Gegen Mittag wird es ruhiger bei den Sanktuarien, dem Heiligtum des Wallfahrtsortes Lourdes. Die Promenade zum Vorplatz der Kathedrale wirkt ungewöhnlich leer. Ohne den religiösen Trubel, die vielen Gruppen und Ordner wirkt sie einiges angenehmer. Wir interessieren uns für das mit Gras bepflanzte Oval, das wir zuvor vom Château Fort de Lourdes aus gesehen hatten. Breite Betonrampen führen in einen wahrhaftigen Gebetsbunker. Die Basilika fasst ca. 25.000 Besucher. Damit ist die mit Abstand größte Kirche von Lourdes.
Zum hundertjährigen Jahrestag der Erscheinung und um dem stetig anwachsenden Besucheransturm Herr zu werden, wurde diese unterirdische Basilika 1958 gebaut und dem heiligen Papst Pius X. geweiht. Kurios wirken die streng markierten Fahr- und Parkstreifen für die Rollstühle. Doch bei der Menge an Besuchern braucht es wohl ein gewisses Leitsystem, um ein völliges Chaos zu vermeiden. Etwas erhöht ist neben den Rollstuhlstreifen an einem der schrägen Betonstützpfeiler ein eigener Bereich für die Presse ausgewiesen. Ansonsten gibt es in der Kathedrale nicht viel zu sehen. Nur kühler Stahlbeton, wohin das Auge auch blickt.
Als Nächstes besuchen wir die Rosenkranz-Basilika. Durch die Neobyzantinische Architektur wirkt auch diese Basilika etwas sonderbar. Durch die Optik erwarten wir in ihrem Innern eigentlich die Bäder mit dem Heiligen Wasser. Doch wir werden überrascht durch wunderschöne, in Gold gehaltene Kapellen.
Wie der Name sagt, wird hier vor allem das Beten des Rosenkranzes zelebriert. Das zentrale Mosaik zeigt die Darstellung der Gottesmutter Maria. Wie die Statue bei der Heiligen Quelle ist sie den Beschreibungen der Erscheinung von Bernadette Soubirous nachempfunden.
Basilika Papst Pius X. und Mariä-Empfängnis-Basilika von Lourdes
Um die Rosenkranz-Basilika führen außen Treppen hinauf zur Mariä-Empfängnis-Basilika. Vorbei an der Kuppel mit dem irischen Kreuz erreichen wir dort den Eingang zu einer Krypta. Sie entstand gleich nach der Marienerscheinung, wurde angesichts der wachsenden Pilgerströme aber bald zu klein.
Eine Seitenkapelle beherbergt Reliquien, die 1925 von Bernadettes Leib entnommen wurden. Die unwesliche Ganzkörperreliquie Bernadettes liegt heute in einem Glassarg in der Kapelle des Klosters Saint-Gildard in Nevers.
Die Mariä-Empfängnis-Basilika ist der zweitälteste Sakralbau des Wallfahrtskomplexes. Die neogotische Kirche sieht zumindest von außen sowie auch von innen wie eine richtige Kirche aus. Immerhin ragt sie mit ihrer Kirchturmspitze 94 Meter hoch in den Himmel.
Im Innern ist sie liebevoll und sehr hell gestaltet. Die Kirche wurde direkt über dem Felsen der »Mariengrotte von Massabielle« nach den Plänen des Architekten Hippolyte Durand erbaut.
Die Sakralbauten sind besonders während der ruhigen Zeiten sehr beeindruckend. Auch wenn vieles hier in Lourdes in einen kirchlichen Kommerz ausartet, sind die Bauwerke auf ihre Art liebevoll gestaltet.
Andererseits sollte ich meinen Mann nicht mit dem vielen Katholizismus überstrapazieren. Lourdes ist eine Stadt in den Pyrenäen. Da lohnt doch sicher auch ein Ausflug zum Gletschersee Lac de Lourdes.