Lange Zeit waren die Tripitaka, die buddhistischen Lehren, einfach nur auf Palmblätter geschrieben. Das änderte sich mit König Mindon. Zum 2500. Todestag Buddhas wollte er dem Heiligen größere Ehre erweisen und ließ in der Kuthodaw-Pagode, der Pagode der Königlichen Verdienste, das »Größte Buch der Welt« verlegen.
Sieben Jahre, sechs Monate und 22 Tage dauerte es anschließend, bis örtliche Handwerker die Tripitaka bzw. den Pali-Kanton der Theravāda-Schule auf 729 Marmortafeln verewigt und nebenher ein Weltdokumenterbe geschaffen hatten, welches 2013 von UNESCO anerkannt wurde.
Einige Jahre waren die beidseitig beschriebenen Tafeln lediglich mit Metallschirmen gegen Sonne, Wind und Wetter geschützt. Später jedoch erhielt jede von ihnen ihre eigene kleine Pagode. So können wir heute zwischen 729 Pagoden hindurch schlendern.
Buddha sei Dank sind die Tafeln in birmanischer Schrift und in Pali verfasst, sonst hätten wir womöglich noch zu Lesen begonnen. Denn das kann einen eine ganze Weile aufhalten. Wer jeden Tag rund acht Stunden liest, würde hochgerechnet um die 450 Tage benötigen, um sich durch das gesamte Werk zu arbeiten.
Da genießen wir lieber die ruhigen Momente. Immerhin sind hier kaum Menschen unterwegs und herrscht zwischen den Pagoden eine angenehme Stimmung. Zuletzt spazieren wir noch im Uhrzeigersinn um die vergoldete Maha Lawka Marazei-Pagode, die sich in der Mitte der weitläufigen Anlage erhebt.
Sie wurde im Jahr 1857 nach dem Modell der Shwezigon-Pagode von Bagan errichtet. Während unseres Besuchs bekommt sie gerade einen neuen Goldanstrich. Für die Arbeiten ist sie mit einem kunstvoll geflochtenen Gerüst aus Bambus umgeben. Schön wie man hier selbst bei so profanen Dingen an die Außenwirkung denkt.
Haeinsa Tempel und die Tripitaka Koreana
In einem der schönsten Tempel von Südkorea befindet sich die Tripitaka Koreana. Hier wurden zwar keine hundertete Pagoden für das Werk erbaut, wie bei der Kuthodaw-Pagode. In der Bibliothek des Janggyeong Panjeon werden 81.258 hölzernen Druckplatten aus besonders widerstandsfähigem Holz gelagert, auf welchen die buddhistischer Texte geschrieben sind. Es ist die weltgrößte erhaltene, in chinesischen Schriftzeichen verfasste Bibliothek buddhistischer Texte und sie gehört zu den größten Schätzen von Südkorea. Hier wäre es wohl besser gewesen, auf die Feuerfestigkeit des Materials zu achten. Denn bei der Tripitaka Koreana selbst handelt es sich um eine Kopie der Ur-Version. Diese fiel einem Angriff der Mongolen zum Opfer. Erstaunlich aber ist, dass die neu gefertigte Schrift die nachfolgenden Feuer, die Japanische Invasion und sogar den Koreakrieg überstand.