Es regnet in Strömen. Was für ein Abschied von Moldawien. Wir können uns reichlich Zeit fürs Frühstück in der Resedinta Rotunda lassen. Bis zum Flughafen brauchen wir etwa anderthalb Stunden und bei dem Wetter sind Unternehmungen ohnehin obsolet.
So verweilen wir solange in Butuceni wie möglich. Wir unterhalten uns mit einem Südkoreaner und wundern uns, von wo überall die Touristen hierher finden. Er war schon einmal hier und fand die Gegend so schön, dass er diesmal seine Familie mitgebracht hat.
So kommt es, wie es kommen muss. Als wir endlich aufbrechen, dauert es nicht lange, bis wir mitten in Chisinau im ärgsten Stau stecken. Doch wie konnten wir wissen, dass hier ausgerechnet am Tag unserer Rückreise ein Radrennen stattfindet und dafür etliche Straßen gesperrt sind.
Da nützt auch kein Ausweichen auf die innerstädtischen Nebenstraßen. Denn durch das Einbahnsystem stehlen sie im Effekt noch mehr Zeit. Egal, das Smartphone bimmelt und gibt an, dass uns noch drei Stunden Zeit bis zum Abflug bleiben. Das wird dicke reichen.
Und so ist es dann auch. Wir sind am Flughafen, geben das Auto ab und checken den Koffer beim menschenleeren Schalter ein. Es bleibt tatsächlich gut Zeit, in dem uns bereits bekannten Flughafenrestaurant essen zu gehen. Wir lassen die Zeit vergehen und begeben uns gemütlich durch die Sicherheitskontrolle zum Gate. Auch hier ist so rein gar nichts los. Vielleicht gehen wir noch etwas einkaufen? »Lars and Annette Freudenthal immediately to the gate!« schallt es plötzlich durch den Saal. Rufen die tatsächlich nach uns? Verdutzt schlendern wir zum Gate. »You are the last ones«, empfängt uns die Frau hektisch. Sie habe bereits einen Minibus für uns bestellt.
Sekunden später sind wir darin auch schon verladen. Aber … was ist passiert? Geht der Flug eine Stunde früher? Die anderen Gäste sitzen bereits im Flieger oder in einem großen Bus. Diesen holen wir zwar ein. Wir dürfen den Minibus aber erst verlassen, als alle anderen im Flugzeug eingestiegen sind. Laut unserer Nachfrage bei der Stewardess läuft alles wie geplant. Einzig was falsch gelaufen ist, ist mein Smartphone. Ich hatte die Abflugzeit daheim, in der Mitteleuropäischen Zeitzone, eingegeben. In Moldawien aber befinden wir uns in der Osteuropäischen Zeitzone. Folglich hat mir mein Smartphone vorgegaukelt, eine Stunde mehr Zeit zu haben.
Fast wäre es also passiert und hätten wir den Rückflug verpasst. Und es wären nicht einmal die Moldauer schuld daran gewesen. Ganz im Gegenteil, diese haben wir als zuverlässig, hilfsbereit und äußerst freundlich kennengelernt. »Ist das Land so, wie ihr es erwartet habt?«, fragte uns die Journalistin in der De-facto-Republik Transnistrien.
Wir stellen keine Erwartungen an ein Reiseland. Wir sind gespannt, erleben gerne Neues, Fremdes und lassen uns auch gerne überraschen. Wir fliegen mit dem guten Gefühl nach Hause, Neues erlebt, Fremdes kennengelernt und Überraschungen erhalten zu haben.
Zu welcher Jahreszeit waren wir in Moldawien?
Welchen Reiseführer können wir für Moldawien empfehlen?
Kommt man mit Deutsch oder Englisch in Moldawien klar?
Lieber eine Privat- oder mit einer Gruppenreise durch Moldawien?
Wie sind die Hotels und Restaurants in Moldawien?
Wir waren Anfang Mai in Moldawien. Da die Tagestemperaturen pendeln zu dieser Zeit für gewöhnlich zwischen 20 und 25° Celsius. Damit eignet sich die Zeit bestens, um das Land und seine Kulturschätze kennenzulernen.
Eher ungewöhnlich für unsere Reisezeit war eine Hitze mit teils über 30° Celsius, die wir während unserer Reise mehrmals abbekommen haben. Trotzdem sollte man eine leichte, windabweisende Jacke dabei haben, da es an Regentagen empfindlich kühl werden kann.
Weitere Angaben zur Reisezeit in Moldawien finden Sie auf der Seite Wetter und Klima.
Die Wahl des Reiseführers fällt leicht. Der Trescher Verlag hat es als Osteuropa-Spezialist als bisher einziger Verlag geschafft, über Moldawien einen Reiseführer herauszubringen. Die Autoren Frieder Monzer und Timo Ulrichs beschreiben darin die wichtigsten Städte und Landschaften und geben Tipps, um die jeweilige Anreise zu vereinfachen oder überhaupt erst zu ermöglichen.
Neben dem autonomen Gebiet Gaugasien ist auch das abtrünnige Territorium des De-facto-Staates Transnistrien in dem Reiseführer enthalten. Um das Büchlein zu füllen, oder einfach, weil es dazu passt, werden die Reisewege nach Moldau durch das ukrainische Bessarabien mit dem Donaudelta, die Schwarzmeerküste sowie auch die rumänische Bukowina beschrieben. Da sich die bekannten Moldauklöster in Rumänien befinden, sind diese ebenfalls in diesem Reiseführer aufgeführt
In Moldawien herrscht seit vielen Jahren ein Kulturkampf zweier Sprachen. Rumänisch in mehreren Dialektgruppen ist die ursprüngliche Landessprache. Während der Sowjetzeit musste jedoch die gesamte Bevölkerung Russisch lernen. Es erfolgte eine Russifizierung, wobei Rumänisch nach und nach verdrängt wurde. So ist Russisch bis heute die Verkehrssprache des Landes. Sie wird von der rumänisch abstammenden Bevölkerung verstanden, während der russische Teil keinerlei Interesse am Rumänisch zeigt.
In Chisinau hatten wir keine Probleme, uns mit Englisch zu verständigen. Lediglich auf dem Land können ein paar Wörter Russisch hilfreich sein. So haben sich die Leute gefreut, wann immer wir sie in ihrer Sprache grüßten. Die Menschen sind hilfsbereit, geduldig und einfallsreich. So kommt man auch ohne Russisch gut zurecht. Zu unserer Überraschung sind wir beim Touristendorf von Orheiul Vechi gefragt worden, ob wir Französisch sprechen. Franzosen indes sind uns keine begegnet.
Die Landeswährung ist der Moldauische Leu, im Plural Lei, genau wie in Rumänien. Wir haben uns bereits am Flughafen mit den ersten Banknoten über den Automaten eingedeckt. Inzwischen sind Bankautomaten jedoch weit verbreitet, sodass dies auch später gut möglich ist. In Chisinau stand sogar ein Geldautomat in der Hotellobby. Einzig auf dem Land sollte man genügend und am besten kleine Scheine mit sich führen. Auf Wechselstuben haben wir verzichtet.
In Transnistrien haben wir ebenfalls mit dem Moldauischen Leu bezahlt. Es gibt dort eine spezielle Währung mit eckigen Plastikmünzen, den Transnistrischen Rubel. Bei aller Verbundenheit Transnistriens mit Russland sollte man meinen, dass dieser an den russischen Rubel gebunden ist. Soweit aber geht die Liebe dann doch nicht, der Transnistrische Rubel ist am US-Dollar gebunden. Das aber ist auch nur zweitrangig. Denn die Währung wird sonst nirgends anerkannt. So kann die Bevölkerung mit Lei tatsächlich mehr anfangen und nimmt diese entsprechend gerne an.
Bei unserer ersten Planung wollten wir uns auf die Hauptstadt Chisinau konzentrieren. Bald jedoch haben wir festgestellt, dass Moldawien weit mehr zu bieten hat. Ergo haben wir uns für eine Autorundreise entschieden. Lediglich den Zweitagesausflug nach Transnistrien haben wir über »Transnistria Tour« gebucht, da die Mietwagenfirmen eine Einreise in das Land untersagen.
Auch wäre uns die Eigenanreise zu zeitraubend gewesen. Die Hotels haben wir alle von zu Hause aus gebucht. So sind wir sehr gut durch das Land gekommen. Wer sich keine Mietwagenreise zutraut, kann Moldawien auch gut mit einem Gruppenveranstalter bereisen. Das Land ist klein. So bleiben die Veranstalter meist in einem Hotel in Chisinau und unternehmen Tagesausflüge in die nähere und auch weitere Umgebung.
Wir haben alle Hotels im Voraus gebucht und damit durchweg gute Erfahrungen gemacht. Die Ausstattung unserer Zimmer reichte von hochmodern bis idyllisch, wobei die Räume stets sauber und ordentlich waren. Auch die sanitären Anlagen waren äußerst modern und meist neu. Das Personal haben wir sehr nett und hilfsbereit kennengelernt, sodass wir uns überall wohl gefühlt haben. Gleiches gilt für die Restaurants.
In Chisinau ist die Auswahl sowohl bei den Unterkünften als auch in der Gastronomie sehr gut. Dafür sind die Preise etwas gehobener. Verglichen mit Deutschland ist das Preisniveau jedoch überall außerordentlich günstig. Da kann schon mal eine Flasche Wein soviel kosten wie bei uns ein Glas, bei gleicher Qualität. Schwieriger ist es in den kleineren Städten und auf dem Land. Dort muss man mit Sprachbarrieren rechnen. Zugleich aber kann man darauf vertrauen, dass sich das Personal zu helfen weiß. Wir zumindest haben immer etwas zum Essen bekommen.
Während in Chisinau jede Nationalität an Restaurant vertreten ist, wird in den anderen Orten mehr ukrainisch oder rumänisch gekocht. Borschtsch und Schaschlik sind dort also Standard. In Balti haben wir zudem einen richtig guten Italiener gefunden. Am besten war das Essen in Butuceni. In dem Ökodorf kommt alles frisch aus dem Garten und wird liebevoll serviert. Doch über selbstgemachte und sehr leckere Limonade konnten wir uns im ganzen Land erfreuen.
In Moldawien herrscht normaler Rechtsverkehr. Die Straßen sind gut ausgeschildert, oft jedoch in kyrillischer Schrift, an die man sich erst gewöhnen muss. Wir haben unser Navi bereits daheim mit allen für uns wichtigen Zielen vorprogrammiert, was vor Ort gut funktioniert hat – und das trotz der Affinität unseres Navis zu Abenteuern. Viele Straßen sind in Moldawien mittlerweile gut ausgebaut. Andere sind hingegen von Schlaglöchern übersät, sodass man nur langsam voran kommt.
Die Landdörfer sind oft nur über Schotterpisten miteinander verbunden. Tatsächlich sind diese jedoch einfacher zu befahren als die Schlaglochstraßen. Ein Allradfahrzeug zu buchen halten wir für völlig übertrieben. Wir hatten einen Nissan Micra. Der war wunderbar und gehört auch nicht zu den bevorzugten Diebstahlfahrzeugen des Landes. Einzig das rumänische Kennzeichen war etwas ungeschickt und verleitete mehrere Polizeistreifen dazu, uns anzuhalten.
Die Republik Moldau haben wir deutlich besser erlebt als es ihr Ruf erwarten lässt. Natürlich waren wir auf dem Markt in Chisinau vorsichtig mit unseren Rucksäcken. Das sind wir in Deutschland aber auch. Soweit vorhanden, haben wir bei den Unterkünften den Zimmersafe genutzt. Auch haben wir auf übermäßiges Behängen mit Goldschmuck verzichtet. So haben wir uns in dem Land sehr wohl gefühlt. Die Leute sind uns nett und neugierig begegnet. Wir wurden einige Male angesprochen, aber nie belästigt. Es kam zu keinen gefährlichen oder mulmigen Momenten.
Anders als bei unserer Rundreise in Südafrika war auch die Begegnung mit den Verkehrspolizisten durchaus positiv. Wir wurden zwar angehalten, was natürlich immer ärgerlich ist. Doch nachdem die Papiere geprüft waren, haben wir diese mit einem ehrlichen Lachen und nettem Gruß zurückbekommen. Natürlich gibt es Korruption und Kriminalität in einem solch armen Land mit nur wenigen Möglichkeiten, seine wirtschaftliche Situation zu verbessern. So ist Moldau bekannt für den kriminellen Menschenhandel. Doch als Tourist bleibt man davon unbehelligt und kann unbekümmert, wenn auch umsichtig, durch das Land reisen.