Nach dem Besuch der Botahtaung Pagode fahren wir schließlich zum Bogyoke Aung San Markt. Hier empfiehlt uns Htet Htet ein gutes Restaurant in der Nähe oder, für die Mutigen in unserer Gruppe, die Garküchenhalle vom Markt. Wir entscheiden uns für die etwas gewagtere Alternative und nehmen die Halle mit den Garküchen ins Visier. Vielleicht sind es aber auch die Garküchen, die uns ins Visier nehmen.
So sieht uns ein geschäftstüchtiges Mädchen die knurrenden Mägen schon von Weitem an. Im nächsten Moment versucht sie auch schon, uns zu ihren Tischen zu locken. Hier im Freien wollen wir aber nicht sitzen. Aber wer will das schon, wenn sich ständig Autos durch die Marktstraßen drängen? Kein Problem, die Kleine schleppt uns kurzerhand ins Innere der Halle zu den Tischen ihrer Eltern.
Dort werden wir aufs Freundlichste empfangen und verwöhnt. Doch zuerst werden uns touristentaugliche Plastikstühle unter den Hintern geschoben. Die Dose der Cola Cero wird sauber geputzt, eh sie bei uns am Tisch geöffnet wird.
Dann steht auch schon eine Suppe auf dem Tisch. Als Hauptgang gibt es gebratene Nudeln mit Hühnchen und das so üppig, dass wir uns bald einig sind: heute Abend gibt es nichts mehr. Um uns herum sitzen hauptsächlich Einheimische. Das ist Urlaub!
Nach dem leckeren Essen spazieren wir noch durch die Markthallen. Der Bogyoke Aung San Markt wird abseits der Garküchen hauptsächlich von Touristen und wohlhabenden Birmanen besucht. Es ist alles sauber und übersichtlich geordnet.
Wer will, kann sich bei dickbäuchigen Chinesen mit jeder Menge Goldschmuck behängen. Die Birmanen nutzen diesen, um gegen die Inflation zu investieren. Dadurch tragen viele Mütter die Krankenversicherung der Familie an ihrem Handgelenk.
Aber auch Hobbynäherinnen kommen hier voll auf ihre Kosten. Es gibt jede Menge günstige Stoffe, von kitschig bis elegant. Dazu wird reichlich Spitzen-, Pailletten- und Glitzerklimbim feil geboten. Hier könnten wir uns mit Longys einkleiden, den typischen Röcken, die hier von Frauen wie auch den Männern getragen werden. Htet Htet erklärte uns, dass die Männerlongys einfache, gerade geschnittene Schläuche sind. Bei den Frauenlongys gibt es Abnäher, um die schönen Hintern der Frauen zu betonen.
Lars schmunzelt bei soviel Offenheit und ist nun umso verwunderter, als wir an einem der Stände Push-up-Slips für Damen entdecken. Sofort sorgt er für ausgiebiges Gekicher bei den Verkäuferinnen. »Das glaubt mir sonst keiner«, rechtfertigt er seine kurzerhand geschossenen Beweisaufnahmen. Zuletzt beschließt er, eine Nadel zu kaufen. Wie sonst sollte er solch dreisten Betrug von echten Kurven unterscheiden?