Nach dem Marktbesuch heißt es wieder: Schuhe ausziehen und barfuß laufen. Wir befinden uns im Shwezigon Tempel. Damit beginnen wir auch in Bagan mit einem Highlight. Denn die Shwezigon-Pagode zählt zu den Meisterwerken der Tempelbauten von Bagan. Zudem gilt sie als Prototyp des eigenständigen birmanischen Stils. Womöglich würden selbst wir erkennen, dass sich die Form des Tempels von älteren Pagoden Myanmars abhebt.
Sie ist einiges schmaler als die Rankoth Vihara aus Polonnaruwa in Sri Lanka. Doch leider ist der Stupa von einem Gerüst mitsamt Verpackung umgeben. Aber das kennen wir ja schon von der Kuthodaw-Pagode in Mandalay, die nach dem Modell der Shwezigon-Pagode errichtet wurde. Können die sich in Myanmar nicht mit den Sanierungsarbeiten absprechen?
König Anawrahta (1014 – 1078) ließ die Pagode ab dem Jahr 1059 erbauen. Den passenden Ort ließ der Landesvater von einem weißen Elefanten ermitteln. Anawrahta verfolgte damals das Ziel, den Buddhismus in seinem neu geschaffenen Großreich als einheitliche Religion zu festigen.v
Entsprechend viel lag ihm daran, wichtige Reliquien Buddhas nach Bagan zu holen, um sie in der Shwezigon-Pagode unterzubringen. Aus Sri Ksetra nahm er ein Stirnbein Buddhas mit, während ihm der befreundete König von Sri Lanka ein Duplikat der berühmten Zahnreliquie aus dem Kandy-Tempel zum Geschenk machte.
Anawrahta verstarb am 23. März 1078 noch vor der Vollendung des Baus. Als Folge wurde der Bau der Pagode zunächst eingestellt, später aber durch seinen Sohn und König Kyanzittha wieder aufgenommen und im Mai 1090 schließlich vollendet.
Danach gewann die Shwezigon zunehmend an Bedeutung, weshalb sie auch von den nachfolgenden birmanischen Herrschern immer wieder restauriert und beschenkt wurde. Heute zählt die Shwezigon-Pagode zu Bagans wichtigsten Anziehungspunkten für Gläubige.
Wir umrunden gemächlich die Pagode, während sich Htet Htet den anderen in einem Nat-Pavillon in die Tiefen der buddhistischen Lehren begibt. Uns ist es schlichtweg zu warm zum Herumstehen und Zuhören. Dafür entdecken wir ein Eichhörnchen, welches sich gegen mehrere Tauben behaupten muss, um ein paar Happen Reis abzubekommen.
Nach einer Viertelstunde Fahrt mit dem Bus besuchen wir als Nächstes den Gubyaukgyi Tempel. Der schlichte Bau ist sehr wahrscheinlich im 13. Jahrhundert entstanden. Fast 700 Jahre beherbergte dieser Tempel wertvolle Wandmalereien, bis sich 1899 ein Deutscher daran zu schaffen machte.
Der Pseudoarchäologe Dr. Thomann und seine Kollegen entfernten mit einer Säge stümperhaft große Teile der Malereien. Danach war ihre Beute verschwunden und bis dato nie mehr gesehen. Um die übrig gebliebene Kunst zu schonen, ist das Fotografieren im Tempel verboten. So belassen auch wir es bei ein paar Aufnahmen vom typischen Eingangsmarkt und der Außenansicht.
In 347 Tempeln Bagans sind zumindest Reste von Wandmalereien erhalten. So auch im Htilominlo Tempel. Er ist zudem der letzte große, in Bagan errichtete Pahto, also ein begehbarer Tempelbau. Der Tempel stammt von König Nadaungyma und wurde 1211 fertiggestellt. Übersetzt bedeutet Htilominlo »vom Schirm bevorzugt, vom König bevorzugt«.
Laut einer Überlieferung platzierte König Narapatisithu seine fünf erbberechtigten Söhne um einen Schirm herum. Derjenige sollte sein Nachfolger werden, in dessen Richtung der Schirm fiel. Das Los fiel auf König Nadaungyma, der seine Brüder jedoch an der Macht teilhaben ließ, indem er dafür einen obersten Rat bildete.
Mit einer Höhe von 46 Metern ist der Htilominlo Tempel eines der größeren Gebäude von Bagan. Lange Zeit konnten Besucher über einen Treppendurchgang auf die Dachterrassen des Tempels steigen.
Doch wegen Baufälligkeit ist dieser, wie bei so vielen anderen Tempeln, heute leider verschlossen. Auch hier ist der Stupa mit einem Gerüst umgeben. Bei einem Erdbeben im August 2016 erlitten 185 Pagoden in Bagan Schaden. Der Htilominlo Tempel war eine davon.
Im Eingangsbereich können wir jedoch noch Reste der alten Wandmalereien und einige Horoskope betrachten. Im Erdgeschoss sind zudem vier Buddha-Figuren nach allen vier Himmelsrichtungen ausgerichtet.
Wobei die Figur im Osten durch ihre Größe hervorragt. Damit endet unser Besuch des Htilominlo Tempel auch schon und geht es weiter zum Ananda Tempel.
Eindrücke vom Shwezigon-Tempel und Htilominlo Tempel von Bagan. Aufnahmen eines der typischen Pagoden-Märkte auf dem Weg zum Stupa.