Zum Sonnenuntergang fahren wir zur Shwesandaw Pagode. Leider wollen das so ziemlich alle Touristen in Bagan. Damit sitzen wir erst einmal eine ganze Weile auf der Staubstraße fest, bevor wir uns bis zum Parkplatz vorkämpfen können. Der Tempel ist auch das Ziel etlicher Rad- und Mopedfahrer. Einem panierten Schnitzel gleich kommen sie völlig eingestaubt bei der Shwesandaw Pagode an.
Der 41 Meter hohe Stupa der »Goldenen Haarreliquie« zählt zu den ersten Bauten Anawrahtas. Der Herrscher ließ ihn 1057 nach seiner siegesreichen Rückkehr aus der Mon-Hauptstadt Thaton errichten. Durch mehrere, sich stark voneinander abhebende Terrassen, achtseitige Zwischenebenen
und einer glockenförmigen Anda erhält der Stupa eine Pyramidenform. Mit Hilfe der steilen Treppen an den vier Achspunkten sollten Pilger die Terrakottatafeln mit Jataka-Geschichten auf den einzelnen Ebenen betrachten können.
Allerdings sind die Pilger hier eindeutig in der Unterzahl. Die meisten Besucher der Shwesandaw Pagode haben bereits einen langen Tempeltag hinter sich und wollen nur noch eines genießen: den Sonnenuntergang.
So klettern auch wir die steilen Stufen hinauf und haben direkt noch Glück. Wir ergattern einen Platz in vorderster Reihe. Ich setze meinen Larsi auf eine der großen Zinnen und hoffe, dass ihn keiner aus begeisterter Unachtsamkeit hinunter schuppst.
Bis zum Sonnenuntergang dauert es noch eine Weile, sodass mir genug Zeit für eine Runde über die Terrasse bleibt. Allmählich senkt sich die Sonne und taucht die Pagoden von Bagan in ein warmes, rötliches Licht. Schade eigentlich, dass mein Fotograf jetzt zwar die untergehende Sonne jenseits vom staubigen Parkplatz exakt im Blickfeld hat,
ihm aber die viel schönere Sicht über die Ebene versperrt ist. Ich flitze also wieder nach vorne und ziehe ihn von seiner Zinne. Überlassen wir das Gedränge lieber den anderen. Es gibt genug ebenso schöne und vor allem ruhigere Ecken auf der Pagode.
Schließlich schwinden das warme Licht und die rötlichen Farben. Während auf der Parkplatzseite des Stupas die letzten Sonnenstrahlen hundertfach eingefangen werden, klettern wir wieder hinab. Noch vor dem allgemeinen Aufbruch können wir in Ruhe über den Touristenmarkt bummeln. Kinder wollen uns selbst gemalte Ansichtskarten verkaufen. Ein kleiner Junge fragt mich nach einem Geldschein aus meiner Heimat.
Er kann mir sicher 20 Geldscheine aus aller Welt zeigen, die er bereits gesammelt hat. Doch in den wenigsten Ländern beginnt der kleinste Schein erst bei einem Wert von fünf Euro. Im Vergleich dazu hat der 100-Kyat-Schein einen Gegenwert von weniger als vier Eurocent. Das erklärt, warum Euroscheine in seiner Sammlung bislang fehlen.
Auf dem Markt begegnen wir außerdem den ersten Langhalsfrauen. Sie stammen eigentlich aus einem Dorf nahe dem Inle-See. Hier stellen sie sich selbst für die Touristen zur Schau und hoffen auf ein kleines Trinkgeld, was wir ihnen gerne geben.
Kurz danach endet unser langer Besichtigungstag von Bagan. Zurück beim Hotel sind wir froh, unsere Plattfüße nach den vielen harten Tempelböden endlich waschen zu können und gönnen uns zum Abschluss des Tages eine angenehm lange Fußmassage. Hhmmm...
Eindrücke von der Shwesandaw-Pagode, einem der beliebtesten Tempel beim Sonnenuntergang über Bagan. Aufnahme vom Tempelfeld mit der Dhammayan Gyi Pagode.