abzuzweigen. Dieser führt uns zunächst steil bergab durch das bewaldete Tal des Riu dels Pessons sowie über eine Skipiste wieder hinunter nach Grau-Roig.

Wer Glück hat, entdeckt am Wegrand Silberdisteln. Auch wenn wir dies nicht erwartet hatten, zählen die Pyrenäen tatsächlich zum natürlichen Verbreitungsgebiet dieser Eberwurz-Art. Mit diesen letzten schönen Eindrücken treffen wir wenig später wieder auf den Hauptwanderweg, von wo uns nur noch wenige Schritte von unserem Ausgangspunkt trennen.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Wir fahren ab Andorra la Vella über die CG-2 Richtung Pas de la Casa bzw. Richtung Frankreich. Beim Kreisverkehr zum Maut-Tunnel zunächst auf der Passstraße bleiben. Rund 650 Meter weiter rechts auf die Ctra de Grau-Roig abfahren und der Straße zum Skigebiet am Grau-Roig folgen.

AusgangspunktGroßparkplatz bei den Skiliften am Grau-Roig
KoordinatenN 42.5319, E 1.6962
Gehzeit4 Stunden
Distanz8,1 km
An- und Abstiegeca. 400 HM
AnforderungenT3, die Runde nutzt teils leicht ausgesetzte Pfade. Rutschige Passagen erschweren die Aufstiege.
EinkehrDie einzige Einkehrmöglichkeit auf der Strecke ist das Restaurant Refugi des Lac dels Pessons, an dem wir gleich zweimal vorbeikommen. Weitere Einkehrmöglichkeiten bestehen beim Startpunkt nahe der Skilifte am Grau-Roig.
GPS-DatenWanderung Circuit de Pessons gpx
KML-DatenWanderung Circuit de Pessons kml

Wanderkarte Circuit de Pessons

Höhenprofil

Kommentare und Rückmeldungen

VG Wort