Nach dem Besuch beim Pagodenfeld bei Indein müssen wir kurz warten, bis unsere Boote anlegen dürfen. Aus irgendwelchen Gründen haben die ankommenden Boote Vorrang. Dann aber tuckern wir gemütlich über den Kanal zurück zum Inle-See.
Wir müssen langsam machen, denn mehrere Boote kommen uns nun entgegen. Das ist uns auch recht. Unser Ziel ist die Phaung Daw U Pagode. Aber es gefällt uns auch, einfach über den Kanal und dann über den See zu schippern und die Siedlungen auf dem Wasser zu sehen.
Fast schon bedauern wir es, als wir wieder anhalten. Denn für Kunsthandwerk fehlt uns inmitten dieser einzigartigen Landschaft die Lust. Doch es steht mit der Schirmherstellung die nächste Manufaktur auf dem Programm.
Als Trostpflaster sitzen hier Langhalsfrauen, die aus einem Dorf nahe dem Inle-See stammen. Sie stellen sich selbst für die Touristen aus. Das soll ihnen gegönnt sein. Die Langhalsfrauen oder auch Giraffenfrauen sind eine aussterbende Spezies aus dem Volk der Padaung.
Heute nehmen viele junge Frauen Abstand von diesem Kult, womit die Anzahl der Langhalsfrauen immer weniger wird. Aber wer will es ihnen ankreiden? Neben der eher gewöhnungsbedürftigen Optik ist die Messingspirale eine gewaltige Last, welche diese Frauen ertragen müssen.
Laut Htet Htet schleppen sie um die acht Kilogramm mit sich herum. Ihr einziger Vorteil besteht darin, dass sie alleine mit ihrem Dasein Geld verdienen können. Jedoch in manchen Gegenden (insbesondere in Thailand) macht sie gerade dies zu lebenden Ausstellungsstücken.
Für die Schirmherstellung wird Papier aus Bambus geschöpft. Kunstvoll bastelt eine Frau das Gerippe des Schirmes zusammen, um es anschließend mit dem Papier zu bekleben und später zu bemalen.
Da solch ein Originalschirm recht teuer ist, werden auch günstige Lampions aus dem geschöpften Bambuspapier hergestellt. Wir kennen diese bereits von den Märkten in Laos.
Als Nächstes fahren wir eine Silberschmiede an. Zum Glück ist der Vorstellungsraum zu klein für die komplette Gruppe. Wir warten lieber draußen den Vortrag ab und machen danach ein paar Bilder. Es ist irgendwie schade, dass gerade hier in den Schauräumen nur Alibi-Arbeiten erledigt werden. Herstellen tut hier keiner was. Bis auf dem Mann am Silberofen, der hin und wieder ein Stück Silber aus dem Erz schmelzt. Die Ware im Laden ist sehr hochpreisig. Natürlich kann man handeln.
Eine Silberkette für 150 USD kostet dann sehr bald nur noch 100 USD. Läuft man ohne zu Kaufen davon, halbiert sich der Preis nochmals auf nur noch 50 USD. Um den tatsächlich Wert der Ware richtig einschätzen zu können, hilft ein Blick auf die aktuellen Preise für eine Unze Silber. Mit anderen Worten: auch bei 50 Dollar hätte die Verkäuferin noch ein gutes Geschäft gemacht.
Silberschmiede auf dem Inle-See
Später finden wir die gleiche Silberkette auf dem Touristenmarkt vor der Phaung Daw U Pagode. Bei den Handwerkssachen muss man sich bewusst sein, dass viele Sachen extra hierher gekarrt werden. Immerhin gibt es am Inle-See viele Touristen.
Damit ist fraglich, ob die Sachen überhaupt aus Myanmar stammen oder gar als Industrieware aus Thailand oder China importiert werden. Lars: »Sicher ist nur, wer hier etwas kauft, bekommt für sein Geld etwas, das auf dem Inle-See verkauft wurde.« Da mag er wohl Recht haben.
Die Phaung Daw U Pagode zählt zu den heiligsten Stätten des südlichen Shan-Staates. Inmitten der Pagode stehen fünf kugelige Goldskulpturen auf einem Podest. Wie bei der Mahamuni-Pagode bleibt den Frauen auch hier der Zutritt zum Innersten der Pagode verwehrt.
Dafür bekleben Mönche und Pilger die Skulpturen emsig mit Blattgold. In ihrem Innern beherbergen diese je eine Buddha-Figur. Durch jahrelanges Aufkleben der Goldplättchen haben diese aber längst ihre ursprüngliche Gestalt verloren.
Jährlich findet im September das Phaung Daw U-Fest statt. Dann werden vier der fünf Figuren in der königlichen Barke über den See, von einem Ort zum anderen gefahren. Gezogen wird die Barke von 40 Langbooten, die von Einbeinruderern angetrieben werden.
Aber warum nur vier Figuren? 1957 und 1965 kenterte das Boot und versank im See. Damals konnten nur vier Figuren wieder geborgen werden. Der kleine Buddha blieb verschwunden. Später jedoch stand er, wie von Zauberhand, wieder auf seinem ursprünglichen Platz in der Pagode.
Soviel Wunder macht Hunger. Ganz in der Nähe der Phaung Daw U Pagode wird da Abhilfe geschaffen. Das Golden Kite Restaurant hat eine schöne Lage und eine gute Karte. Prima, denn es gibt auch hier, auf dem See, Holzofenpizza. Zwischen dem vielen chinesischen Essen ist das eine willkommene Abwechslung.
Besuch einer Silberschmiede sowie einer Manufaktur für Schirme und Bambus-Papier. Aufnahmen von Langhalsfrauen oder auch Giraffenhalsfrauen.