In der Abenddämmerung erreichen wir Pindaya. Wir checken im Hotel Conqueror ein und unternehmen noch einen kurzen Spaziergang bis hinunter an den Pindaya-See. Leider gibt der Ort ansonsten nur wenig her. Lediglich die Tempel- und Höhlenanlagen, die seltsam im Berg hinter bzw. über dem Ort hängen, sehen interessant aus. Diese jedoch stehen erst morgen früh auf dem Programm, weshalb wir nach dem nur kurzen Abstecher ans Seeufer gleich wieder zurück zum Hotel kehren.
Die Bungalowanlage befindet sich am Ortsrand von Pindaya, womit sie zugleich sehr ruhig gelegen ist. Unser Bungalow ist schön geräumig mit einem sehr bequemen Doppelbett darin. Hier, in Pindaya kann es abends recht kühl werden. Das ist auch im Innern des Bungalows deutlich zu spüren.
Damit die Gäste trotzdem in warmen Betten schlafen können, gibt es ein elektrisches Wärmeunterbett. Leider ist dieses so seltsam am Stromkreis angeschlossen, dass während des Betriebs dauernd die Lampe über dem Bett an und aus geht. Zudem erhält die Decke viel zu wenig Strom, um richtig warm zu werden. Schade eigentlich.
Ganz so kalt ist es nun aber auch wieder nicht. Wir sitzen den ganzen Abend draußen auf der Veranda und genießen die Ruhe und den Blick in den gepflegten und dezent beleuchteten Garten. Natürlich haben wir uns mit Anti Brumm eingesprüht und eine Mückenspirale angezündet. Sollten sich größere Plagegeister zeigen, hängt am Eingang des Zimmers außerdem ein Köcher mit Pfeil und Bogen.
Beides erinnert an eine Legende, die sich am Pindaya-See zugetragen haben soll. Doch dazu später mehr. Jetzt genießen wir erst einmal den Abend in trauter Zweisamkeit. Da wir während der Anreise mal wieder bestens mit Essen versorgt wurden, reichen uns ein paar Knabbersachen. Ansonsten gäbe es im Hotel ein Restaurant.
Worauf das Personal etwas mehr achten sollte, ist die Sauberkeit. Das Bad und auch unser Bett sind zwar sauber, doch in den Schrankregalen stapelt sich der Staub. Ähnlich verhält es sich im Frühstückssaal. Saubere Tischdecken sind dort eher Nebensache.
Doch die Hauptsache ist: das Frühstück ist gut. Wie überall in Myanmar ist dieses auch im Hotel Conqueror asiatisch geprägt und eierlastig. Muss wohl daran liegen, dass wir uns immer noch in Südostasien befinden.
Als wir vor der Weiterfahrt noch einen kurzen Rundgang über die Hotelanlage unternehmen, entdecken wir schließlich den Pool des Hotels. Zum Glück ist da niemand aus unserer Gruppe am Vorabend hineingesprungen. Denn das hätte unweigerlich zu bösen Kopfschmerzen geführt.
Das Becken ist höchstens knietief mit Wasser gefüllt. Aber zum Baden ist es in dieser Region im Januar wohl eh zu kalt. Trotzdem können wir auf einen netten Aufenthalt in Pindaya und eine erholsame Nacht zurückblicken, als wir zu den Höhlen oberhalb des Ortes aufbrechen.
Den Eingang zu den Pindaya-Höhlen konnten wir bereits von unserem Hotel aus sehen. Überdachte, von Pergolen unterbrochene Aufgänge, winden sich mystisch den steilen Berg hinauf. Hunderte von Stufen würden uns vom Hotel Conqueror bis zu den Höhlen bringen. Aber natürlich erreicht man die buddhistische Pilgerstätte auch bequemer. Eine von alten Banyan-Bäumen gesäumte Allee endet nur wenige Schritte vor dem Eingang.
Von hier aus haben wir einen tollen Blick über den Ort Pindaya und den gleichnamigen See. Ebenfalls im Eingangsbereich der Höhlen werden wir mit einer schönen Legende konfrontiert. So sollen einst sieben im See badende Prinzessinnen von einer riesigen Spinne in den Höhlen gefangen genommen worden sein. In einer zweiten Version der Sage sollen die Prinzessinnen im Shan-Land unterwegs gewesen sein, als ein schweres Unwetter über sie hereinbrach. Sie suchten in der Höhle Schutz und wollten darin die Nacht und das Ende des Unwetters abwarten. Tatsächlich hatte sich das Unwetter bis zum Morgengrauen verzogen. Allerdings hatte bis dahin die riesige Spinne den Ausgang der Höhle mit einem Netz verschlossen.
Wie auch immer, die Prinzessinnen saßen in der Falle. Doch sie ergaben sich nicht ihrem Schicksal, sondern riefen einem Reiter zu, der zufällig an der Höhle vorbeiritt. Es handelte sich um den Prinzen Kumabhaya, der ihnen tatsächlich zu Hilfe eilte. Er tötete die Spinne mit Pfeil und Bogen und befreite die Frauen aus der Höhle. Als sich der Pfeil löste, soll er laut »Pindaya« gerufen haben. Wenig später heiratete er die schönste der Prinzessinnen. Wie viel Wahrheitsgehalt in der Sage steckt, lässt sich heute freilich nicht mehr abschätzen. Eines aber zeigt die Geschichte deutlich: Auch die Burmesen lieben es romantisch.
Wir passieren also den heldenhaften Prinzen und die schlecht gelaunte Spinne und schreiten die letzten Meter bis zu den Eingangshallen. Für Fußfaule gibt es, wie wir es von Myanmar bereits gewohnt sind, eine aufwendige Liftanlage.
Für alle Besucher aber gilt: Vor dem Eintritt in die Höhlen sind die Schuhe auszuziehen. Ob der Boden hier sauber sein wird? Eher nicht. So entdecken wir weiter oben einen Brunnen, bei dem das Waschen der Füße ausdrücklich untersagt ist.
In der ersten großen Höhlenkammer befindet sich die vergoldete Shwe U Min-Pagode, die einen großen Teil der Kammer ausfüllt. Darum herum sind große Buddha-Statuen angeordnet. Hier teilen sich die schmalen Gänge labyrinthähnlich auf und führen immer weiter in die Höhle hinein. Von europäischen Tropfsteinhöhlen sind wir es gewohnt, dass es im Innern kühl ist. Hier indes wird die Luft immer drückender und wärmer.
Unzählige Buddha-Figuren in den Pindaya-Höhlen
Ähnlich wie in den Pak-Ou-Höhlen bei Luang Prabang steht auf jedem Platz in der Höhle eine Figur. Es sollen über 8000 Figuren sein, die aus Holz, Gips, Bronze, Zement oder auch Stein gefertigt sind. Wann genau die erste Statue hier ihren Platz fand, ist unbekannt. Es wird angenommen, dass die meisten Statuen aus dem 18. Jahrhundert stammen.
Die älteste erhaltene Inschrift wird auf das Jahr 1783 datiert. Angeblich dürfen wegen Überfüllung keine neuen Figuren mehr aufgestellt werden. Doch wir entdecken auch welche aus dem Jahr vor unserer Reise. Buddha wird hier sowohl von den Burmesen als auch von Besuchern anderer Nationen verehrt. So finden wir Gravuren von Österreichern, Schweizern und Deutschen.
Als wir das hintere Ende der Höhle erreichen, vernebelt sich das Bild in unseren Kameras. Hier ist es so feuchtwarm, dass die Linsen der Kameras beschlagen. Zum Glück haben wir bereits genug gesehen und fotografiert, sodass wir die Pindaya Höhlen zufrieden wieder verlassen können.
Noch bevor wir zurück beim Schuhparkplatz sind, können wir uns außerdem ein weiteres Mal über Htet Htets Zeitplan freuen. Denn auch hier schwindet nun die morgendliche Ruhe. Immerhin handelt es sich bei den Höhlen um einen weiteren beliebten Wallfahrtsort für Buddhisten. Was auch sonst?
Besuch der legendären Pindaya-Höhlen im Shan-Staat. Aufnahmen von den Tropfsteinen in der buddhistischen Pilgerstätte und den nahezu unzähligen Buddha-Statuen in der Höhle.