Unser nächstes Ziel ist das Château de Bonaguil. Es befindet sich gut 50 Kilometer oder eine Autostunde von Cahors entfernt. Die Anreise führt durch malerische Landschaften mit Weinbergen und Winzerdörfer der Midi-Pyrénées. Hier also stehen die Reben der Cahors-Weine, die wir im bisherigen Lot-Tal vermisst haben.
Rundgang durch das Château de Bonaguil bei Cahors mit Aufnahmen der erhaltenen inneren Räume und der Grotten unter der Burg. Rundumblick vom oberen Turm der Nordfassade.
Etwas verwirrend ist die Verkehrsführung. Kurz vor dem kleinen Ort Bonaguil wird diese für Busse und Autos geteilt. Für Pkws sind beide Strecken möglich. Doch auch wenn die Busstraße bequemer zu fahren ist, so sollte man möglichst den für Pkws beschilderten Weg nehmen. Der nämlich bringt uns direkt zu einem Aussichtspunkt mit herrlicher Sicht auf die Burg.
Dort angekommen treffen wir auf eine Gruppe Franzosen. Natürlich bemerken sie, dass wir Deutsche sind, und erwähnen, dass dies ein altes Neuschwanstein wäre. Ja, die vielen Türme und Türmchen lassen eine gewisse Ähnlichkeit erkennen. Wenige Minuten nach dem Fotostopp haben wir den Ort Bonaguil erreicht. Der Parkplatz ist auf größere Besucherströme eingerichtet. Außerhalb der Ferienzeit hingegen geht es hier ruhig zu und sind reichlich freie Parkmöglichkeiten vorhanden. Einzig die spätsommerliche Hitze führt zu einem Mangel an Schattenplätzen.
Bonaguil lebt offensichtlich vom Burgtourismus. Unterhalb des Châteaus laden hübsche Restaurants und kleine Läden zum Verweilen und Stöbern ein. Auf der anderen Seite umfasst der Ort nur wenige Wohnhäuser – und von denen stehen einige zum Verkauf. Es ist alles natürlich und mittelalterlich gehalten, ohne zu sehr in Kitsch auszuarten. Die Boomsaison ist zu Ende und wir können in Ruhe ein kühles Panaché genießen.
Bei den bis in den September hinein herrschenden sommerlichen Temperaturen ist dies auch dringend nötig. Gut erholt nehmen wir schließlich den Aufstieg zur Burg in Angriff. Es ist auch möglich, bis hoch zur Burg zu fahren. Dann aber entgehen einem die kopfsteingepflasterten Gassen und die Kapelle mit ihrem mystischen Friedhof.
Aber wir sind ja wegen der Burg dort. Was soll ich sagen? Kaum haben wir die Burg durch die Barbakane betreten, bin ich auch schon auf der Suche nach der Folterkammer, um meinen Mann in Sachen Vorbereitung etwas zu schulen. Denn Lars hat ein Balmoral-Castle wie in Schottland erwartet.
Anstatt einer königlichen Sommerresidenz handelt es sich bei Bonaguil indes eher um eine Burg Fleckenstein, wie wir sie aus dem Elsass kennen. Ja, wenn Mann die Vorbereitung der Ausflugsziele weitestgehend seiner Frau überlässt, kann so etwas schon mal passieren.
Gut, Lars erfreut sich natürlich auch an den Ruinen dieser Burg. Immerhin gehört das Château de Bonaguil zu den schönsten Festungen Frankreichs und gilt als Juwel der mittelalterlichen Militärarchitektur. Die Anfänge der Burg liegen im 13. Jahrhundert und werden Arnaud La Tour de Fumel zugeschrieben. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts ließ Baron Bérenger von Roquefeuil die Anlage so umbauen und vergrößern, dass sie zum Meisterwerk der Abschreckung für Angreifer wurde. Offenbar hat es gewirkt. Denn die Burg wurde niemals angegriffen. Trotzdem wurde sie mehrfach niedergebrannt und verlassen. Sie blieb aber immer im Besitz der Familie Fumel.
Während der Französischen Revolution wurde das Château de Bonaguil zu nationalem Eigentum erklärt. Nach den Wirren der Revolution gelang es der Familie Fumel, sich ihr Eigentum zurückzuholen. Sie lebte aber nicht mehr dort und verkaufte es später. Nachdem die Burg mehrfach den Besitzer wechselte, ging sie schließlich in den Besitz der Gemeinde über, wurde nach und nach restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Heute gibt es in der Burg einen nummerierten Rundgang. Wer diesem folgt, kommt auf so ziemlich jeden Turm der Anlage, in reich dekorierte Räume und in die unterirdischen Grotten. Daneben bietet die Panoramaterrasse des Bergfrieds eine wunderschöne Aussicht. Vor uns öffnet sich eine friedliche, grüne Landschaft.
Für uns wirkt es unverständlich, wie man angesichts dessen an militärische Angriffe denken kann? Aber vielleicht ist die liebliche Umgebung nur ein weiterer Grund, warum die Burg von Kriegen und Belagerungen verschont blieb. Für uns jedenfalls ist sie ein lohnenswerter Ausflug in die weitere Umgebung von Cahors.