»Geht ihr während eurer Moldawien-Reise auch wandern?« fragte uns eine Journalistin in Transnistrien. Die Landschaft bei Butuceni und Moravaia scheint dafür prädestiniert. Durch unsere Arbeit mit den Schwarzwald Wanderführern sowie auch anderen süddeutschen und elsässischen Wanderregionen sind wir allerdings ständig unterwegs.
So wollten wir hier eigentlich darauf verzichten. Andererseits ist die Landschaft von Orheiul Vechi so wunderschön, dass wir beim Frühstück beschließen, das Auto mal einen ganzen Tag lang stehen zu lassen und die Gegend zu Fuß zu erkunden. Und sollten wir Teile unseres Programms dadurch nicht schaffen, dann ist das eben so.
Entlang des Flusses Raut geht es zunächst Richtung Morovaia, dem kleinen Nachbarort von Butuceni. Begleitet werden wir dabei von einem lauten Froschkonzert. So wie es klingt, muss der ganze Fluss voll mit den Tieren sein. Anders als bei Butuceni begegnen uns in Morovaia nur ein paar wenige Touristen.
Es gibt weder Unterkünfte noch Restaurants. Dafür finden wir einen kleinen Laden und hoffen, unser Wasservorrat aufstocken zu können. Doch die Leute trinken hier aus ihren Brunnen und in Flaschen abgefülltes Wasser ist ihnen merklich fremd.
So laufen wir weiter und nehmen den nächstbesten Abzweig hoch auf den Hang zum Kloster von Butuceni Von dieser Seite ist der Aufstieg einiges steiler als von der Villa Etnica.
Dafür erreichen wir oben eine größere Ebene, die mit dichtem Buschwerk bewachsen ist. Aber der pfeifende Wind ist hier oben genauso wie gestern. Einsam spazieren wir bis an die Abbruchkante vor.
In der Ferne erkennen wir die Klosteranlage von Orheiul Vechi. Die Abbruchkante wird von der Morgensonne hell angestrahlt. Damit muss es jetzt auf dem Balkon des Höhlenklosters schöner sein als abends. Wir verschieben die Einsiedlerhöhlen ein zweites Mal
und nehmen Kurs auf den Eingang beim kleinen Glockenturm. Davor sitzt eine ältere Frau und bietet selbstgemachte Limonade und Souvenirs an. Wir steigen die Stufen im dunklen Tunnel hinab und statten dem einsamen Mönch einen weiteren Besuch ab.
Das war eine gute Idee. Denn wir stehen nun von der Sonne angestrahlt, ganz alleine auf dem Balkon und können die Aussicht genießen, umfangen von einer herrlichen Ruhe. Untermalt wird diese von den Fröschen, deren Quaken bis hier herauf dringt. Den blauen Himmel zieren ein paar Dekowolken. Wir halten noch etwas inne, bevor wir die Klosterhöhle verlassen.
Erneut können wir uns für unser Timing beglückwünschen. Draußen herrscht nun reges Treiben. Offenbar sind die ersten Busse eingetroffen. Jung und Alt läuft oder quält sich den Hauptweg von Orheiul Vechi nach oben. Mehrere Hausfrauen vom Ort haben kleine, einfache Stände eröffnet und hoffen auf ein Zubrot.