Château de Mauriac bei Gaillac

das Künstlerschloss des Bernard Bistes

Eigentlich steht noch der Winzerort Gaillac auf unserer Agenda. Dort ganz in der Nähe befindet sich das Château de Mauriac. Nachdem wir mit Monestiés, Cordes-sur-Ciel und Bruniquel bereits drei hübsche Dörfer kurz nacheinander besucht haben,

lassen wir den Ort jedoch links liegen und nutzen die so gewonnene Zeit für eine Schlossbesichtigung. Diese sind jeweils zwischen 15 und 18 Uhr möglich, was gut in unser Programm passt.

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Das Schloss thront auf einem Hügel im Herzen der Weinberge von Gaillac. Gegründet wurde es im 13. Jahrhundert von Guiriaudus de Mauricius. Ihm folgten die Tempelritter, die das Schloss im 14. Jahrhundert verschönerten und die gesamte Anlage vergrößerten. Die Besitzer profitierten damals vom Anbau von Pastell, der diesen Landstrich in ein Schlaraffenland verwandelte. Im 16. Jahrhundert endete diese Epoche mit den Religionskriegen.

Weil der damalige Besitzer Bertrand Rabastens den protestantischen Glauben angenommen hatte, zerstörten die Katholiken Teile der Burgmauer. Leider teilen in Frankreich einige Schlösser dieses Schicksal, weshalb sich das Land bei Weitem nicht um alle historischen Bauwerke kümmern kann. Der aus Albi stammende Künstler Bernard Bistes bewahrte das Château de Mauriac jedoch vor dem endgültigen Zerfall.

Bistes baute das Schloss zu einem herrschaftlichen Wohnhaus um, in das er 1962 mit seiner Familie einzog. Den Kopf voller Pläne zog Bernard damals in einer Baustelle ein. Erst nach und nach wurden die Räume ausgebaut und neue Schlossteile hinzugefügt.

Dabei stand bei allen Restaurierungsarbeiten und Verschönerungen die Kunst im Vordergrund. Jeder Raum ist auf seine eigene Art liebevoll und akkurat gestaltet, von den holzgetäfelten Wänden bis zu den Kassetten- oder Balkendecken.

Da die Familie keine staatlichen Mittel zur Sanierung des historischen Bauwerks erhielt, öffneten sie die Türen schon bald für Besichtigungen. Mit den Eintrittsgeldern konnten sie zumindest einen Teil der Kosten stemmen. Zudem wurde und wird das Projekt mit dem Verkauf von Bernard Bistes Bildern finanziert.

Noch immer gehört die Malerei zu Bistes Leidenschaft. Er malt und malt und malt … Schlaf ist ihm eher unwichtig, wie uns sein Sohn Emmanuel erklärt. So liegt es an ihm, die Besucher durch das Künstlerschloss zu führen, das heute in Teilen einer Galerie ähnelt.

Das Schloss ist zugleich eine beliebte Adresse für Hochzeiten. Bis zu 15 Gäste können hier im Anschluss der Feier übernachten, wobei das Brautzimmer natürlich am romantischsten ist. Eine Besonderheit ist das Herbarium-Zimmer. Über 400 Pflanzenarten sind auf der Holzdecke verewigt, wobei als Vorlage das königliche Herbarium Frankreichs diente. Als weitere Kunstrichtung malt Bernard Bistes neben Pflanzen und Landschaften auch mehr oder weniger bekleidete Menschen.

So zeigt uns Emmanuel ein Gemälde seiner Mutter als junge und bildhübsche Frau. Im oberen Teil des Schlosses hat Bernard Bistes den weitgehend restaurierten Wehrgang zu einer wunderschönen Galerie verwandelt. Die Gesichter von Freunden, Gönnern und beim Bau helfenden Menschen sind hier im Stil des Mittelalter verewigt.

Bevor wir nach Albi zurückkehren, unternehmen wir einen Abstecher in den gepflegten Garten. Wie die Räume im Schloss und der große Innenhof ist auch dieser liebevoll gestaltet und wird ständig gepflegt. Zudem bietet er eine schöne Aussicht über die Weinberge von Gaillac.

Für uns ist dies das i-Tüpfelchen einer faszinierenden Besichtigung in einem Schloss, das zu einem einzigartigen Kunstwerk gewachsen ist. Zugleich ist das Château de Mauriac eine erfrischende Abwechslung zu den mittelalterlichen Museumsschlössern.

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