Nach dem Mittagessen passieren wir eine typische Seebaustelle. Wie bei uns die Straßen ausgebessert werden müssen, sind es hier die Fahrrinnen. Der Inle-See weist während der Trockenzeit eine mittlere Tiefe von gerade mal 1,50 Meter auf.
Durch die vielen Anwohner, die Randbebauung und die schwimmenden Gärten verlandet der See recht schnell. Um die Seeverbindungen zu erhalten, müssen diese immer wieder frei gebaggert und die Ufer befestigt werden. Dafür fahren die Burmesen mit sumpftauglichen Kettenbagger durch das seichte Gewässer.
Nächstes Ziel unserer Rundfahrt ist eine Lotus-Spinnerei. Htet Htet besitzt einen Schal aus Lotus, der sich richtig gut anfühlt. Doch irgendwie konnten wir uns kaum vorstellen, wie aus Lotus Fäden gesponnen werden. Hier wird uns nun gezeigt, wie solch ein Schal entsteht. Die Fasern werden aus der Indischen Lotusblume gewonnen.
Dafür werden zum Ende der Regenzeit die Stängel der Pflanze geerntet. Die Stängel werden angeritzt und geknickt, um spinnwebenartige Fäden hinausziehen zu können. Die Stärke der Fäden liegt im Mikrometerbereich. Somit braucht es die Fasern von drei bis fünf Stängel, die miteinander zu einem stabilen Garn verzwirnt werden.
Die Lotusseide ist ein sehr leichtes, atmungsaktives und wasserabweisendes Material. Sie kühlt bei Hitze und wärmt bei Kälte. An sich ist sie ähnlich gebaut wie die Funktionsfasern unserer Sportbekleidung, nur dass es sich bei Lotusseide um ein reines Naturprodukt handelt. Das bislang einzige Herstellungsland ist Myanmar.
Und die Herstellung verläuft auf denkbar einfache Art. Denn nachdem die Fäden von Hand verzwirnt sind, werden sie mit Hilfe von Kastenfelgen von Fahrrädern auf eine Spule gewickelt. So können auch die alten Frauen noch Geld verdienen.
Seidenproduktion aus Lotusfäden
Gewoben wird hier auf eine ebenfalls einfache Art. Während in der Seidenweberei in Amarapura jede Farbe von einem extra Faden kam, wird hier das Garn so eingefärbt, dass beim einfachen Weben ein Muster entsteht. So braucht es zwar ewig, bis das fertige Garn zu Textilien weiterverarbeitet werden kann. Dafür lässt sich das Webstück aber umso schneller fertigstellen.
Diese gute Ware hat natürlich ihren Preis und im Laden nebenan kann man nach Herzenslust bzw. dem, was der Geldbeutel hergibt, einkaufen. Htet Htet nutzt den Laden, um Geburtstagsgeschenke für Ihre Schwester zu besorgen. Longhis sind da eine dankbare Sache. Die passen immer.
In der Cheeroot-Zigarrenmanufaktur ganz in der Nähe der Lotus-Spinnerei, sehen wir, wie Frauen im Akkord Zigarren drehen. Die Tabakpflanze (Nicotiana) wird zwar auch in Südostasien angebaut. Doch für die Cheeroot-Zigarren braucht es nur eine Prise davon.
Der Tabak wird vermischt mit Stückchen von duftenden Hölzern, Tamarinden und süßenden Zusätzen wie Palmzucker. Eingewickelt wird das Gemisch in ein Cheeroot-Blatt. Pro Tag schafft eine Frau um die 1000 Cheeroot-Zigarren.
Natürlich darf hier auch probiert und geraucht werden. Doch anders als auf der von uns besuchten Tabakplantage auf Kuba riecht es nach süßlichem Zigarettenrauch, der nur entfernt an die duftenden Habanos erinnert. Entsprechend leicht fällt es uns Nichtrauchern, auf eine Kostprobe zu verzichten.
Besuch einer Lotusspinnerei auf dem Inle-See. Weiterfahrt an den Stelzenhaus-Siedlungen vorbei bis zu einer Cheeroot-Zigarrenmanufaktur.