Mit der Metro fahren wir vom Alten Arbat (Station Smolenskaya) mit der Linie 2 bis zur Station Biblioteka imeni Lenina und weiter mit der Linie 1 bis zur Station Kropotkinskaja. Wir folgen der Empfehlung unseres Reiseführers, und verlassen die Metro in Fahrtrichtung vorne. Die richtige Entscheidung, wie sich oben zeigt. Denn nur wenige Meter von uns entfernt erhebt sich die Christ-Erlöser-Kathedrale über dem Ufer der Moskwa.
Wie viele andere Kirchen Moskaus wurde die Kathedrale nach einer erfolgreichen Schlacht gebaut. Ihre Größe, in ganz Russland gibt es kein größeres Gotteshaus, erklärt sich aus dem damaligen Gegner. Es war kein geringerer als Napoleon Bonaparte, den die Russen am Ende eines gewaltigen Todesmarsches zurückgeschlagen hatten.
Einiges länger als die Auseinandersetzung mit den Franzosen dauerte es, bis die Kirche vollendet war: von Zar Alexander I., der den Bau 1839 in Auftrag gegeben hatte, bis zur Vollendung unter Zar Alexander III. im Jahr 1883 dauerte es 44 Jahre, bis die Arbeiten abgeschlossen waren und die Kuppel mit 425 Kilogramm Gold verziert war.
Das Glück der Gläubigen währte allerdings nur kurz. Denn als Stalin an die Macht kam, ließ er die riesige Kathedrale, welche damals zugleich das religiöse Zentrum der Stadt und des Landes war, 1931 sprengen. Anstelle der Christ-Erlöser-Kathedrale wollte der Demagoge ein 315 Meter hohes Politik- und Kulturforum mit einer einhundert Meter hohen Leninstatue bauen.
Pläne, die Gott sei Dank und aufgrund von Schwierigkeiten mit der Statik auf dem sandigen, weichen Untergrund nicht umgesetzt konnten. 1941 ließ Stalin die Bauarbeiten einstellen und den bis dahin eingebauten Stahl für die Panzerproduktion verwenden.
Nachdem sich hier zeitweise das Schwimmbad »Moskwa«, das größte der Welt, befand, haben die Russen nach der Auflösung der UdSSR die Kathedrale in nur vier Jahren Bauzeit und damit rechtzeitig zur 850-Jahrfeier der Stadt im Jahr 1993 wieder aufgebaut. Wer die Pracht sieht, wird sich wünschen, dass die Kirche nun dauerhaft zum Stadtbild Moskaus zählt.
Gut wäre auch ein paar Cafés. Abgesehen von einem geschlossenen Pavillon, der für so etwas wohl gedacht ist, können wir nämlich keine Möglichkeit finden, um sich ein paar Minuten von den anstrengenden Stadtspaziergängen zu erholen. Dabei beginnen gerade bei der Kathedrale mehrere empfohlene Spaziergänge durch die beiden angrenzenden Viertel.
Am nächsten Morgen fahren wir erneut bis zur Christ-Erlöser-Kathedrale. Dieses Mal aber bleiben wir auf dieser Seite der Moskwa (in Ostoschenka) und folgen dem Reise Know-How-Spaziergang für Architekturfans. Das heißt nicht ganz, weil wir uns den ersten Abschnitt mit einer Tankstelle im Jugendstil schenken. Stattdessen schlagen wir gleich bei der Metro den Weg Richtung Uliza Ostoschenka ein. Unsere Füße werden es uns danken. Das hoffen wir zumindest.
Nach der Kathedrale überqueren wir die Sajmonowskij Pr. und folgen auf der linken Straßenseite der Ostoschenka. Charakteristisch für dieses Viertel sind einige klassizistische Gebäude. Unser erstes Ziel des Spaziergangs aber ist das Frauenkloster Satschatjewskij, weshalb wir vier Straßen weiter in die schräg abzweigende Satschaftewskij abbiegen. Ein kleines Stück weiter kommen wir bei dem Kloster an. Leider ist der Platz davor etwas zugeparkt. Mit etwas Geschick aber ist es gut möglich, ein autofreies Bild aufzunehmen.
Als wir durch das runde Eingangstor gehen, fallen uns die Wandmalereien auf beiden Seiten des Durchgangs wie auch an der Decke auf. Schön, endlich eine Gelegenheit für ein paar Bilder, ohne dass jemand mit dem Fotografierverbot winkt. Ja, denkste. Denn kaum haben wir den Innenhof und damit den noch nicht restaurierten Bereich des Klosters erreicht, als uns auch schon der Hausmeister auf den Versen folgt.
Es sei untersagt, den Eingangsbereich oder die Baustelle zu fotografieren. Nun gut, dann gehen wir in den hinteren Bereich und nehmen von dort eine der Kirchen innerhalb des Geländes auf. Au Backe! Obwohl er sich bereits am anderen Ende des Innenhofs bzw. auf dem Weg in ein Kabuff befindet, eilt er plötzlich zurück und verweist uns mit düsterer Miene aus der Anlage. Damit ist die Besichtigung beendet.
Aber... es gibt ja noch wenigstens einen anderen Eingang in das Frauenkloster. Also wagt Annette (mit ausgeschaltetem Camcorder) nochmals einen Blick in den Innenhof. Den Hausmeister kann sie zunächst nicht sehen. Bis er dann aus seinem Versteck springt und ihr lachend mit dem Finger droht. Na also, und da sag noch einer, in Russland versteht man keinen Spaß. Dann aber sind wir auch schon auf dem Weg (links) in die Lolotschnyj und gleich danach rechts in die Butikowskij, dem wohl modernsten Viertel Moskaus.
Neben einen sichelförmigen Bau, dem teuersten Miethaus in Moskau, sehen wir eine ganze Reihe hochmoderner Bauten. Wirklich lohnen tut sich der Abstecher jedoch nicht. Da gehen wir doch lieber zurück in die Ostoschenka, mogeln uns bei der Metro Park Kultury irgendwie auf die andere Seite des Subowskij Bulwars und gehen von dort (über die Komsomolskij Prospekt und die Uliza Lwa Tolstowo) ins Tolstoj-Wohnhaus.