Nach Rocamadour und der Gouffre de Padirac besuchen wir mit Figeac ein drittes Grand Site der Midi-Pyrénées an nur einem Tag. Die Altstadt ist geschmückt von mittelalterlichen Häusern aus dunkelbraunem Fachwerk und rotem Backstein.
Teilweise beinhalten die alten Häuser noch die typischen »Soleilhos«. Diese offenen Galerien boten den reichen Bewohnern damals einen gut durchlüfteten Aufenthalt im Freien und gaben einen schönen Blick in die Gassen frei.
Mit der Gründung der Abtei Saint-Saveur im Jahre 838 beginnt auch die Geschichte von Figeac. Pippin der Kurze ließ das Kloster erbauen, nachdem die Wikinger ein bereits bestehendes Kloster geplündert hatten. Durch die Lage auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela und Rocamadour sowie am Schnittpunkt mehrerer Handelswege gelangte die Stadt rasch zu großem Wohlstand.
Philipp der Schöne, der 1304 die Stadt unter seiner Aufsicht hatte, verlieh Figeac das seltene Privileg, eigene Münzen zu prägen. Doch wie bei so vielen reichen Städten bereiteten auch hier die Pest und der Hundertjährige Krieg dem regen Treiben ein jähes Ende. Die folgenden Jahrhunderte wartete die Stadt vergeblich auf eine zweite Blütezeit. Erst in der Neuzeit entwickelte sich Figeac zumindest zu einem hübschen Touristenstädtchen.
Wir starten bei der Touristeninfo, wo wir uns zuallererst mit einem Stadtplan ausrüsten. Ganz in der Nähe steht die Eglise Saint-Sauveur. Einst galt sie als wichtige Wallfahrtskirche auf dem Pilgerpfad nach Santiago de Compostela. Leider haben von der ursprünglichen Kirche nur wenige Reste die Zeit überdauert. Ebenso erging es der Abtei.
Von ihr blieben nur die Kirche und der Kapitelsaal aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Dennoch zählt der Kapitelsaal zu den Highlights der Stadt. Heute ist dieser in eine gotische Kapelle umgewandelt. Ein prächtiges Kreuzrippengewölbe, Holzvertäfelungen und bunte Kirchenfenster verleihen der Kapelle eine einzigartige Atmosphäre.
Anschließend nutzen wir die mittelalterlichen schmalen Gassen hoch zur Notre Dame du Puy. Auf einem flachen Hügel überragt sie die Stadt, wobei die Kirche eines der ältesten Gebäude von Figeac sein soll. Durch ihre Bemalung sieht die romanische Kirche jedoch einiges jünger aus als die gotische Eglise Saint-Sauveur.
Besonders reizvoll ist der Ausblick von der Terrasse über den Ort. Neben den alten Gebäuden sind auch die düsteren Gassen und einige, von Steinmäuerchen umgebene Gärten gut zu erkennen.
Wieder zurück im unteren Teil der Altstadt entdecken wir in einem der Innenhöfe eine schwarze Granitplatte. Es ist ein Kunstwerk des Amerikaners Joseph Kosuth. Zur Hundertjahrfeier des französischen Sprachwissenschaftlers Jean-François Champollion wurde die Platte mit verschiedensten Schriftzeichen und Hieroglyphen versehen. Mit dem begehbaren Kunstwerk hat Figeac zugleich ein neues Wahrzeichen gewonnen.
Damit endet unser Tagesprogramm. Da wir uns bereits wieder am Le Célé befinden, brauchen wir nur dem Fluss zu folgen, um sicher zu unserem Hotel des Grottes zurückzufinden.
Angenehmer als mit dem Auto wäre sicher eine Kanufahrt dorthin. Angebote dafür gibt es genug. Doch wir bleiben bei unserem Gefährt und freuen uns stattdessen auf ein erfrischendes Bad im kühlen Nass beim Hotel.