Nach zwei Nächten in Andorra stellt sich bei unserem nächsten Ziel Lourdes die Frage, welche Route wir dorthin nehmen? Durch den Süden Frankreichs, was uns durch das bereits bekannte Foix führt? Oder sollen wir die etwas längere Strecke über die Pyrenäen von Spanien nehmen?
Wir entscheiden uns für das zweite und hoffen auf tolle Aussichten im Hochgebirge. So verlassen wir Andorra in Richtung Süden. Zuvor aber wird für die lange Fahrt erst noch der Tank voll gemacht. Wo bekommt man sonst noch einen Liter Benzin für gerade mal einen Euro?
Bis Adrall fahren wir immer Richtung Barcelona. Dann zweigen wir rechts ab und beginnt unsere Tour über mehrere Pässe. Serpentinen bringen uns steil nach oben. Bei einem Aussichtspunkt über dem Tal des El Segre legen wir die erste Fotopause ein. Leider liegt sehr viel Dunst in der Luft, sodass wir bald weiterfahren.
Gleich nach Rubió kommen wir zum nächsten schönen Ausblick. Hier wären auch die Reste der mittelalterlichen Festungsanlage Santa Creu de Llagunes mit einem kurzen Spaziergang gut zu erreichen. Doch wir haben das Auto voller Gepäck und bei solch abgelegenen Parkplätzen in Spanien leider schon negative Erfahrungen gemacht.
Der nächste Gebirgspass ist der Port de la Bonaigua. Wir befinden uns auf 2071 Meter über dem Meer und zugleich bei der Europäischen Hauptwasserscheide. Das Tal des Aran wird über die Garonne zum Atlantik entwässert,
während das östliche Tal zum Einzugsgebiet des Ebro gehört und damit zum Mittelmeer abfließt. Leider stören die Skiliftanlagen das Bild. Doch dazwischen rennen viele schöne Pferde herum, die sich in der Höhenkälte sichtlich wohl fühlen.
Kurz darauf durchfahren wir die etwas tiefer liegenden Skiorte. Um diese Jahreszeit – Ende September – wirken sie teilweise wie ausgestorben. Vielleicht hätten wir bei Bosost in Richtung Toulouse abbiegen sollen? Dann hätten wir die nächsten Berge mit einem Umweg umfahren. Doch wir bleiben unserem Überraschungs- und Schleichwegenavi treu, nehmen damit die nächste Passstraße und queren bald die spanisch-französische Grenze.
Diese Route nach Bagnères-de-Luchon ist vor allem bei Radrennfahrern bekannt. Nur wenige Wochen vor unserer Reise wurden hier die 8. und 9. Etappen der 103. Tour de France ausgetragen – wenn auch in entgegengesetzter Richtung. Neben dem berühmten »allez, allez!« stehen die Namen der Radfahrer und weitere Anfeuerungen in großen Buchstaben auf der Straße geschrieben.
Auf dem 1569 Meter hohen Gebirgspass Col de Peyresourde – einem Berg der Kategorie 1 – gönnen wir uns ein Picknick mit schöner Aussicht, bevor wir unseren Auris auf den letzten der fünf Pässe an nur einem Tag hinauf quälen. Auf dem Col d'Aspin stehen jede Menge Autos und Kühe. Also halten auch wir nochmals an.
Aber Vorsicht: während ich eine Kuh beobachte, die sich genüsslich an einem Autospiegel kratzt, werde ich unachtsam. So stehe ich einer anderen Kuh im Weg, die mich mit ihrem großen Kopf unsanft zur Seite bugsiert. Da ist mir das sanfte Allgäuer Braunvieh doch einiges lieber. Dafür tappt Lars in einen frischen Kuhfladen – lääääcker. Muss das sein, so kurz vor dem Ziel in Lourdes?