Als wir die Grotte de Niaux wieder verlassen, hängen die Wolken tief in den Tälern. Lohnt es sich da, wie geplant nach Saint-Lizier zu fahren? Wir wagen es. Vielleicht bessert sich das Wetter ja, wenn wir eine Stunde durch die Gegend fahren. Denn auch wenn die Entfernungen zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten im Vallée de l'Ariège nicht allzu groß sind, so zieht sich die Fahrt von der Höhle bis Saint-Lizier doch ganz schön in die Länge. So kommen wir nochmals am Château de Foix vorbei, welches nun traurig aus dem Nebel ragt. Ab Foix führt uns die Route durch ein ländlich geprägtes Frankreich, mit hübschen Dörfern und jeder Menge Kuhweiden.
Eindrücke von unseren Ausflügen in den Midi-Pyrénées in Südfrankreich.
In Saint-Lizier angekommen, können wir uns ausnahmsweise einmal darüber freuen, dass unser Navi eine Vorliebe für Schleichwege hat. Wegen eines Künstlermarktes ist die Ortsdurchfahrt gesperrt, während wir irgendwie von hintenrum direkt zum Parkplatz de Fête gelangen. Von dort trennt uns nur ein kurzer Spaziergang vom Geschehen in Saint-Lizier.
Ähm ja, für den Künstlermarkt haben sich die Dorfbewohner wirklich ins Zeug gelegt. An zahlreichen, im ganzen Ortskern verteilten Ständen werden wirklich hochwertige Handwerkskunst an Schmuck, Lederwaren und Bilder, Holz- und Töpferwaren feil geboten. Leider mangelt es an Besuchern. Schade eigentlich, denn das 1400-Seelen-Dorf ist ein wahres Idyll mit herrlichen Gassen.
Kathedrale Notre-Dame-de-la-Sède von Saint-Lizier
Unser eigentliches Ziel war der Bischofspalast. Doch der schließt in einer halben Stunde, weshalb wir uns mit der Kathedrale Notre-Dame-de-la-Sède begnügen. Architektonisch ist sie ein Wirrwarr aus verschiedenen Baustilen und Epochen. So besteht der untere Teil aus Bruchsteinen, während der obere aus Quadern gebildet wird. Auffallend ist der achteckige Turm, der mit seinen Zinnen einer Burg gleicht.
Die Kirche wurde im Jahre 1117 von Bischof Jordan geweiht und blieb bis 1655 eine Kathedrale. Die Wände sind mit einer außergewöhnlichen Sammlung romanischer Fresken verziert. Leider wurden diese direkt auf den nackten Stein aufgetragen.
Dies lässt das Mauerwerk durchscheinen und an manchen Stellen hat eindringende Feuchtigkeit den Fresken gewaltig zugesetzt. Durch die sichtbaren Ziegelsteine im Gewölbe ähnelt die Notre-Dame-de-la-Sède übrigens arg den christlichen Kirchen im griechischen Chalkidiki.
Angrenzend an die Kathedrale befindet sich das ehemalige Kloster von Saint-Lizier. Der im 12. Jahrhundert angelegte Kreuzgang besteht aus vier Galerien mit romanischen Rundbögen, die auf Marmorsäulen ruhen. Die 38 Säulen sind mit interessanten figürlichen Kapitellen geschmückt, die noch sehr gut erhalten sind. Wie bei Moissac ist der Kreuzgang zugleich ein schöner Ort der Ruhe, in dem wir uns gerne eine Weile aufhalten, bevor wir uns nochmals auf einen Rundgang über das Kopfsteinpflaster von Saint-Lizier begeben.