Auf einem vier Quadratkilometer großem Areal erstreckt sich der Königspalast von Mandalay als Stadt in der Stadt. Unseren ersten Halt legen wir auf einer der fünf Brücken ein. Diese führt über den 52 Meter breiten Graben, der die weitläufige Anlage umschließt.
Wir blicken auf die majestätische, acht Meter hohe und mit einer Zinnen-Krone besetzen Schlossmauer. Im Hintergrund ragt der Mandalay-Hill wunderschön in die Höhe und perfektioniert die Kulisse. Dieser erste Augenblick wirkt vielversprechend.
Leider ist es Besuchern nicht gestattet, einfach durch das nächstgelegene Tor hinein zu spazieren und über das Palastgelände zu schlendern. Denn in den 1990er Jahren wurde auf dem Festungsgelände das nördliche Stabsquartier der birmanischen Armee eingerichtet.
Auch heute noch bildet es mit tausenden Soldaten einen bedeutenden Stützpunkt in Myanmar. Wir müssen also zurück in den Bus und fahren zuerst durch das trotz allem idyllisch wirkende Militärgelände, bis wir die Palastanlage erreichen.
Auch die heutige Palastanlage stammt aus den 1990er Jahren. Denn die 1857 durch König Mindon in Auftrag gegebene Residenz fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Bei erbitterten Gefechten zwischen britischen und indischen Truppen auf der einen und den japanischen-alliierten Streitkräften auf der anderen Seite,
fing der Palast am 20. März 1945 Feuer und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Nach birmanischer Tradition wurden viele solcher Paläste vollständig aus Holz gebaut. Außer einem Haufen Asche bleibt nach solch einer verheerenden Feuerbrunst folgerichtig so gut wie nichts von der ursprünglichen Bausubstanz übrig.
Zwischen 1989 und 1996 durften sich dann Zwangsarbeiter für den Nachbau der früheren Anlage ins Zeug legen. Auf vergoldetes Schnitzwerk und mit Glasmosaiken verziertes Teakholz, welches den ursprünglichen Palast kennzeichnete,
wurde dabei allerdings verzichtet. Stattdessen charakterisieren heute angemalte Betonsäulen und Wellblechdächer die Palastbauten. Und anstelle des früher verwendeten Blattgoldes wurde deutlich billiger zu habende Goldbronze verwendet.
Nachdem wir uns eine Weile bei den großen Hauptgebäuden aufgehalten haben, steigen wir auf den 55 Meter hohen Wachturm. Eine spiralförmige Außentreppe führt bequem nach oben. König Thibaw nutzte einst einen solchen Turm als einziges Fenster zur Außenwelt. Wegen ständiger Intrigen sowohl seinerseits und als auch von anderen ausgehend wagte er es nicht, das Palastgelände zu verlassen.
Vom oberen Ende des leicht abgerückt stehenden Turms genießen wir das Panorama über die umliegenden Palastgärten, die Thronsäle und Regierungsgebäude sowie natürlich zu den Gebäuden mit den Gemächern des Königs. Dort waren auch seine Lieblingsfrauen untergebracht, die ihm das Leben im selbst gewählten goldenen Käfig erträglich machten oder zumindest machen sollten.
Was vom Wachturm bzw. aus der Ferne noch hübsch und prächtig aussieht, ist jedoch aus der Nähe betrachtet etwas enttäuschend. Wir schlendern zwischen den Palastgebäuden hindurch und betreten ein, zwei Gebäude. Doch diese stehen zum großen Teil leer, womit sich nicht einmal die ewige Schuhaus- und wieder -anzieherei wirklich lohnt.
Schon bald wird uns klar, weshalb wir für die Besichtigung einer solch großen und prächtigen Palastanlage nur eine Stunde Zeit bekommen haben. So lange die Gebäude nicht mit Leben gefüllt werden, würde alles andere nur allzu bald in Langeweile umschlagen!
Rundgang durch den Königspalast von Mandalay mit Aufnahmen vom Aussichtsturm über die weitläufige Palastanlage.