Zum Ende unserer Kreml-Tour hatte unsere Reiseführerin empfohlen, die Zarenresidenz Zarizyno zu besuchen. Diese befindet sich zwar außerhalb des Gartenrings, sei mit der Metro Linie 2 jedoch gut zu erreichen. Die Haltestelle, Zarizyno, können wir uns leicht merken.
Die Wegbeschreibung leider weniger gut. So nehmen wir bei der Ankunft wohl noch den richtigen Ausgang und finden auch zu der langen Unterführung, die wir nehmen sollen. Dann aber beginnen die Probleme. Leider nämlich ist der Park nicht so eindeutig in unserem Stadtplan eingetragen, wie wir es uns gewünscht hätten. Als Folge endet unser Versuch zwischen zwei Gleisen in einen Sackgassenbahnhof.
Anschließend befindet wir uns auf der falschen Seite der Zuglinie und laufe damit in die falsche Richtung. Als wir eine Mutter mit Tochter fragen, führt sie uns wieder zurück zum Bahnhof und damit auf den richtigen Weg. Und der ist tatsächlich viel einfacher zu finden als es jede Beschreibung vermag. Also zumindest an den Wochenenden: einfach der Masse der anderen Ausflügler nach!
Nein, ehrlich, was uns unsere Kreml-Führerin als Tipp mit auf den Weg gegeben hat, ist offenbar das beliebteste Ausflugsziel der Moskowiter. Wie eine Ameisenstraße wuseln tausende Menschen durch den Park, ein nicht enden wollender Besucherstrom, der sich zielstrebig auf eine filigrane Brücke zu einem Springbrunnen zubewegt. Ob die Brücke den vielen Besuchern standhält?
Hoffentlich, denn nachdem wir uns den unteren Teil der ehemaligen Sommerresidenz Katharina der Großen angeschaut haben, folgen wir den anderen über die Brücke. Noch bevor wir sie überquert haben, hören wir klassische Musik. Ja, Dauerbeschallung ist in Moskau in. Und es wäre sicherlich auch eine wirklich schöne Atmosphäre... wenn nur nicht alles so überlaufen wäre.
Auf dem Weg hoch zum Palast fällt uns außerdem auf, dass der Park bei Hochzeitspaaren besonders beliebt ist. Sage und schreibe zehn Bräute, frisch gebackene Ehemänner und Hochzeitsgesellschaften begegnen wir während unseres eher kurzen Aufenthalts im Park. Für die vielen Fotografen stellt dies übrigens ein echtes Problem dar. Denn es ist kaum möglich, irgendwo ein ruhiges Eck zu finden.
Das Brautpaar alleine zu fotografieren, scheint damit ein aussichtsloses Unterfangen. So begnügen sie sich oft mit einem kleinen Stückchen Rasen, wie es ihn überall in Moskau gibt. Noch schlimmer wird es für sie bei den Gruppenaufnahmen, da es Usus ist, den Sekt üppig aus Flaschen zu trinken, sodass sich unter den Gästen auch immer ein paar Sturzbetrunkene finden.
Schöner finden wir da die Kinder, Jugendlichen und jungen Frauen anzuschauen, welche sich ihren herbstlichen Kopfschmuck aus großen Ahornblättern basteln und wie Elfen durch den Park laufen. Insgesamt aber können wir die Sommerresidenz nur für einen Besuch unter der Woche, am besten am späten Vormittag oder frühen Nachmittag empfehlen.
Die Jahreszeit spielt dabei keine Rolle. Denn sind es im Sommer die Buden Schaschlickspießen, die in den Park locken, so verwandelt sich die Anlage im Winter in eine schöne, schneebedeckte Ruinenlandschaft. Und wir selbst konnten den Park in seinem bunten Herbstgewand kennenlernen.
Bei der Rückfahrt von Zarizyno hätte es sich für uns durchaus gelohnt, zunächst eine Station weit in die verkehrte Richtung zu fahren. Denn die Bahnen, die von Zarizyno aus zur Endstation fahren bzw. von dort kommen, sind erheblich weniger voll, sodass wir locker einen Sitzplatz bekommen hätten. Ja, ja, so ist das mit dem »hätte«. Allein durch Beobachten erworbenes Wissen nützt erst beim zweiten Besuch.
So können wir uns glücklich schätzen, inmitten der Menge, die zurück ins Zentrum will, überhaupt mit in die Metro von Moskau kommen. Auch danach ist es uns unmöglich, einen Sitzplatz zu ergattern. Da die Anschlussbahnen bis zu unserem Hotel kaum besser sind und sich das Kosmos auf der genau anderen Seite Moskaus befindet, sind wir weit mehr als eine Stunde unterwegs.