Nach der Fingerklippe fahren wir über Schotterpisten und die C39 nach Outjo und von da über die C38 nach Norden in Richtung Okaukuejo. Oder, was bekannter ist: zum Etosha Nationalpark! Kurz bevor wir ankommen, bittet unser Reiseleiter, dass auch wir nach Tieren Ausschau halten. Schließlich habe auch er nur zwei Augen und könne nicht alle Seiten zugleich gut absuchen.
Aufnahmen von Löwen im Etosha Nationalpark.
Tatsächlich aber haben wir uns noch gar nicht ganz aufs Suchen eingestellt, als Jayjay den Bus wenige Meter hinter dem Eingang zum Etosha Nationalpark nach links zu einem künstlich angelegten Wasserloch lenkt. Als Nächstes hören wir nur noch Sydney: »Giraffe voraus, daneben Perlhühner, Springbock rechts, weiter vorne Zebras.« Wow! Wir sind begeistert. Denn das hatten wir nun wirklich nicht erwartet, dass wir nur ein paar Meter in den Park fahren müssen, um schon die ersten Tiere zu sehen.
Nach den ersten Bildern dauert es nicht lange, bis wir eine Herde Impala Antilopen entdecken und kurz darauf ein paar Elefanten am Horizont an uns vorüberziehen. Ein Blick auf die Uhr bestätigt: wir sind noch keine halbe Stunde im Etosha National Park.
Erst später erfahren wir, dass wir auch ein wenig Glück mit den Tieren haben. Zwar gibt es über 32 Tausend Springböcke und unzählige Zebras in teils riesigen Herden im Park, Elefanten und auch Löwen aber zeigen sich nicht jedem Besucher.
Nachdem wir, ebenfalls in der Ferne, eine Herde Gnus gesehen haben, kommen wir in Okaukuejo an. Was ich kaum glauben kann: nachdem einige bereits beim Eingang die Toilette ansteuerten, ist das WC, neben einem Laden, auch hier die Hauptattraktion. Wir aber wollen doch etwas sehen! Also rennen wir in einer kleineren Gruppe auf den Wasserturm des Camps. Die erhoffte Sicht auf lauter Giraffenhälse, die aus der Strauchsavanne ragen, bleibt uns zwar verwehrt. Sich mal wieder ein wenig zu bewegen und den Ausblick und Wind über dem Camp und dem Hotel Okaukuejo Resort zu genießen ist aber auch ganz schön.
Am zweiten Wasserloch, dem Olifantsbad, haben wir ebenfalls Glück und können in aller Ruhe Elefanten beobachten soviel wir wollen. Dazu gibt es - wie eigentlich überall in Namibia - ein paar Springböcke und ein einzelnes Gnu. Dazu gesellen sich ein paar Zebras. Und während wir noch auf der einen Seite alle damit beschäftigt sind, die Elefanten zu filmen und fotografieren, spazieren von der anderen Seite außerdem ein paar Giraffen zum Wasserloch. Die aber werden schon gar nicht mehr so beachtet. Zumindest, solange die Elefanten am Trinken sind und sich zwei Springböcke hinter den grauen Dickhäutern balgen.
Etwas mehr Glück als am Wasserloch braucht man, wenn man einen Elefanten inmitten der Savanne ganz aus der Nähe beobachten will.
Dieses Glück haben wir um Punkt 17 Uhr und damit gerade mal drei Stunden, nachdem wir Etosha erreicht haben.
Zuvor aber geht es zu einem Wasserloch, bei dem man mit etwas Glück Löwen sieht ...
Eindrücke vom Etosha Nationalpark mit Elefanten, Zebras und Springböcken.
Noch bevor wir das nächste Wasserloch bei Aus erreichen, ist sich Sydney sicher: »Da vorne sind Löwen.« Woran er das sieht? Ganz einfach daran, dass weit und breit kein anderes Tier zu sehen ist. Als wir näher kommen, entdecken wir schließlich das noch junge Löwen-Männchen.
Schnell ist klar, dass er hinter einem Stein etwas zu fressen hat. Denn immer wieder duckt er sich herunter, um im nächsten Augenblick wieder die Lage zu checken, ob auch niemand kommt, der ihm die Beute streitig machen könnte.
Vor Ort erfahren wir, dass es ganz in der Nähe des Wasserlochs eine niedrige Brücke gibt, unter der die Löwen schlafen. Tatsächlich kommt nach ein paar Minuten ein Weibchen von genau dort angerannt. Erst gemächlich, dann, als sie ihn erblickt, auf einmal ganz schnell. Wie unsere kleine, weltsüßeste Katze, wenn sie uns daheim nach ihren Streifzügen sieht.
Mit wenigen Sätzen ist die Löwin bei ihm, stupst ihm ins Gesicht und streicht ihm mehrmals um die Beine. »Jetzt ist Paarungszeit«, erklärt Sydney. Soweit kommt es aber nicht. Wobei es offensichtlich an ihm liegt. Wir müssen ja aber auch nicht überall dabei sein ...
Lange, lange mussten wir ja warten, bis wir in Namibia endlich ein Zebra ganz aus der Nähe betrachten konnten.
Waren wir am ersten Tag im Etosha National Park noch überglücklich, dass es hier endlich geklappt hat, lautet die Frage am zweiten Tag schon bald, ob Jayjay überhaupt noch anhalten soll, nur weil da mal wieder ein paar Zebras neben der Straße stehen.
Aber ja, natürlich soll er anhalten. Schließlich wollen wir Zebras nicht nur irgendwie kurz gesehen haben. sondern wir wollen Zebras von vorne, Zebras von der Seite, kleine Zebras und große Zebras. Wir wollen Zebras am Grasen, Zebras in der Savanne, Zebras im Dickicht, Zebras am Wasserloch und sogar von hinten. Denn die Tiere haben wirklich schön gestreifte Schenkel. Einzig ein Zebra mit Löwen am Hals bleibt uns verwehrt. Aber darauf muss man ja als Urlauber nun wahrlich nicht hoffen. Denn lebendig sind sie doch soviel schöner.
Zugegeben, Gnus sind nicht gerade die schönsten Antilopen, die in Namibia leben. Doch ist das Gnu dafür so ziemlich das bemerkenswerteste Tier, was durch die Steppen und Savannen Afrikas läuft. So brauchen die Kälber nur wenige Sekunden, um Laufen zu lernen. Sie halten in dieser Disziplin den Weltrekord unter den Säugetieren. Und das müssen sie auch. Denn wenn ein Gnu Pech hat, wird es keine drei Minuten nach der Geburt bereits von einer Löwin gejagt.
Schon zuvor beweisen die Gnus, dass in ihrem Leben jede Sekunde zählt. So führen über 90 Prozent aller Paarungen zum Erfolg. Zum Vergleich: ein Löwe muss einige Dutzend mal ran, bevor es kleine Kätzchen gibt.
Einzigartig ist auch die große Wanderung der Gnus. Wir hatten das Glück, kurz vor unserer Rundreise eine Reportage zu sehen, die die Gnus auf ihrer 3.000 Kilometer langen Reise durch die Serengeti Tansanias und die Masai Mara in Kenia zeigt. Ein Leben auf der Flucht.
Was wir auch im Etosha Nationalpark erleben. Zwar gibt es hier nicht so riesige Verbände wie im Osten Afrikas, als sich ein Löwe blicken lässt, bricht aber natürlich auch hier Panik in der Herde aus.
Von einer auf die nächste Sekunde stürmen die Gnus auf und davon. Obwohl wir etwas später in dieselbe Richtung fahren, werden wir - zumindest diese Herde - nicht wieder finden.
Ganz erfüllt von den Eindrücken des Tages erreichen wir am Abend die Etosha Gateway - Toshari Lodge. War es ein Abend zuvor ein Zimmer mit zwei Etagen, so werden wir diesmal mit einem großen Raum mit insgesamt fünf Betten überrascht. Wofür wir die brauchen? Keine Ahnung.
Aber sollten sich andere Hotelgäste versehentlich ausschließen, müsste dennoch keiner draußen übernachten. Zu früh über eine niedrige Zimmernummer sollte man sich hingegen nicht freuen. Waren bei den anderen Lodges die hohen Nummern am weitesten vom Hauptgebäude entfernt, ist es hier genau umgekehrt.
Die Toshari Lodge ist sicher nicht die komfortabelste. Wir aber fühlen uns wohl. In dem kleinen Restaurant erwartet uns ein leckeres Menü mit afrikanischen Spezialitäten (und einer nicht ganz so kleinen Spinne an der Wand ... hihi) und nach dem Dessert kommen die Angestellten mit einem netten Programm aus Gesang und etwas Tanz an den Tisch.
Sehr schön sind dabei ein paar der Männer zu beobachten, die leicht genervt wirken, als die Vorsängerin ein Lied immer wieder von vorne anstimmt und sie wieder und wieder die Hintergrundbegleitung singen müssen. Daran aber sehen wir, dass es ihnen wirklich Spaß macht.
Natürlich gibt es bei der Toshari Lodge auch einen Pool ... naja, lassen wir das mal. Es ist spät, es ist kühl und wir sind müde.
Da versuchen wir doch lieber am nächsten Morgen, einen der Gelb- oder Rotschnabeltoko zu fotografieren. Diese sind nämlich gar nicht so scheu, wie sie auf dem ersten Blick wirken, sondern kommen recht nah an den Menschen heran.
Am nächsten Tag gibt es eigentlich nur einen Programmpunkt: Etosha National Park. Nach der Einfahrt bei Ombuka und einem Abstecher zum diesmal tierlosen Wasserloch geht es wieder zum Camp nach Okaukuejo. Hier sollen wir uns mit Getränken für den Tag eindecken. Oder sagen wir, könnten wir, wenn wir nicht schon in der Hauptstadt Windhoek so viel Wasser gekauft hätten, dass es uns bis in den Park und darüber hinaus reicht. Egal, die Safari beginnt.
Noch auf den ersten Kilometern gelingt es uns endlich, einen der vielen Springböcke einigermaßen von vorne vor die Kamera zu bekommen. Denn wie die Oryx Antilopen (Gemsbock) drehen sie einem gerne ihren Allerwertesten entgegen.
Sprich: sind es »Arsch-Antilopen«, die gewöhnlich aus dem Bild heraus laufen. Genauso kommen wir jetzt auch näher an ein paar Perlhühner heran, die, wenn sie liegen, Steinen ähneln und in denen Annette, wenn sie rennen, laufende Elefantenbollen sieht.
Neben den vielen Tieren, die in strauchlosen Teilen des Parks kaum zu übersehen sind, lohnt es sich, die Bäume mit wachem Blick abzusuchen.
So entdecken wir nur wenige Meter von der Straße entfernt, einen Gelbschnabeltoko, bevor uns Sydney Augenblicke später einen Kampfadler zeigt.