Die Epako Safari Lodge befindet sich auf halbem Weg zwischen Windhoek, Swakopmund und dem Etosha Nationalpark. Durch die Lage am Rand einer Berglandschaft und einem zeitweise wasserführenden Fluss ist die Lodge ein ideales Wildschutzgebiet. So sind auf den Game Drives über das Gelände eine Vielzahl an Tierbeobachtungen möglich.
Game Drive bei der Epako Safari Lodge in Namibia mit Giraffen, Antilopen und einem stillenden Breitmaulnashorn.
Kurz bevor wir die Epako Safari Lodge erreichen, ruft ein Mann im Bus: »Da stand ein Nashorn neben der Straße.« Er ist der einzige, der es sieht und so sind wir uns nicht sicher, ob es stimmt oder wir verarscht werden. Schließlich sind Nashörner in Namibia weit seltener als Elefanten.
Warum sollte das bei Omaruru anders gelegen sein? Zudem sind sie recht scheu und nachtaktiv. Andererseits dämmert es bereits. Als wir kurze Zeit später an der Lodge ankommen, ist es sicher: ja, da sind Nashörner. Ganz einfach weil: die gehören zur Epako Lodge dazu.
Nach der Erfahrung mit den Buntböcken der Mokuti Lodge zögern wir diesmal nicht. Kaum aus dem Bus gestiegen, schnappen wir uns nur geschwind den Welcome-Drink und laufen dann schon zur Aussichtsterrasse der Lodge. Hinter uns hören wir, dass zuerst die Zimmerschlüssel verteilt werden sollen. Aber Hallo? Kein Mensch braucht ein Zimmer, wenn nur wenige Meter weiter ein paar Nashörner stehen!
Dabei ist die Lodge wirklich idyllisch gelegen und durch den Garten mit teils baumhohen Kakteen wunderschön in die Landschaft eingebettet. Ein Ort zum Wohlfühlen. Klar, den Pool nutzen wir auch hier nicht. Doch können wir uns gut vorstellen, hier ein paar Nächte zu verbringen. Unser Zimmer erreichen wir auf zwei Wegen: über die Veranda mit Blick in ein ausgetrocknetes Flussbett und über die »richtige« Seite durch die normale Eingangstür. Einen Stromadapter gibt es nicht im Zimmer, dieser lässt sich aber problemlos an der Rezeption leihen. »Früher hatten wir sie in den Räumen, aber sie immer sehr schnell verschwunden«, erklärt uns die nette Angestellte.
Im Hauptgebäude laden das gemütliche Kaminzimmer und die benachbarte Bar zum Verweilen ein. Da wir vor dem Abendessen (Menü) noch ein wenig Zeit haben, nutzen wir dies doch gerne für den nächsten Rock Shandy, aber auch für ein Gläschen Amarula, ein cremiger Likör, der aus der Frucht des Marula-Baums gewonnen wird und im Geschmack Baileys ähnelt. Bekannt ist der Baum übrigens aus dem Walt Disney-Film »Die lustige Welt der Tiere«. Es ist die Szene, in der die Affen und Elefanten wie betrunken durch die Gegend torkeln. Allerdings soll das Kamerateam mit Betäubungspfeilen nachgeholfen haben, was einen bitteren Beigeschmack hinterlässt.
Wie das Kaminzimmer ist auch das kleine Restaurant sehr gemütlich eingerichtet. Außer unserer Gruppe sind nur wenige Gäste in der Lodge. Das aber reicht bereits, dass fast alle Tische belegt sind und das Personal mit den Gläsern ein wenig ins Schleudern kommt.
Denn auf mehr als 20 Gäste an einem Abend ist man hier nicht eingestellt. Mit dem wieder mal sehr leckeren Essen aber klappt alles und die Aussicht zur beleuchteten Wasserstelle wenige Meter unterhalb der Veranda bzw. des Restaurants ist auch nicht zu verachten.
Als wir nächsten Morgen frühstücken, kommt der Mann mit dem Blick fürs Nashorn mit der nächsten Botschaft: «Leute, da draußen vor der Tür stehe eine Giraffe.« Alle lachen, denn jaja, da steht eine Giraffe vor der Tür. Wo sollte eine Giraffe auch sonst herumstehen, wenn nicht im Garten der Lodge.
Draußen angekommen, können wir unseren Augen kaum trauen, steht doch tatsächlich eine ausgewachsene Giraffe direkt vor uns. »Das ist Oskar«, erklärt ein Angestellter. Allerdings ist es eine weibliche Giraffe, die seit ihren ersten Besuchen der Lodge schon drei Junge zur Welt gebracht hat.
Da stehen sie! Vier Breitmaulnashörner, umgeben von einer Herde Gnus und wenigen anderen Antilopen. Durch unsere Anwesenheit lassen sich die Dickhäuter nicht stören. Sie sind es längst gewohnt, im Rampenlicht zu stehen. Dennoch verhalten sich alle sehr ruhig in der Reisegruppe. Sind es doch die ersten Nashörner, die wir in Afrika sehen.
»Vor einem Jahr hatten wir noch zwei Bullen«, erklärt der Ranger. Nach einem schweren Kampf der beiden verendete jedoch einer. Geblieben sind ein Bulle, zwei Weibchen und ein Junges. Dass wir sie an der Wasserstelle nahe der Epako Safari Lodge sehen, ist kein Zufall. Denn es hat im Sommer zu wenig geregnet, sodass das Futterangebot in der Umgebung der Lodge knapp geworden ist. Daher wird jetzt zusätzliches Gras für die Tiere ausgelegt.
Wir sind fasziniert. Zwar können die Nashörner nicht in die freie Wildnis entfliehen, aber dass wir überhaupt noch welche in zumindest einigermaßen freier Wildbahn sehen, hatten wir schon nicht mehr geglaubt. Wären da nur nicht die vielen Gnus. Denn so gerne ich sie sehe, so sehr ich mich speziell auf sie gefreut habe. Jetzt könnten sie doch ein wenig zur Seite gehen, sodass wir endlich freie Sicht auf die Nashörner haben.
Am nächsten Morgen kommt es noch besser: Nicht genug, dass wir die Mutter mit ihrem Jungen auf dem riesigen Gelände der Epako Lodge wiederfinden, treffen wir sie genau in dem Moment, als das Kleine gestillt wird.
Damit dies überhaupt möglich ist, muss sich zuerst die Mutter auf die Seite legen. Danach muss sich das Junge hinlegen, um an die Milch zu kommen. Andernfalls drohen der Mutter Verletzungen. Wir sind - aber das weiß jeder - fasziniert.
Breitmaulnashorn beim Stillen
Nach dem Frühstück brechen wir zum Game Drive über das Umland der Epako Lodge auf. Diese kleine Safari kostet zwar extra und auch hatten wir bereits ein paar Safaris während der Rundreise. Aber wie oft kommt man schon nach Namibia? Damit war es für uns eigentlich keine Frage, ob wir an der Tour teilnehmen.
Gefahren wird in zwei offenen Jeeps. Praktisch finden wir, dass die Sitzreihen nach hinten höher werden, sodass man über seinem Vordermann hinwegschauen kann. Aber auch so hätten wir auf der Fahrt nochmals eine Menge tolle Erlebnisse gehabt. Zumal es schon etwas anderes ist, ob man im Bus sitzt und einem die Klimaanlage die ungesunde Luft gegen den Hals bläst oder einem der Fahrtwind um die Ohren streicht.
Bereits vor uns haben die Tiere das Wasserloch nahe der Lodge verlassen. Kaum aber haben wir den Sicherheitszaun durchquert, sehen wir schon wieder die ersten Kudus und Streifengnus. Und zudem eine Giraffe. Was heißt eine? Auf einmal sehen wir sie überall, wie sie mit ihren langen Hälsen aus der buschigen Landschaft herausragen.
Oft sind es vier, fünf Giraffen auf einmal. Zupfen sie auf der einen Seite ihr Frühstück von den Sträuchern, sehen wir sie auf der anderen Seite einfach nur gemächlich durch die Landschaft schreiten. Toll!
Unterwegs halten wir bei einem Gehege. Hier soll es Geparden geben. Allein blicken lässt sich keine der Raubkatzen. Da hilft es auch nichts, dass der Ranger Steine ins Gehege wirft, um das Geräusch eines laufenden Bocks nachzuahmen.
Dafür aber begegnen uns wenig später mehrere Hartmannsche Bergzebras. Sie sind nicht sehr lange in unserem Blickfeld, den Unterschied zu den Zebras im Etosha National Park, die fehlenden Schatten in den weißen Streifen, können wir aber gut erkennen.
Game Drive bei der Epako Safari Lodge
Nach dem Erlebnis mit dem stillenden Nashorn (um näher ranzukommen, lenken die Ranger die erstaunlich leisen Fahrzeuge auch mal quer durch den Wald) genießen wir die Landschaft, lassen den Blick über die hoch gewachsenen Akazien, die dornigen Büschen und Termitenhügel bis hin zu den entfernten Hügeln schweifen.
Auf der Rückfahrt queren wir mehrmals das ausgetrocknete Flussbett. Kaum vorzustellen, dass es hier Zeiten gibt, in denen die gesamte Breite mit Wasser bedeckt ist. Zugleich wissen wir, dass die meisten Niederschläge in Namibia innerhalb weniger Wochen fallen, um anschließend sehr schnell über den ausgetrockneten Boden in die Flussläufe abzufließen und zu versickern.
Nachdem wir nochmals die Nashörner sehen, endet der Game Drive wieder auf der Epako Safari Lodge. Eine Tour, die sich für uns auch wegen so nicht erwarteter Tierbegegnungen und schönen Landschaft bei Omaruru gelohnt hat. Mal abgesehen davon, dass es diesen Tag kaum Programmpunkte gibt und wir ohne diese morgendliche Tour eigentlich nur im Bus sitzen würden.