Kiosk bei Ventenac und Pechlaurier

Frische Backwaren und Weindegustation am Canal du Midi

Le Somail wird hauptsächlich durch die Restaurants entlang des Canal du Midi charakterisiert. Daneben wurde ein alter Frachtkahn zu einem kleinen Laden umfunktioniert.

Doch der schläft noch, als wir am nächsten Morgen aufbrechen. Damit verlegen wir das Frühstück ins fünf Kilometer entfernte Ventenac. Der Ort ist ebenfalls schön anzusehen. Bei der Anfahrt sticht einem die majestätische Burg der Stadt ins Auge. Wir unterqueren die alte Bogenbrücke und entdecken im Hafen den nächsten alten Frachtkahn. Dieser ist allerdings in eine Weindegustation umgewandelt worden und schläft ebenfalls noch.

Mit Anlauf gegen den Anleger von Ventenac

In Ventenac gibt es sicherlich einen Bäcker. Lars ist mutig und peilt eine Lücke auf der Schmalseite des Bootsanlegers an, immer in der Hoffnung, die anderen Boote nicht zu rammen. Das gelingt ihm auch trotz des Winds. Dafür rammt er den Steg, und das dummerweise mit der Spitze unserer Capri. Jetzt hat unser Hausboot einen Zacken ab – der Steg aber auch. Ein klassisches Unentschieden, wobei sich der Schaden zum Glück in Grenzen hält und das getroffene Anfangsstück vom Anleger offenbar häufig erneuert werden muss.

Nun erst fallen uns an den anderen Booten etliche ähnliche Schäden auf. Meistens befinden sich diese an Stellen, die mit leicht auswechselbaren Stoßfängern verstärkt sind. Mit dem beruhigten Gefühl, dass dies wohl zum ganz normalen Verschleiß während einer Bootsfahrt zählt, laufen wir in den Ort.

Am Hafen von Ventenac steht ein gut sortierter Kiosk mit Backwaren, Lebensmitteln und allem Möglichen, was man auf einer Bootstour so brauchen kann. Hier bekommen wir auch einen Geschirrschwamm, der endlich den Korken ersetzt. Der Kiosk ist eine tolle Geschäftsidee.

Warum gibt es diese nicht auch in den anderen Dörfern und Städten am Kanal? Wir unternehmen noch einen Spaziergang durch den kleinen Ort, bevor wir auf dem Boot ausgiebig frühstücken. Heute brauchen wir wieder Kraft, denn die gemütliche, schleusenfreie Zeit neigt sich dem Ende zu und wir haben noch einige Schleusen vor uns.

Bei der Schleuse von Pechlaurier

Anleinen in der Bootsschlange und Siesta

Auch wenn hübsche bunte Häuser in Paraza das Ufer zieren und Rubia schon vom Kanal aus recht charmant wirkt, lassen wir die beiden Orte außen vor. So erreichen wir gut acht Kilometer nach Ventenac oder einer knappen Stunde nach dem Frühstück die erste Schleuse bei Argens. Unterwegs haben wir bereits zwei, drei Boote überholt. Es ist schon schöner, mit freier Sicht über den Kanal zu fahren. Außerdem müssen wir dadurch nur kurz vor der Schleuse warten.

Ich bleibe auf dem Boot und bekomme natürlich das Seil nicht eingehängt. Ist wohl doch etwas hoch hier. Waren die Schleusenwärter bis zu Schleusentreppe von Fonserannes noch sehr hilfsbereit, herrscht ab jetzt ein anderer Ton. Hier wird uns zwar noch geholfen, doch hält mir der Wärter sogleich einen Zettel vor die Nase. Auf mehreren Sprachen ist zu lesen, dass die Schleusenwärter nur für die Bedienung der Schleusen zuständig sind, aber kein Hilfspersonal für die Bootsführer darstellen. Das ist ja nett und blöd zugleich. Denn so, wie die Schleusenwärter nicht dazu verpflichtet sind, zu helfen, sind die Bootsfahrer auch nicht dazu verpflichtet, sich mit etwas Kleingeld zu bedanken.

Bei der Schleuse von Pechlaurier geraten wir in unseren ersten Stau. Eine Französin hilft uns beim Anleinen in der Bootsschlange. Ich halte sie für eine Schleusenwärterin und will ihr gerade Trinkgeld geben. Doch sie stammt vom Boot hinter uns und begleitet dieses einfach mit dem Fahrrad. Doch wo kommen die vielen Boote her?

Zwei Schleusengänge gehen noch ohne uns durch, dann ist »Siesta« - also Mittagspause. Die elend lange Schlange, die sich bald hinter uns gebildet hat, stört dabei nur die Reisenden, die dadurch mehrere Stunden bei der Schleuse gefangen sind. Pech gehabt – muss wohl am Namen liegen.

Also machen auch wir erst einmal Mittag und unterhalten uns mit ein paar US-Amerikanern, die angesichts der langen Siesta glauben, in Spanien gelandet zu sein. Gut eine Stunde nach Ende der Pause können wir dann endlich in die untere Kammer einfahren.

Auch wenn es eine Doppelschleuse ist, sind wir schnell oben. Doch leider ist die Familie des Schleusenwärters sehr geschäftstüchtig und muss erst den halben Garten verkaufen, bevor sich die Tore öffnen. Damit wissen wir auch, warum es sich hier so staut.

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