Mingalaba kleine Gruppe! Während die Abreisenden unserer Gruppe noch in aller Seelenruhe in ihren Betten schlummern, sitzt der größere, zweite Teil unserer Gruppe bereits beim Frühstück. Gut gestärkt wollen wir nun auch für die Abenteuer im Süden von Myanmar gerüstet sein. Und weil Htet Htet das Programm für den ersten Tag der Verlängerung versehentlich erweitert hat, starten wir bereits um 7:30 Uhr.
Vor dem Hotel wartet schon unser kleiner Bus für unsere zum Glück noch kleinere Gruppe. So kann es sich jeder auf einer eigenen Sitzbank gemütlich machen und bleibt sogar genug Platz, um die Rucksäcke in einer sonst freien Reihe zu deponieren. Das ist ja mal eine schöne Überraschung.
So erreichen wir nach einer Stunde Fahrt, ein wenig ausgeruht, den Soldatenfriedhof von Htaukkyant. Auf dieser akkurat gepflegten Gedenkstätte liegen bzw. ruhen hier die sterblichen Überreste von 6.474 alliierten Soldaten. Der Zugang in die weitläufige Anlage erfolgt durch ein mächtiges, von Säulen getragenes Rondell. In diesem sind die Namen von nochmals 27.000 Soldaten eingraviert, deren Ruheort unbekannt ist.
Alle sind sie im Pazifikkrieg des Zweiten Weltkriegs in Myanmar ums Leben gekommen. Viele von ihnen waren Inder und Nepalesen, die in britischen Diensten gefallen sind. Daneben entdecken wir auf der rechten Seite des Friedhofs neben den zu erwartenden Gräbern britischer Soldaten und Offiziere aber auch einige Gräber von Niederländern.
In mehreren Sprachen, neben Englisch auch in Hindi, Urdu und Bengalisch, wird der Sinn ihres Todes auf einen Satz reduziert: »They died for all free men«. Die Commonwealth War Graves Commission sorgt erfolgreich dafür, dass Angestellte die parkähnliche Anlage in Ordnung halten.
Dazu zählt auch, dass in vielen der winzigen Gräber frische Blumen stehen. Und doch ist es eine Schande, wenn wir bedenken, wie viele junge Männer allein hier in den Tod geschickt, ihrer Familie und Freunde, vor allem aber ihrer Zukunft ein für allemal beraubt wurden.
Bleibt die Frage, warum sie überhaupt hier waren? »Im Januar 1942 überschritten Truppen des japanischen Kaiserreichs von Thailand kommend die Grenze zu Burma und eroberten binnen weniger Wochen große Teile des Landes«, erklärt Lars. »Das erklärte Ziel der Japaner war, chinesischen Truppen die Nachschubwege abzuschneiden. Sie erhofften sich, dadurch den seit bereits 1937 andauernden Krieg mit China beenden zu können.
Dagegen hatten natürlich die Briten etwas, die Burma schon ein paar Jahrzehnte als Kolonialmacht besetzt hielten. Bei den 'They died for all free man'-Soldaten handelt es sich also ebenfalls um eine imperialistisch orientierte Besatzungsmacht, welche zuvor mehrere Unabhängigkeitsbewegungen in Burma niedergeschlagen hatte.« Ich sage es doch immer, ich bin mit einem wandelnden Lexikon verheiratet.
Nach zunächst schweren Verlusten waren am Ende die Britisch-Alliierten erfolgreich. Wobei man dies allerdings unter Pyrrhussieg verbuchen muss: Denn nach der Niederlage der Japaner brach der chinesische Bürgerkrieg erneut aus, mit dem Unterschied, dass diesmal die Kommunisten die Oberhand gewannen und die geschwächten Regierungstruppen bis nach Taiwan vertrieben.
Und das unter Führung von Mao Zedong, dem Wissenschaftler bis zu 76 Millionen Todesopfer zuschreiben, was die ebenfalls erschreckenden Opferzahlen des gesamten Zweiten Weltkriegs noch um einige Millionen übertrifft. Damit wären wir dann wieder beim unsinnigen Tod junger Männer; und all den anderen, die ihr trauriges Schicksal teilen.