Es gibt Orte, die scheinen dazu bestimmt, besungen oder in Gedichten bedacht zu werden. Bei Mandalay liegt es wohl am poetischen Namen, dass die zweitgrößte Stadt Myanmars zu diesen Orten gehört. Als einer der ersten westlichen Künstler verbrachte der britische Schriftsteller Rudyard Kipling, Autor von »Das Dschungelbuch«, einige Tage in Mandalay.
In seinem Gedicht »On the road to Mandalay« trifft ein britischer Soldat die schöne Supi Yaw Lat. Kipling stellt die Elefantenindylle am Fluss Irrawaddy in Kontrast zu verletzten Soldaten, die unter den Palmen am Flussufer liegen. Während Frank Sinatra Kiplings Gedicht noch als Jazzlied sang, zerbrach die Liebe Jahre später in Robbie Williams »The road to Mandalay«.
So sind wir gespannt und hoffen, dass Mandalay mehr ist als nur ein wohlklingender Name. Doch kann eine Stadt mit anderthalb Millionen Einwohnern romantisch sein? Bei unserer Ankunft bricht die Abenddämmerung über die Stadt herein. Was uns mit als Erstes auffällt, sind die vielen, vielen Mopeds, die sich halsbrecherisch durch den Straßenverkehr schlängeln.
Schon werden wir von Htet Htet gewarnt. Wir sollen ja keine Mopedtaxis nutzen. Taxifahrten auf dem Moped sind natürlich ein schöner Nebenverdienst für die Burmesen. Doch bei der Flut von Mopeds und dem chaotischen Verkehr stehen schwere Unfälle auf der Tagesordnung. Wir verzichten freiwillig und haben genug Programm bei der Stadtrundfahrt.
So langsam neigt sich unser Tag in Mandalay dem Ende zu. Zu Fuß wie auch mit dem Bus haben wir bei der Stadtrundfahrt etliche schöne Eindrücke sammeln können. Irgendwie jagt in Mandalay eine Sehenswürdigkeit die andere. Am Abend steht schließlich das Highlight der Stadt auf unserem Programm: der Mandalay Hill.
Dabei haben wir die Wahl. Wer möchte, kann den Berg zu Fuß erklimmen. Insgesamt führen drei überdachte Aufgänge mit über 900 Stufen im Zickzack nach oben. Als Alternative führt seit 1993 eine asphaltierte Straße hoch zum Gipfel. Wir entscheiden uns für das Sammeltaxi, denn gelaufen sind wir bereits genug.
Zudem müssten wir die vielen Stufen barfuß hochsteigen, was je nach Menge an in der Umgebung vorkommender Affen und der damit verbundenen Hinterlassenschaften doch leicht eklig sein kann. So also schaukeln wir den steilen Berg hinauf, bis wir bei einer imposanten Rolltreppen-Anlage abgesetzt werden.
Offenbar werden hier noch ganz andere Menschenmassen als bei unserem Besuch erwartet. Oben auf der Plattform angekommen, belagern auch schon viele Touristen die besten Plätze. Wir können uns zwar geschickt dazwischen mogeln, spüren dann allerdings keine Lust, nun ewig auf den Sonnenuntergang zu warten.
Abendstimmung auf dem Mandalay Hill
Stattdessen gönnen wir uns noch einen Rundgang um die Pagode. Der 236 Meter hohe Berg bietet uns einen schönen Panoramablick in alle Himmelsrichtungen, nicht nur zur Sonne. So lassen wir unseren Blick über weite Ebenen mit Reisfeldern schweifen, folgen wir dem Lauf des Irrawaddy-Flusses oder schauen auf die weit entfernten Shan-Berge.
Direkt unter uns erstreckt sich das Areal des Königspalastes von Mandalay und der weißen Pagoden der Kuthodaw. Als sich die Sonne schließlich zum Horizont neigt, finden wir dann doch wieder eine Lücke zwischen den anderen Besuchern. Es ist ein wunderbarer Abschluss unserer Besichtigungstour.
Aufnahmen von Sonnenuntergang und der friedlichen Abendstimmung am Mandalay Hill.
In Mandalay verbringen wir Silvester. Wie schon so oft auf unseren Reisen müssen wir entscheiden, wie wir den Abend verbringen wollen. Für 35 USD pro Person könnten wir an der Silvesterfeier in der Sky-Bar unseres Hotels am Ayarwaddy River teilnehmen. Es gibt ein Büfett mit rund 20 Gerichten, Xylophonmusik,
ein Marionetten-Theater, eine Sportvorführung und danach Tanzmusik. Das klingt zwar ganz nett. Allerdings haben wir asiatische Silvesterfeiern in weniger guter Erinnerung. Zudem hatten wir bereits zum Mittag ein sehr leckeres und reichhaltiges Hühner-Curry. Nochmals essen wäre uns einfach zu viel.
Also verzichten wir auf die Touristenfeier und bestellen uns stattdessen ein Taxi, das uns für 4000 Kyat zum Nachtmarkt bringt. Dass wir keine all zu großen Erwartungen hegen dürfen, haben wir bereits im Reiseführer gelesen. So hält sich die Enttäuschung auch in Grenzen, als wir an einem Kleidermarkt entlang der Straße ausgesetzt werden.
Hier ähnelt der Markt stark dem Nachtmarkt von Luang Prabang. Bis auf die Mopeds, die stetig und mit wenig Rücksicht zwischen uns und den Ständen hindurch rauschen. Offenbar müssen die Burmesen erst noch die Vorteile einer verkehrsberuhigten Straße kennen und schätzen lernen.
Schon nach gut 100 Metern endet der Straßenmarkt und geht in Garküchen über. Es gibt Fettiges und Innereien auf Spießen, die wir eigenhändig auf einer heißen Platte anbraten und in scharfe Chili-Soße tunken könnten.
Wir sind immer noch satt. An einem hübschen Obststand entdecken wir Mandarinen, Äpfel aus China, Kaki und Drachenfrüchte. Vielleicht kommen wir nachher nochmal hier hin?
Dann ändert sich langsam das Bild und der Nachtmarkt wandelt sich in eine Art Großmarkt. Hier stehen die Mandarinen in großen Körben bereit, es gibt ganze Berge von Erdnüssen und ein Laster kippt gerade eine Ladung Maiskolben auf die Straße.
Hier versucht niemand, uns etwas anzudrehen. Wir wirken offenbar nicht wie burmesische Marktverkäufer. Einige winken uns freundlich zu. Und auch wenn wir durch düstere Gassen schlendern, fühlen wir uns sicher und wohl.
Auf dem Rückweg halten wir an einem der kleineren Obststände. Eine der Zitrusfrüchte ähnelt der Pomelo. Wir sind uns nicht sicher, da sie etwas anders als die in unseren Läden aussieht und wie eine Birne geformt ist.
Da uns der Verkäufer auch nur halbwegs versteht, soll ich den Begriff in sein Smartphone eintippen und … passt! Er lacht und nickt. Wir wollen ihm glauben und kaufen uns für den späteren Abend eine Pomelo, die wir dann im Hotel schlachten werden.