Gut eine Autostunde von Lourdes entfernt bildet Marciac ein lohnendes Ausflugsziel. Die hohe Kirchturmspitze der im 13. Jahrhundert gegründeten Festungsstadt ist schon von Weitem zu sehen. Und beim größten Marktplatz der Midi-Pyrénées finden wir auf Anhieb einen Parkplatz.
Eindrücke von unseren Ausflügen in den Midi-Pyrénées in Südfrankreich.
Hört sich nach einem größeren Städtchen an. Doch nein, bei Marciac, auch »das Anwesen des Herrn Marcellus« genannt, handelt es sich um ein Dorf mit gerade mal 1200 Einwohnern. Im Vergleich dazu sind die Kirche und der Marktplatz völlig überdimensioniert. Doch einmal im Jahr werden auch diese mit Leben gefüllt.
Zum »Jazz in Marciac«, dem großen Jazz-Festival in den ersten beiden Augustwochen, kommen seit 1978 jährlich bis zu 20.000 Besucher. Selbst namhafte Künstler wie Ray Charles, Dizzy Gillespie und Dianne Reeves sind bereits bei dem international berühmten Festival aufgetreten.
Bei unserem Besuch indes herrscht eine dörfliche Ruhe in Marciac. Wir frühstücken auf einer Parkbank am Marktplatz und werden von einem Hund angebettelt. Kurz darauf besuchen wir den spätgotischen Bau der Kirche Notre-Dame-de-l’Assomption. Ihre 80 Meter hohe Kirchturmspitze ist die höchste des Gers und überragt unübersehbar den Marktplatz.
Eine neugierige und verschmuste Katze begleitet uns während der Besichtigung. Genauso beschaulich geht es anschließend unter den für Bastiden typischen Arkadengängen der herrschaftlichen Häuser am Marktplatz zu. Marciac ist einfach nur ein »auffallend« hübsches Dorf.
Noch etwas kleiner als Marciac ist das elf Kilometer entfernte Dorf Tillac. Mit knapp 300 Einwohner gehört es zu den kleinsten Orten, die wir in den Midi-Pyrénées besuchen. Doch was verschlägt uns hierher? Der erste Teil der ARD-Produktion »Die Dienstagsfrauen«. Die Witwe Judith will den begonnenen Pilgerweg ihres verstorbenen Mann Arne bis nach Lourdes vollenden.
Ihre drei Freundinnen aus einem Französischkurs begleiten sie dabei. Sehr bald stellt sich der Jakobsweg als eine beschwerlichere Tour heraus, als sie angenommen hatten. Meinungsverschiedenheiten, Hausfrauenfrust, Untreue, aber auch die Last des Luxus' stellen die Freundschaft bald auf eine harte Probe.
In dieser netten und humorvollen Komödie erkennen wir den Ort Tillac aus einer Abbildung in unserem Reiseführer wieder. Filmkulissen bilden für uns immer schöne Reiseziele. Und das kann auch eine ARD-Produktion sein. Hier in den winzigen und windschiefen Fachwerkhäusern aus dem 17. Jahrhundert fanden die vier Frauen eine rustikale Pilgerunterkunft. Anders als im Film liegt die Herberge heute verlassen in der mittelalterlichen Gasse. Für die Einwohner scheint es schwierig zu sein, die denkmalgeschützten Fachwerkhäuser entsprechend der hohen Anforderungen instand zu halten. Einige stehen zum Verkauf.
Doch auch wenn Tillac etwas ausgestorben wirkt, gibt es am Eingangsturm das einladend wirkende Restaurant »Chez Gorka«. Zeit für einen Milchkaffee. Wir erzählen von den Dienstagsfrauen und fragen, was die Besitzer von der TV-Produktion damals mitbekommen haben. Allerdings haben diese das Restaurant erst vor sechs Jahren übernommen.
Fachwerkhäuser von Tillac
Damit müssen sie die Produktion knapp verpasst haben. Für die Einwohner Tillacs scheint es eine nicht erwähnenswerte Abwechslung in ihrem Ort gewesen zu sein. Zumindest hielt es keiner für nötig, den neuen Inhabern davon zu berichten. Für uns jedoch ist es ein weiterer beschaulicher Ort in unserer Filmkulissen-Sammlung.