Château Fort de Lourdes

eine Forelle für den Kaiser

Den zweiten Tag in Lourdes wollen wir mit einem morgendlichen Rundgang durch die Sanktuarien beginnen. Obwohl wir bereits am frühen Vormittag starten, herrscht reger Betrieb auf den Straßen und Wegen. Bald dämmert es uns, wo die vielen anderen Leute so früh schon hinwollen. In nahezu jeder der Kirchen ist ein morgendlicher Gottesdienst angesagt.

Was nun? Auf dem Hügel, inmitten dem Städtchen Lourdes, wacht die gleichnamige Burg über das Tal. Wir schlendern also zurück in die Altstadtgassen und folgen ab dort der Rue du Bourg. Diese führt uns zur Rue du Fort, wo sich der Eingang mit Aufzug zur Burg befindet. Das ist gut, es geht nämlich mal wieder ganz schön steil nach oben.

Château Fort de Lourdes | Midi-Pyrénées

Besuch des Château Forts de Lourdes oberhalb des Stadtzentrums. Aufnahme der gut erhaltenen Burg sowie über das Tal des Gave de Pau zur Kathedrale von Lourdes. Ausflug zum Lac de Lourdes.

Bereits die Römer haben sich die strategisch günstige Lage des Felsgipfels zu Nutzen gemacht. Doch weitaus interessanter finden wir, dass die Burg im Jahre 778 von den Sarazenen und ihrem Anführer Mirat besetzt worden war. Und wer saß einmal mehr mit seinem Heer vor den Toren der Stadt und belagerte die Burg? Natürlich unser alter Bekannte: Karl der Große.

Räume im Château Fort de Lourdes

War es in Carcassonne ein Mastschwein, welches dem Karl vor die Füße geworfen worden war, so sollte hier eine Forelle scheinbar unerschöpfliche Vorräte vortäuschen. Mirat nämlich hatte das Glück, dass ein netter Adler ihm diese zu guter Stunde vorbei brachte. Trotzdem konvertierte der ausgehungerte Mirat zum Christentum und empfing die Taufe. Diese Wendung der Ereignisse passt ja auch viel besser zu Lourdes.

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das Château Fort de Lourdes auch »Bastille der Pyrenäen« genannt, da der König hier seine Widersacher einkerkern ließ. Im 19. Jahrhundert wurde die Festung mit weiterer Militärarchitektur garniert und das Schloss in eine Kaserne umgewandelt.

1921 wurde schließlich auf Anregung von Louis und Margalide le Bondidier das Pyrenäenmuseum gegründet, welches wir auch heute noch besuchen können. Der Zugang vom Lift bringt uns direkt zum Paradeplatz der Burg, wo ein abwechslungsreicher Rundgang beginnt.

Liebevoll sind die Museumszimmer, wie die Bearner Küche, eingerichtet. Sie zeigt den Hauptraum eines reichen Landhauses in den Pyrenäen, mit einer Feuerstelle, bei der ein Baumkuchen gebacken wird. Im nächsten Gebäude wird das Pyrenäen-Spiel Quillier gezeigt. Ähnlich wie beim Kegeln, werden hier neun Quille geschickt mit einer Kugel umgeworfen.

Von ländlichen Schlafzimmern, Ackerwerkzeugen, Gefäßen für die Herstellung von Butter und Käse und merkwürdigen Holzkoffern, die den Hirten einst als Nachtlager dienten, wurde hier einiges aus den Pyrenäen zusammengetragen. Sonderbar sind die Trauer-Wachsfiguren, deren Schein den Verstorbenen am Tag seiner Beerdigung bis dato in zahlreichen Tälern begleitet.

Auf der Esplanade der Ritter sind einige Modelle der Architektur der Pyrenäen, von Bauernhöfen, Kirchen und Dörfern ausgestellt. Sie wurden von Margalide Le Bondidier im Maßstab 1:10 angefertigt. Umgeben sind diese von einem, für solch eine Burg, eher ungewöhnlich liebevoll gepflegten Garten.

Bei einer herrlichen Aussicht über das Tal des Gave de Pau und den Ort Lourdes laden Bänke zu einer ruhigen Pause ein. Denn während bei den Sanktuarien der religiöse Trubel herrscht, finden nur wenige Besucher den Weg zum Château Fort de Lourdes. Für uns ist dies natürlich gut. Wenn die anderen unten in der Stadt wüssten, was für eine tolle Sehenswürdigkeit sie hier verpassen ...

Wer einen ruhigen Raum zum Beten sucht, findet übrigens auch hierfür ein Kirchlein innerhalb der Festung. Denn das barocke Mobiliar der Pfarrkirche von Lourdes aus der Zeit von Bernadette Soubirous fand in den groß gehaltenen Kathedralen keine Verwendung mehr.

Heute steht es in der Notre-Dame du Château, der ehemaligen Kapelle der Grafen von Bigorre. In dieser endet unser eindrucksvoller Rundgang. Für den Weg zurück ins Tal nutzen wir die Rampe des Anglais, welche uns steil an einem Friedhof vorbei, wieder in die Altstadtgassen von Lourdes führt.

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