Der Tunnel von Malpas ist 160 Meter lang und durchquert den Hügel von Ensérune. Er ist weltweit der erste gebaute Kanaltunnel. Nach der Schleusentreppe von Fonserannes lernen wir damit eine weitere Meisterleistung von Riquet kennen.
Eindrücke unserer Bootstour auf dem Canal du Midi. Fahrt von Beziérs über die Schleusentreppe von Fonserannes nach Columbiers. Aufnahmen von der Fahrt durch den Tunnel von Malpas.
Colombiers ist ein netter kleiner Ort mit schmalen Gassen. Für einen kurzen Spaziergang reicht es, zu mehr aber auch nicht. Womöglich sind wir durch die mittelalterlichen Dörfer in den Midi-Pyrénées schon etwas zu verwöhnt. So schlendern wir noch bis zum Hafen, der recht neu wirkt. Kleine Restaurants laden zum Mittagessen ein.
Doch leider pfeift auch hier der Wind unheimlich fest über die Tische. Es ist der Tramontane, ein starker, kalter und trockener Fallwind. Im Westen des Languedoc-Roussillon beeinflusst dieser maßgeblich das Klima und kommt sehr häufig vor. Wir kochen uns selbst eine Kleinigkeit auf dem Boot – da ist es windstiller.
Da Colombiers nur wenig zu bieten hat, hieven wir zum ersten Mal unsere Fahrräder vom Boot und unternehmen eine kurze Tour. Für sieben Euro am Tag sind die Räder ein ganz schöner Schrott. Aber sie fahren und wir kommen mit ihnen bis zum anderthalb Kilometer entfernten Tunnel von Malpas. Der Tunnel führt auf einer Länge von 160 Metern unter dem Hügel von Ensérune hindurch. Er gilt als der erste gebaute Kanaltunnel weltweit. Es ist eine weitere Meisterleistung von Riquet.
Denn zum Baubeginn hatte sich eine königliche Kommission angekündigt. Da Riquet hohe Zuschüsse und Kredite vom Staat bewilligt bekommen hatte, sollte diese kontrollieren, ob die Gelder auch effektiv und sinnvoll eingesetzt werden. Riquet war in seinem Stolz verletzt. So ließ er die besten Arbeiter und Vorarbeiter gegen mehr Lohn Tag und Nacht arbeiten. Der Durchbruch des Tunnels gelang in nur sechs Tagen, kurz bevor die Kommission eintraf. Somit waren – bis auf die Neider – alle zufrieden.
Wir ketten unsere Räder vor dem Tunnel aneinander und spazieren auf dem Treidelpfad hindurch. Der schmale Pfad zeigt, dass keine Zugpferde für den Canal du Midi vorgesehen waren. Das würde für die Tiere zu eng werden. Heute unterquert die Eisenbahn den Tunnel von Malpas mit etwas Richtungsunterschied.
Doch ein Boot ist leider nicht in Sicht, als wir hindurchlaufen. Erst als wir wieder bei den Rädern sind und eine Weile warten, kommt ein einzelnes Hausboot aus der Tunnelröhre gefahren. Sowie uns dieses passiert hat, kehren wir langsam zu unserem Boot zurück und passieren kurz darauf selbst den Tunnel.
Für eine Weinprobe oder einen weiteren Ort fehlt uns die Lust. So ankern wir bald zwischen den Weinreben vor Capestang. Heute probieren wir auch das erste Mal die Bootsdusche aus, bis die halbe Kajüte unter Wasser steht. Die Tür zum Bad sowie auch das Fach unter dem Waschbecken sind offenbar zwei Schwachstellen in der Abdichtung – aber wir sind sauber und fühlen uns frisch. Lars versucht noch ein paar Weintrauben zu stibitzen, die jetzt (im September) reif sind. Doch den Winzern sind solche Bootstouristen offenbar schon längere Zeit ein Dorn im Auge, weshalb sie den gesamten Randbereich vom Kanal mit Brombeeren, Disteln und Wildrosen haben zuwachsen lassen.
Dieser natürliche Zaun sowie auch ein tief eingeschnittener Graben trennen uns also einen Steinwurf von den Trauben. Gut, wir trösten uns mit einer Cassoulet – einem traditionellen Eintopf mit weißen Bohnen, Entenschlegel und Wurst – den man hier überall für die Bootsküche kaufen kann. Dazu gibt es einen guten Schuss Rum in die Cola und schon haben wir einen einsamen und zugleich gemütlichen Abend mitten in der Natur!