Unweit von Rocamadour befindet sich das Gouffre de Padirac, der Schlund von Padirac oder auch: ein kreisrundes Loch mitten in der Landschaft der Causse de Gramat. Entstanden ist diese geologische Besonderheit durch den Deckeneinbruch einer Karsthöhle, welche heute einen Durchmesser von 35 Meter misst. Mit 75 Metern beeindruckt der Schlund zudem mit seiner beachtlichen Tiefe.
Blick in den Gouffre de Padirac, dem kreisrunden Schlund in der Causse de Gramat. Aufnahmen vom oberen Rand, von der Treppe und vom Boden des tiefen 75 Meter tiefen Lochs in der Landschaft.
So wollen auch wir dieses »kleine« Wunder der Natur besichtigen, und erleben die erste Überraschung schon mit der Ankunft. Nachdem wir zig Kilometer durch leere und scheinbar ausgestorbene Land- und Ortschaften gefahren sind, finden wir uns auf einem riesigen und überlaufen wirkenden Parkplatz wieder. Wo kommen die Autos hier alle her? Gibt es hier noch andere Löcher?
Die Höhle darf nur gruppenweise besucht werden. Wir melden uns an und haben Glück. In zehn Minuten beginnt die nächste Tour und wir sind dabei. Leider ist der überdachte Warteraum bereits mit Leuten gefüllt, sodass wir ein paar Minuten in der prallen Sonne brüten. Dann aber dürfen wir das kühle Höhlenklima betreten und haben die Wahl: Lift oder Treppen.
Der Schlund bietet genügend Platz für eine Stahlkonstruktion, die auch Fußfaule berücksichtigt. Wir nehmen die Treppen und haben von dort eine eindrucksvolle Aussicht auf die grün bewachsene, senkrecht abfallende Wand. Dieser Tageslichtschacht ähnelt stark der Algar do Carvao auf den Azoren. Nur dass die Höhle auf Terceira nicht auf einen Vulkan, sondern auf einen Fluss zurückgeht.
Die meisten Besucher zeigen nur wenig Interesse für den Schlund. Da sich Lars außerdem die nötige Zeit und Ruhe zum Fotografieren nimmt, stehen wir auf dem Boden vom Schlund bald alleine. Gut, wir folgen den anderen. Es führen noch weitere Treppen und ein Lift nach unten zu einem Fußweg. Hier endlich treffen wir auf den Schöpfer dieser Höhle, die Rivière Plane.
Wir sind jetzt 103 Meter unter dem Boden und langsam breitet sich der Fluss aus, bis er die gesamte Breite des Tunnels in Beschlag nimmt. Hier wechseln wir auf kleine Boote. Das heißt, zunächst müssen wir eine ganze Weile anstehen, bis wir in unser Boot steigen können. Denn zuvor müssen die vorherigen Besucher von ihrem Trip zurück sein. Mit anderen Worten: während wir uns mehr Zeit für den Schlund genommen haben, stehen die anderen unserer Gruppe länger an. Dann aber geht es endlich los.
Eine junge Frau stakt das Boot mit einer Stange den Fluss entlang. Wir sind die einzigen Deutschen an Bord, weshalb sie die englische Fassung ihrer Erzählungen recht knapp hält. Egal, die Grande Pendeloque, einen 60 Meter hohen Stalaktit, erkennen wir auch so. Ab dem nächsten Bootsanleger geht es schließlich über Stege und Treppen zu Fuß weiter. Hier wechselt der Guide und entfällt jedwede nicht französische Erklärung. Schade eigentlich.
Tropfsteine und Kalksinterterrassen im Gouffre de Padirac
Die Höhle umfasst mehrere kleine Seen, die wie Kalksinterterrassen geformt sind. Die Beleuchtung lässt das Wasser herrlich blau schimmern. Und schon stehen wir vor dem nächsten Giganten, der Grande Colonne, ein Stalaktit, der sogar 75 Meter erreicht. Nachdem wir die große Kammer des Grand Dôme mit einer Deckenhöhe bis zu 94 Meter erreicht haben, glauben auch wir, dass wir uns in einer der größten Höhlen Europas befinden.
Von hier aus strömt der Höhlenfluss noch weitere 19 Kilometer durch Tunnel und Höhlen, bis er in den Dordogne mündet. Die Höhlenforscher haben bisher 42 Kilometer dieses unterirdischen Systems erforscht. Dennoch liegt noch ein riesiger Berg Arbeit vor ihnen, wenn sie das gesamte Höhlensystem erkunden wollen. Vor ihnen liegt damit mehr als nur die Arbeit eines ganzen Menschenlebens.
Wir sind begeistert von den vielen Formen der Stalagmiten, die sich wie runde Platten stapeln und den gewaltigen Stalaktiten, um die sich die Treppen herum schlängeln. An mehreren Engstellen müssen wir den Kopf einziehen, uns dünn machen oder darauf achten, nicht auszurutschen. Schließlich aber erreichen wir wieder den Bootsanleger und werden nach der kurzen Fahrt in den Schlund zurückgeführt. Jetzt nehmen auch wir den Lift.
Wir kommen aus 13°C in der Höhle, während draußen 36° Celsius herrschen. Da brauchen wir keine 455 schweißtreibende Stufen. Lieber wäre uns ein Mittagssnack, den wir in der nahe gelegenen Brasserie erhoffen. Doch leider haben sie es hier nicht so mit Snacks, eher mit Burger und Pommes zu überhöhten Preisen in hektischer Atmosphäre. Wir verzichten und verlegen die Mittagspause nach Figeac. Vielleicht finden wir ja dort etwas zu essen.