Deutsche Burg Duwisib Castle

Mittelalterlich angehauchte Festung in Namibia

Duwisib Castle in Namibia Duwisib Castle in Namibia

Das Duwisib Castle zählt zu den Burgen, die irgendwie fehl am Platz wirken. Richtige Straßen gibt es in der Umgebung genauso wenig wie eine zumindest kleinere Siedlung. Bis zur nächsten richtigen Stadt Maltahöhe sind es 70 Kilometer. Was den Bauherr, Hansheinrich von Wolff, dazu veranlasste, am Rand der Namib eine mittelalterliche Burg zu bauen, ist uns rätselhaft.

Video zum Duwisib Castle

Aufnahmen von der Burg Duwisib Castle von Hansheinrich von Wolff.

Anreise über Helmeringhausen

Über die B4 und C14 kommen wir zwischen dem Schwarzrand im Osten und dem niedrigeren Rotrand westlich von uns zuerst nach Bethanien und ein Stück weiter nach Helmeringhausen. Was die beiden Orte miteinander verbindet (mal abgesehen von der C14 und ihrer Geschichte): Sie scheinen heute so gut wie ausgestorben zu sein. So haben wir schon in Bethanien das Gefühl, mit unserer Reisegruppe den Dorfbewohnern zahlenmäßig beinahe überlegen zu sein.

In den leergefegten Straßen von Helmeringhausen

In Helmeringhausen sind die Straßen schließlich wie leergefegt. Neben unserem hält hier noch ein zweiter Reisebus. Wahrscheinlich kann man das schon als Rushhour bezeichnen. Immerhin aber gibt es in Helmeringhausen ein kleines Hotel mit einem ebenfalls kleinen, aber gepflegten Garten.

Wir jedoch halten lediglich für eine Toilettenpause. Annette und ich brauchen diese zwar genauso wenig wie die Einkaufsmöglichkeit. Den Halt aber nutzen wir dann doch ganz gerne, um uns ein wenig die Füße zu vertreten und zwei Kinder zu beobachten, die mit einem Affen spielen.

Die Deutsche Burg am Rand der Namib

Eine Farm als koloniales Erbe bei Maltahöhe

Als Ziel hatte Hansheinrich von Wolff, die zuvor 20.000 Hektar große Farm auf 150.000 Hektar zu vergrößern. Bis auf 35.000 Hektar kam er. Das sind 350 Quadratkilometer oder auch 20 auf 17,5 km. Mehr wollte ihm die Regierung nicht anvertrauen. Denn so großes Land könne keiner alleine bewirtschaften. Die für unsere Verhältnisse aber immer noch riesige Fläche reichte aus, um eine Farm mit Rinder- und Pferdezucht, Woll- und Afrikaschafen zu betreiben.

Auf den ersten Blick ist die Gegend um Maltahöhe ein öder und verlassener Landstrich. Vielleicht aber war es genau diese Einsamkeit, die Wolff 1908 dazu verleitete, den Architekten Sander mit dem Bau des Schlosses zu beauftragen. Nach dessen Plänen entstand eine mittelalterlich angehauchte Festung mitten in Namibia. Lange Zeit Freude hatten er und seine amerikanische Frau, Jayta Humphries, jedoch nicht am Duwisib Castle und der Farm. Denn als der Erste Weltkrieg ausbrach, meldete er sich freiwillig, was er 1916 mit seinem Leben bezahlte. Seine Frau verließ daraufhin die Burg. Die zurückgelassenen Pferde gelten heute als ein möglicher Ursprung der Wildpferde in der Namib, die seit über 100 Jahren in der Namib leben. Diese hätten wir uns auch anschauen können. Das heißt, nur eventuell.

Künstliche Wasserstelle zum Überleben der Wildpferde

Denn es gibt zwar eine künstliche Wasserstelle, die den Pferden das Überleben sichern soll. Ob die Tiere dann aber auch da sind, ist nicht sicher. Auch stand dieses nur bei zwei oder drei Leuten im Reiseprogramm. Uns hingegen hatte Berge & Meer einen Nachmittag zur freien Verfügung versprochen. So waren wir doch froh, dass keiner die Pferde sehen wollte. Das wäre nämlich mit einem Umweg von über 200 Kilometern verbunden gewesen und der freie Nachmittag damit hin.

Bei unserem Besuch ist das Schloss selber ist noch so wie früher eingerichtet und inzwischen komplett renoviert. Gut, der Erker im Obergeschoss knarrt etwas unheimlich, wenn man ihn betritt, aber sonst sieht doch alles gepflegt aus. Vom Empfangssaal kommen wir in den Innenhof der Burg. Während der Garten von mehreren Bäumen und Palmen beschattet wird, gelangen wir über die Arkaden zu den Zimmern der Burg. Dass es auch hier kühl werden kann, zeigt eine alte Kunst im Wohnbereich.

Ansonsten ist das Innenleben wenig spektakulär. Denn auch wenn die Einrichtung noch aus der Kolonialzeit stammt, so stammt sie doch aus Deutschland und ist uns somit von der Art her hinlänglich bekannt. Aber es gibt ja noch den Keller.

Auf dem ersten Blick wirkt dieser leer. Wer sich ein bisschen umschaut, entdeckt aber schon bald Fledermäuse, die hier den Tag verschlafen. Und übrigens nicht angeblitzt werden wollen. Mit jedem Foto nämlich werden sie immer kleiner...

Spaziergang bei Duwisib Castle

Erneut verzichten wir auf die Mittagspause. Stattdessen erkunden wir die nähere Umgebung der Burg. Vorbei am kleinen Café (in dem gerade ein Tablett Apfelkuchen geplündert wird), kommen wir schon bald zu einem Straußengehege. Während uns das Männchen aufmerksam mustert, sitzt sie auf dem Nest. Ein Stück weiter bergauf erblicken wir zwei weitere Straußenweibchen.

Auf dem Weg nach oben begleitet uns das Männchen. Kein Wunder, schließlich befinden sich im oberen Teil des Geheges die Futtertröge. Auch zwei der Weibchen kommen zu uns an den Zaun. Für uns die Gelegenheit, ein paar wunderschöne Straußenporträts aufzunehmen. Leider können wir uns nicht revanchieren, sodass die Straußen genauso leer ausgehen wie die Enten und Gänse, die im nächsten Gehege um die Wette gackern.

Auf dem Weg zurück entdecken wir mehrere kleine Vögel mit schwarzem Kopf und roten Augen. Es sind Maskenbülbüls, die sich in den struppigen, stachligen Büschen und Agaven offensichtlich gut zurecht finden.

Wenig später ist die Mittagspause beendet. Danach geht es wieder über Schotterpisten bis zum nächsten Ziel der Reise: die Hammerstein Lodge.

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