Am frühen Nachmittag müssen wir beim Mandalay International Airport sein. Es geht nach Bagan. Natürlich kommen wir viel zu früh am Flughafen an, zumal sich der Flug der Yadanarpon Airlines deutlich verspätet. Wieder müssen wir an den etwas unpassenden Reiseverlauf denken. Wir sitzen über drei Stunden an einem Flughafen ohne jede Abwechslung fest, eh wir gerade mal eine gute halbe bis dreiviertel Stunde in der Luft sind.
Bis wir anschließend unsere Koffer wieder beisammen haben und zum Hotel gefahren sind, vergeht nochmals eine knappe Stunde. Die 180 Kilometer von Mandalay bis Bagan hätten wir mit dem Bus laut unserem neuen Fahrer locker in vier Stunden geschafft. Mit dem Boot hätte die Fahrt - in dem Fall auf dem Irrawaddy - natürlich etwas länger gedauert, doch wäre dies ein zusätzlicher Programmpunkt mit sicherlich schöneren Eindrücken gewesen als sie in einem biederen Flughafengebäude möglich sind.
Wie auch immer, nach dem Einmal-hoch-und-wieder-runter-Flug landen wir sicher in Bagan. Obwohl es bereits dämmert, fallen uns bei der Fahrt zum Hotel die vielen Pagoden auf, die überall in der Landschaft verteilt sind. Alle zusammen bilden sie ein Werk von 250 Jahren Bauzeit.
Mit über 3400 aufgelisteten Monumenten zählt das Tempelfeld von Bagan heute zu den architektonischen Meisterleistungen Asiens. Und auch wenn die UNESCO den Burmesen die Anerkennung von Bagan als Welterbe bislang verwehrt hat, freuen wir uns auf die Zeit zwischen den Pagoden.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Tempelfelder von Bagan zu erkunden. 1. In der Gruppe mit dem Bus, womit wir am ersten Tag die wichtigsten Tempel besichtigt haben. 2. Mit dem Ballon, der eine knappe Stunde über die Tempel hinweg schwebt. Wer dies möchte, sollte aber mindestens zwei Monate vorher reserviert haben, was wir bei der Vorbereitung irgendwie verpasst haben.
3. Man geht zu Fuß. Immerhin ist die Umgebung von Bagan topfeben, andererseits aber auch sehr weitläufig. 4. Man mietet sich ein Fahrrad oder ein E-Bike. Für unseren zweiten Tag in Bagan entscheiden wir uns für Letzteres. Und wie wir Südschwarzwälder halt so sind, erwarten wir ein E-Bike wie bei zu Hause.
Vor Ort werden wir einmal öfter eines Besseren belehrt. Bei einem E-Bike handelt es sich in Myanmar um einen indischen Elektroroller. Nach Larsis schwerem Rollerunfall im Sommer 2006 saßen wir nie wieder auf so einem Ding.
Nun endlich, nach über zehn Jahren, wollen wir es wieder wagen. Somit starten wir – gefühlt – mitten in der Nacht. Den Elektroroller bekommen wir für je 8000 Kyat beim Hotel und ein Helm ist auch dabei.
Die Rezeptionistin empfiehlt uns für den Sonnenaufgang den Thitsarwadi Tempel. Auf diesen kann man hinaufklettern und außerdem befindet er sich ganz in der Nähe vom Hotel. Prima. Als wir starten, ist es stockdunkel.
Auf den ersten Metern kämpfen wir uns durch den weichen Sand in der Hotelzufahrt, bis wir eine bessere Straße erreichen. In der Ferne sehen wir mehrere beleuchtete Pagoden. Doch welche ist die Richtige?
Nach ein paar Kilometern denke ich, die Einfahrt zum Thitsarwadi Tempel gefunden zu haben. Genau dort werden wir von einem Einheimischen abgepasst, der uns einen viel besseren Tempel empfiehlt und auch gleich zeigen will. Na ja, warum nicht? Wir folgen ihm und fahren und fahren und fahren … Bald wird die befestigte Straße wieder zur Sandpiste.
Wieder sehen wir beleuchtete Pagoden in der Ferne. Welche er anfahren will, bleibt uns ein Rätsel. Schließlich hält er mitten in der Dunkelheit an. Und tatsächlich: Direkt vor uns können wir die düsteren Umrisse der Pyathetgyi Pagode ausmachen.
Zum Glück haben wir Taschenlampen dabei. Die Pyathetgyi Pagode ist ein Pahto, also ein begehbarer Tempel. Treppen führen durch finstere Gänge nach oben auf das Dach. Dort haben sich auch schon andere Touristen für den Sonnenaufgang eingefunden.
Dennoch geht es hier sehr viel ruhiger zu als am Vorabend bei der Shwesandaw Pagode. Bald nach unserer Ankunft wird es dämmrig und wir können in der Ferne die größer werdenden Ballons erkennen, die zur Morgendämmerung langsam aufsteigen.
Leider erwischen wir einen Schlechtwettertag. Der Himmel ist stark bedeckt und vereinzelt tröpfelt es sogar. Eigentlich ist das kein Ballonwetter. Doch die Veranstalter wollen sich das Geld – immerhin kommen hier einige Tausend Euro pro vollbesetzten Ballon zusammen – nicht entgehen lassen und starten trotzdem. Da kaum Wind geht, dauert es, bis sie langsam zu uns herüber schweben.
Sie fahren allerdings recht hoch. Ob das so schön ist? Bei unserer Ballonfahrt auf Mallorca fanden wir eigentlich die Abschnitte am schönsten, als wir nur knapp über die Bäume und hinweggeglitten waren. So haben wir bald genug und hoffen, den Rückweg zum Hotel zu finden. Denn jetzt brauchen wir erst einmal unser Frühstück.
Sonnenaufgang in Bagan vom Pyathetgyi Pagode aus gesehen. Der etwas abseits gelegene Tempel bietet eine schöne Sicht auf den Startplatz der Heißluftballons sowie über das Pagodenfeld von Bagan.
In Bagan wechselt der Hoteltyp vom Stadthotel zur Bungalowanlage. Das ist ganz nach unserem Geschmack. Das Hotel Kaytumadi Dynasty liegt zwar am Rande der Stadt und damit etwas ab vom Schuss, doch auch das begrüßen wir. So stammen die einzigen Geräusche, die wir nachts hören, von den Eichhörnchen, die über das Dach huschen. Ansonsten ist unser Zimmer geräumig und sauber. Leider stehen die beiden Betten auseinander und lassen sich wegen des fest installierten Nachtschranks dazwischen auch nur schlecht zusammenschieben.
Einen Zimmersafe suchen wir im Zimmer vergebens. Dafür gibt es bei der Rezeption eine größere Anzahl Safety-Boxes mit doppeltem Schloss. Als zusätzliche Sicherheit werden die deponierten Wertsachen wie auch Reisepässe und Reiseunterlagen in einem Buch verzeichnet. Das schönste an unserem Bungalow ist die Terrasse. Etwas Anti-Brumm auf die Haut, eine Räucherspirale entzündet und schon können wir den Abend gemütlich im Freien verbringen.
Für den ersten Abend werden wir vom Hotel zum Essen eingeladen. Die Gruppe verteilt sich an zwei passenden Tafeln, bei denen wir alles Erdenkliche aufgetischt bekommen. Es gibt eine würzige Suppe, Krabbenchips,
Platten mit Hühnchen mit Cashewnüssen, Hühnchen süß-sauer, würzigem Schwein, verschiedene Gemüse … Kurzum: Wer sich hier über die Auswahl beklagt, ist selbst schuld. Und da wir im Freien unter Palmen sitzen, ist auch die Atmosphäre richtig toll.
Beim Frühstück geht es genauso gemütlich weiter. Auch dieses wird im Freien auf der Wiese eingenommen. Das Personal bringt uns die frisch gebackenen Omeletts an den Tisch, während wir uns am Büfett bei typisch-asiatischen Frühstücksgerichten bedienen.
Doch es gibt auch Toast und etwas Auflage. Zuletzt lohnt es sich, den Himmel im Auge zu behalten. Denn während wir das Frühstück genießen, schweben mehrere Bagan-Balloons über uns hinweg und machen Lust darauf, die Umgebung möglichst bald zu erkunden.
Wer in die Innenstadt von Bagan möchte, sollte sich auf einen längeren Spaziergang einstellen. Alternativ dazu kann man sich direkt im Hotel für umgerechnet knapp sechs Euro praktische Elektroroller mieten. Doch es gibt auch Restaurants in der näheren Umgebung.
Empfehlen können wir außerdem das Massage-Haus. Es befindet sich gleich um die Ecke und bietet neben den einzelnen Anwendungen auch günstige Getränke zum Mitnehmen an. Insgesamt ist das Hotel Kaytumadi Dynasty damit eine gute Wahl für einen angenehmen Aufenthalt in Bagan.