Conques ist ein idyllischer Pilgerort in den Midi-Pyrénéen. Mit der prächtigen Abteikirche Sainte-Foy ist er Teil des Jakobsweges durch Frankreich. Mit seinen pittoresken Gassen lohnt sich das Dorf zugleich für einen Tagesausflug.
Abteikirche von Conques
Noch zwei Tage verbleiben uns in den Midi-Pyrénées, womit wir langsam wieder an den Rand der Region gelangen. Eine schmale Straße schlängelt sich durch das Tal des Le Dourdou bis nach Conques. Da wir bei der Moulin de Conques ein Zimmer gebucht haben, parken wir gleich bei dem Hotel und begeben uns zu Fuß in den Pilgerort. So stehen wir bald an der Pont romain. Die romanische Brücke wird so genannt, weil sie von den Romius – okzitanisch für Pilger – benutzt wurde, um den zeitweise launenhaften Dourdou zu überqueren.
Auch heute wird die Brücke natürlich noch von den Pilgern benutzt. Daneben ist sie aber auch für den motorisierten Verkehr offiziell zugelassen. Genau das macht so manch einen Autofahrer stutzig, sobald er davor steht. Die Brücke ist steinig, mit spitzem Hochpunkt und so schmal, dass das Auto allerhöchstens zwei Meter breit sein sollte. Andernfalls drohen hässliche Schrammen, sowie man die Brücke überquert.
Als Fußgänger braucht uns dies nicht zu kümmern. So können wir uns ganz auf die engen, kopfsteingepflasterten Gassen konzentrieren, die jenseits der Brücke steil nach oben führen. Nach einem ersten kurzen Anstieg zweigt rechts ein Weg zur Chapelle Saint-Roch ab. Auf einem Felsvorsprung gebaut, wurde die Sankt-Rochus-Kapelle am Standort der ursprünglichen Burganlage errichtet. Sie ist leider verschlossen. Doch von hier aus eröffnet sich uns die erste richtig schöne Aussicht auf den Ort Conques mit seiner prächtigen Abteikirche Sainte-Foy.
Abteikirche Sankt Fides in Conques
Zusammen mit Lourdes und Rocamadour zählt Conques zu den wichtigsten und bekanntesten Pilgerstätten der Midi-Pyrénées. So müssen wir uns, ähnlich wie in Rocamadour, den Besuch auf den letzten hundert Metern des steilen Aufstiegs regelrecht verdienen. Natürlich gibt es für Fußfaule auch oben einige Parkplätze. Wer diese direkt anfährt, verpasst jedoch die liebevoll restaurierten Steinhäuser mit ihren Vorgärten.
Durch die Porte du Barry, einem der vier Stadttore, betreten wir anschließend die Altstadt. An einem der typischen Dorfbrunnen, mehreren Restaurants und kleinen Hotels vorbei erreichen wir den Vorplatz der Abteikirche Sankt Fides. Die Basilika entstand im 11. Jahrhundert und diente als Vorbild für die später gebauten Pilger-Basiliken von Saint-Sernin in Toulouse und Saint-Jacques in Santiago de Compostela. Den Eingang ziert ein prächtiges Tympanon mit 124 in Stein gemeißelten Figuren. Zusammen bilden sie eine Darstellung des Jüngsten Gerichts. Dabei ist das religiöse Kunstwerk zweigeteilt: Christus sitzt in der Mitte und weist mit seinem erhobenen rechten Arm zum Paradies und seinem gesenkten linken Arm zur Hölle.
Das Innere der Kirche ist zwar schlicht, überrascht den Besucher aber mit der Höhe des steingewölbten Mittelschiffs. Die Emporen sind zu bestimmten Zeiten zugänglich. Bei unserem Besuch ist dies leider nur mit angemeldeter Führung möglich. Wir verzichten, genauso wie auf den Trésor, einem kryptaähnlichen Bau, der mittelalterliche Goldschmiedekunst und die Reliquienbüste des Heiligen Fides ausstellt. Stattdessen genießen wir lieber einen Spaziergang durch die mittelalterlichen Gassen.
Eindrücke vom Wallfahrtsort Conques
Insgesamt ist es recht ruhig im Ort, und auch bei der Pilgerherberge herrscht wenig Betrieb. Der Herbst zählt offenbar auch bei den Jakobsweglern zur Nebensaison. Umso schöner ist dafür der Dorfkern anzusehen. In den Restaurants ist angenehm wenig los und wir verbringen einen schönen Nachmittag in Conques. Zum Abschluss fahren wir noch zum gegenüber liegenden Aussichtsfelsen Le Bancarel. Mit diesem letzten schönen Eindruck des Felsendorfs setzen wir schließlich unser seltsam umgewandelten Programm fort.
Rundgang durch den Pilgerort Conques im Tal des Dourdou. Aufnahmen der pont romaine und der Abteikirche Sainte-Foy.
Fotostopp beim Wasserfall von Salles la Source
Die Fahrt nach Conques führte uns am Vormittag durch ein kleines Dorf, welches seltsam von einem Wasserfall getrennt wird. Da wir zu der Zeit noch andere Pläne hatten, ließen wir den Wasserfall jedoch zunächst links bzw. in diesem Fall »rechts« liegen. Doch jetzt, nach unserem ernüchternden Besuch im Moulin de Conques, sieht unser Zeitplan ganz anders aus. Damit nehmen wir uns die Zeit für einen Zwischenstopp im Wasserfalldorf.
Salles-la-Source befindet sich mitten im Weinbaugebiet Marcillac. Touristen scheinen andere Ziele der Region zu bevorzugen. Und das, obwohl der Wasserfall bei der Anfahrt von Rodez völlig unvermittelt vor einem erscheint, kaum dass man um die letzte Kurve vor dem Ort herumgefahren ist. Oder, wie es Lars kurz und knapp auf den Punkt bringt: »Wow!«
Von der Durchgangsstraße – Parkmöglichkeiten sind genügend vorhanden – trennt uns nur ein kurzer Fußweg von der Kaskade. Das Becken, in das sich die namensgebende Quelle als 20 Meter hoher Wasserfall ergießt, ist parkähnlich gestaltet. Von der Straße aus sieht die Kaskade jedoch einiges spektakulärer aus.
Nach dem Abstecher zum Wasserfallpark versuchen wir, zu der Kurve mit dem Wow-Effekt zu gelangen. Doch entlang der Straße geben wir es schnell wieder auf. Zu schnell brausen dort die Autos an uns vorbei. So laufen wir ein Stück hinab ins Dorf, wo wir links auf einen Trampelpfad zu einem Aussichtspunkt stoßen. Wir kraxeln also wieder nach oben und stehen bald auf einer Art Plattform. Sie befindet zwar direkt neben der Straße, ist jedoch durch eine Mauer so davon abgetrennt, dass sie von dort aus nicht zu erkennen ist. Der Zugang ist nur über den Umweg durch den Ort möglich. So eröffnet sich uns doch noch die erhoffte Aussicht auf den Wasserfall, eh wir uns zufrieden auf den Weg nach Rodez machen.
Eindrücke vom Wasserfall von Salles-la-Source zwischen Conques und Rodez in den Midi-Pyrénées. Aufnahmen vom Park sowie auch der Aussichtsplattform am Ortseingang.
Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. Diese Absicht hatten auch wir, als wir für die letzten beiden Nächte den Moulin de Conques buchten. Zum Abschluss dieser langen Reise wollten wir uns etwas Luxus gönnen und reservierten uns auf der Buchungsseite der Mühle ein hübsches Zimmer. Froh, das angeblich letzte verfügbare Zimmer gerade noch ergattert zu haben, sagten wir bei der Bestätigungsmail zu. Es war der bislang größte und teuerste Fehler, der uns bei all unseren Reisen jemals unterlaufen ist. Doch der Reihe nach.
Zeitgleich mit uns kommt eine Rentnergruppe zum Essen bei der Mühle de Conques an. Ein älterer Mann weist ihnen den Weg. Mit uns indes kann er wenig anfangen. Also schenkt er uns auch keinerlei Beachtung. Wir folgen ihm trotzdem. Kurz darauf stehen wir vor der Rezeption. Der Rezeptionistin zeigen wir unsere Buchungsbestätigung und freuen uns schon auf eine kurze Pause im hübschen Zimmer. Leider zu früh gefreut. Sie schaut die Buchung nur kurz an.
Dann drückt sie uns diese auch schon wieder in die Hand und erklärt in einem patzigen Ton, dass es sich um eine Buchung für das Château de Canac in Rodez handle. Ja, das Château de Canac war es, welches die Bestätigung geschickt hatte. Doch mit der E-Mail-Adresse vom Moulin de Conques. Denn die beiden Häuser gehören zusammen. Beide Etablissements gehören der Familie Busset und werden von zwei Brüdern geführt.
Da wir die Buchung über die Seite vom Moulin de Conques getätigt hatten und uns dort auch das Zimmer für die Zeit aussuchen konnten, sind wir natürlich davon ausgegangen, dass auch dieses Zimmer bei der Buchungsbestätigung gemeint war. Wie die Bestätigungsmail geschrieben ist, wirkt es, als würde das Schloss die Buchungen für beide Häuser betreuen. Doch die Rezeptionistin behauptet steif und fest, die beiden Häuser gehören nicht zusammen. Frecherweise zeigt sie mir die Homepage der Mühle, auf der wir hätten buchen sollen. Nichts anderes haben wir getan.
Ich gehe hin uns scrolle die Seite ein Stück weit nach unten. Voilà, schon taucht das Château de Canac auf. Das hatte die Frau offenbar nicht bedacht. Deutlich kleinlauter räumt sie nun ein, dass es wohl doch eine Verbindung zwischen beiden Häusern gäbe. Allerdings hätte die Mühle morgen eh zu. Erst auf Lars' Nachhaken erklärt sie, dass wir die eine Nacht hier verbringen könnten – der Preis wäre derselbe. Warum aber war das Zimmer dann überhaupt für diese Zeit zu buchen? Das weiß sie nicht. Es scheint sich um einen Fehler im Buchungssystem zu handeln.
Wir überlegen, ob wir die eine Nacht hier bleiben. Leider ist es erst ein Uhr. Check-in ist bei der Mühle aber erst um drei Uhr und natürlich auch keine Minute vorher. Aber sie könnte uns einen Tisch im Restaurant richten. Dankeschön! Wir wurden bei der Buchung verarscht und sollen denen jetzt auch noch 200 Euro für ein miesgelauntes Mittagessen in den Rachen schieben? Wir verzichten und entscheiden uns für die Nacht im Schloss. Mit der Weile dämmert uns, was hier gespielt wird. Offenbar wollte die Familie Busset nicht auf zahlungswillige Besucher verzichten.
Also schieben sie diese zur Not auch mal an das Château de Canac ab. So fragt uns die Alte, ob wir mit dem Auto da wären? Prima, dann könnten wir ja die 40 Kilometer bis dorthin einfach fahren. Allerdings sind die 40 Kilometer zwischen den beiden Häusern ein doch unverschämt langes Stück für Umbuchungen. Korrekt, reserviert, mit einem Hauch von Freundlichkeit, verborgen unter einer ausgeprägten Affinität zur Arroganz – so haben wir die Rezeptionistin der Moulin de Conques kennengelernt – oder wie Annette sagt: »Diese Frau ist eine Unverschämtheit!«
Unser Romantik-Hotel in den Midi-Pyrénées hat sich damit zu einer riesengroßen Enttäuschung entpuppt. Wären wir nur länger in dem schönen Domaine Le Castagné bei Auch geblieben. Denn ob das Château de Canac das viele Geld wert ist, bezweifeln wir jetzt schon. Warum wir keine Bilder von der Moulin de Conques gemacht haben? Als wir zurück zum Auto gehen, können wir dem älteren Mann von unserer Ankunft zuschauen, wie er in das licht belaubte Gebüsch im Garten pinkelt. Bei den Preisen, die von der Mühle verlangt werden, erwarten wir vom Personal, dass es mit der Benutzung von Toiletten vertraut ist und Anstand besitzt. Es ist ekelhaft und wir wollen nur noch weg. Erst später finden wir heraus, dass die Zimmer in der Mühle zwischen 120 und 140 Euro pro Nacht günstiger sind als das, was wir hätten zahlen sollen.