Einen Katzensprung vom Htilominlo Tempel entfernt, vor dem Khaymingha Tempel, kommen wir zu einem wunderschönen Tempelfeld. Wie aus dem Bilderbuch reiht hier eine Pagode an die andere. Eine Besondere oder zumindest bestens ausgeschilderte ist die sogenannte »leaning Pisa Pagoda«.
Die erst in der Neuzeit nach dem Schiefen Turm von Pisa benannte Pagode steht völlig schepps in der Landschaft. So müssen wir froh sein, dass sie das Erdbeben vom August 2016 zumindest dem äußeren Anschein nach unversehrt überstanden hat.
Unser nächstes Ziel ist jedoch der prächtige Ananda Tempel. Leider hat auch dieser Schäden beim Erdbeben erlitten. Dass ein Gerüst den sonst so prächtigen Stupa umgibt, ist schon aus der Ferne deutlich zu sehen. Für den Besuch des Ananda Tempels müssen wir nämlich einen Fußmarsch über das staubige Marktgelände in Kauf nehmen.
In wenigen Tagen wird hier ein Tempelfest stattfinden. Da zahlreiche einkaufsfreudige Pilger erwartet werden, musste der Busparkplatz weichen. Den vielen Spendentischen im Tempelhof nach zu urteilen, werden sehr spendenfreudige Pilger erwartet.
Schatten suchend, setzen wir uns unter die Tamarindenbäume und lauschen den Erzählungen Htet Htets. Sein Erbauer, König Kyanzittha, benannte den Tempel nach einen der Attribute Buddhas anantapañña, was in etwa »unendliche Weisheit« bedeutet.
Acht indische Mönche erschienen beim König und erzählten ihm von den Heilkräutern in den Wäldern um die Nandamula-Grotte. Das weckte die Neugierde des Königs, weshalb die Mönche vor Kyanzittha eine Vision mit dem Aussehen der Grotte erscheinen ließen. Daraufhin wollte der König diese heilige Grotte nachbauen.
So erinnert das Innere des Ananda Tempels tatsächlich an eine Höhle. Zwei Korridore, die um das Heiligtum herum führen, werden immer wieder durch seitliche Gänge unterbrochen.
Durch die Gänge und die Vorhallen erhält der Tempel einen Grundriss, der einem griechischen Kreuz gleicht. Zudem ist der innere Gang über kurze Seitengänge mit der Außenwelt verbunden, sodass Licht in den Tempel hinein scheint.
Ungefähr zehn Meter hohe Buddha-Statuen bilden den Abschluss der vier Eingänge. Sie blicken somit in alle vier Himmelsrichtungen. Die Figuren sind aus Holz gefertigt und wurden mit Lack überzogen und vergoldet. Nur zwei davon sind Originale. Die beiden anderen wurden sehr wahrscheinlich Anfang des 19. Jahrhunderts ersetzt.
Doch alle sind sie mit lehrender Handhaltung dargestellt. Als Besonderheit ändert eine der Statuen ihre Gesichtszüge. Blickt man von der Ferne auf den Buddha, dann schaut er grimmig. Tritt man aber nahe an ihn heran und betrachtet ihn von unten, lacht er. Nun, zumindest wirken die Gesichtszüge weniger streng.
Als nächsten bedeutenden Tempel besuchen wir den Manuha. Der Mon-Regent Manuha ließ diesen errichten, um seiner einst beengten Situation als Gefangener Ausdruck zu verleihen.
Er veranlasste, drei überdimensionierte Buddha-Figuren in den länglichen Pahto hineinzuzwängen, sodass kaum noch Besucher in den Räumen Platz finden. Auf der Westseite ist eine liegende Buddhafigur in ebenso beengten Verhältnissen untergebracht.
Dafür bietet die Vorhalle genügend Platz für einen großen goldenen Kelch, in welchen die Gläubigen – sowie sie die kurze Leiter an den oberen Rand des Kelchs erklommen haben – voller Inbrunst Geldscheine hineinwerfen.
Bei unserem Besuch wird außerdem direkt vor dem überdimensionalen Spendentopf säckeweise Reis für das Reisfest verteilt. Irgendwie finden die Burmesen immer einen Grund zum Feiern.
Wir können die Schuhe gleich auslassen, denn der Nan Hpaya Tempel befindet sich gleich um die Ecke. Narapatisithu ließ den Tempel an Stelle der ehemaligen Residenz Manuhas errichten. Daher stammt auch der Name als »Palasttempel«.
Eine Besonderheit sind hier die gitterartigen Fenster aus dem 11. Jahrhundert. Daneben sind die schönen Flachreliefs aus Sandstein von Bedeutung, welche die vier massiven Pfeiler im Innern zieren. Sie stellen den vierköpfigen Hindugott Brahma dar, wie er Lotusblumen in seinen Händen hält.
Eindrücke vom Pagodenfeld mit der »Leaning Pisa Pagode«, dem Ananda Tempel, dem Manuha Tempel und dem Nan Hpaya Tempel.