Unser erster Stopp ist bei einer Schnitzerei. Neben reich verzierten Türen, Fensterläden, Möbeln und Tempelfiguren werden hier auch die traditionellen Marionetten geschnitzt.
Um die Marionetten gleich vor Ort passend einzukleiden, schließt der Schnitzerei eine Stickerei an. Mit Fingerfertigkeit und einer Engelsgeduld werden hier kunstvolle Kleidungsstücke für die Puppen, aber auch Wandbehänge auf Samt bestickt.
Die Arbeiter scheinen mit ihrem Handwerk gut zu leben. Laut Htet Htet arbeiten hier sehr zufriedene Menschen. Wen wundert es? Sie erschaffen mit ihrem Handwerk schöne Gegenstände und verdienen auch noch Geld damit.
Einziger Wermutstropfen ist die Arbeitshaltung. Durch die sitzende und gebückte Haltung machen sich die Arbeiter ihre Knochen kaputt. In der Regel arbeiten sie keine 20 Jahre, bis sie wegen ihrer Leiden aufhören müssen. Dann werden sie meist im Verkauf eingesetzt, womit sie auch dann noch versorgt sind.
Was uns allerdings wundert, sind die Lichtverhältnisse. Obwohl bei nur sehr wenig Licht gearbeitet wird, trägt hier niemand eine Brille. Angeblich hängt dies mit der Ernährung zusammen. Wenn es so einfach wäre, könnte das kleine Geheimnis gerne auch in Europa angewandt werden. Das wäre dann sicher der Brillen- und Augenarztlobby ein Dorn im Auge.
Eindrücke von der Arbeit in einer Holzschnitzerei mit Stickerei und Marionettenwerkstatt in Mandalay.
Wären wir ein paar Tage früher gestartet, so hätten wir in Myanmar weiße Weihnachten erleben können. Wir spazieren durch das Viertel der Steinmetze, wo alles weiß ist. Über die Straßen, Gebäude und Bäume hat sich eine dichte weiße Staubschicht gelegt.
Entlang der Straße reiht sich ein Steinmetzbetrieb an den anderen und jeder einzelne sorgt dafür, dass sich noch mehr Weiß im Viertel absetzt. Bei dem Besuch sollte man also unbedingt eine Sonnenbrille mitnehmen.
Es ist offensichtlich, womit hier das meiste Geld verdient wird. Neben ein paar Wächterlöwen und Elefanten reihen sich tausende Buddha-Figuren entlang der Straße. Und auch in den vielen, nach vorne gerne offen gehaltenen Läden steht ein Buddha neben dem anderen.
Die Skulpturen in den Werkstätten sind meist schon mehr oder minder stark behauen. Mit Schleifmaschinen bekommen sie hier ihren Feinschliff. Während das Behauen der Steine noch reine Männersache ist, sehen wir auch Frauen, die mit der Schleifmaschine hantieren.
Natürlich trägt hier keiner eine Schutzmaske. Gesundheitliche Aspekte sind in Mandalay bislang eher nebensächlich. Und das, obwohl jeder Arbeiter weiß, dass er diesen Job höchstwahrscheinlich nur 20 Jahre ausüben kann.
Hier sind es weniger die Knochen, die unter der Arbeit leiden. Hier kämpfen die älteren Arbeiter mit einer Staublunge. Alleine das Vorbeilaufen an den Steinmetzbetrieben bereitet uns bereits Probleme beim Atmen. Auch die Fotoapparate unserer Gruppe leiden unter dem feinen Staub.
Einige der Buddha-Skulpturen tragen noch einen würfelförmigen Kopf. Die Mudras und Asanas, also Handhaltung und Körperposition der Buddha-Abbildungen, sind in der buddhistischen Ikonografie genau festgelegt und lassen dem Künstler kaum Spielraum bei der Gestaltung.
Beim Kauf entscheidet sich der Kunde für einen Mudra mit symbolischer Handgeste oder einen Asana, also einem Buddha mit yogischer Körperhaltung. Er kann den Kopf und das Gesicht dann ganz nach seinen Vorlieben vom beauftragten Handwerker bzw. Künstler gestalten lassen.
In den weniger staubigen Abteilungen sind Frauen damit beschäftigt, den Skulpturen den nötigen Glanz zu verleihen. Mit Wasser und Sandpapier wird die Oberfläche spiegelglatt gestrichen.
Zuletzt werden Augen und Mund eventuell noch mit Lackfarbe bemalt und das Gewand mit Blattgold verziert. Fertig ist die teilweise tonnenschwere Buddha-Figur für ein Kloster, einen Tempel oder den Hausgebrauch.
Traditionelles Novizenfest in Mandalay
Als Lars bemerkt, dass seine Haare durch den Staub plötzlich alle Farbe verloren hätten, werden wir von einer Prozession eines Novizenfestes überrascht. Es scheint, dass der Sohn eines wohlhabenden oder zumindest einflussreichen Steinmetzbetriebes als Novize seine Klosterzeit beginnen wird und nun auf einem feierlich eingekleideten Elefanten daher geritten kommt.
Jeder männliche Buddhist in Myanmar wird einmal im Leben eine gewisse Zeit im Kloster verbringen. Ein feierliches Novizenfest zählt zu den wichtigen Bestandteilen dieser buddhistischen Tradition. Hier werden die jungen Männer noch einmal königlich geschmückt, bevor sie ihr konsumorientiertes Dasein vorübergehend gegen ein ärmliches Klosterleben eintauschen.
Neben der buddhistischen Religion lernen die Novizen Sprachen und je nach Alter auch Schreiben, Lesen und Rechnen. Gleichzeitig unterwerfen sie sich dem Klosterleben und dem damit verbundenen Tagesablauf mit Beten und Almosen einsammeln. Andererseits werden die Entbehrungen während der Zeit im Kloster mit einem hohen Ansehen belohnt und soll sich dadurch das persönliche Karma verbessern.
Eindrücke von dem Viertel der Steinmetze und der schweren Arbeit der Steinmetze in Mandalay. Aufnahmen von einem Novizenfest mit Elefant.