Der Fish River oder auch Fischfluss ist Teil des ǀAi-ǀAis Richtersveld Transfrontier Park. Seit dem Jahr 2003 erstreckt sich der Nationalpark zwischen Südafrika und Namibia. Ein Großteil des Parks ist ausgesprichen trocken. Einzig der Grenzfluss Oranje und der Fish River bilden zwei beständige Lebensadern.
Eindrücke vom Sonnenuntergang am Fish River Canyon im Süden von Namibia.
Der Fish River Canyon ist die weltweit zweigrößte Schlucht. Doch auch wegen seiner Biegungen zählt der Fish River Canyon zu den häufigsten Stopps während einer Busrundreise. Leider erreichen wir den Canyon erst kurz vor Sonnenuntergang. Noch bevor wir aus dem Bus steigen, ermahnt uns Sydney eindringlich, Abstand vom Rand zu halten. Schließlich liegt das Gestein oft nur lose herum. Oder es kann abbrechen, wenn man darauf tritt. Bei mehreren hundert Meter Höhenunterschied bis zum Grund der Schlucht ist das sicher kein schönes Erlebnis. Bei der höchsten Stelle sind es gar 549 Meter, die es in einem Rutsch hinuntergehen kann.
Also folgen wir brav unserem Reiseleiter und kommen, vorbei am Canyon-Toiletten-Häuschen, zum unteren Punkt des Canyon Spaziergangs. In die Schlucht selber dürfen wir leider nicht. Gut, die Zeit hätten wir eh nicht gehabt. Aber auch am Tage wäre das nicht möglich gewesen, da der Canyon nur betreten werden darf, wenn der Fish River komplett ausgetrocknet ist.
Dafür entdecken wir einen Bergstar, der bis auf wenige Meter an uns heran hüpft. Im Gegensatz zu uns traut er sich auch bis ganz an die Kante des Canyons. Nun ja, mit Flügel ist das wohl auch nicht so gefährlich.
Und außerdem bleibt uns die grandiose Sicht über den tief eingeschnittenen Canyon, der sich unter uns durch die Landschaft schlängelt und dessen zerklüftete Felsen in der untergehenden Sonne erstrahlen.
Was wir nicht wissen: der Canyon ist eigentlich ein Canyon im Canyon. Der breitere, obere ist durch weiträumige Bewegungen in der Erdkruste entstanden. Der innere, tiefe Einschnitt entstand erst, als sich der Kontinent auffaltete und sich der Fish River in die tiefer gelegenen Formationen eingrub.
Bei unserer Ankunft in der Canyon Village Lodge ist es stockdunkel. Der Empfang dafür ist herzlich und nach dem Welcome-Drink bekommen wir erst ein paar Informationen über das Hotel. So ist zum Beispiel ein großer Felsen in der Bar integriert. Dann gibt es den Zimmerschlüssel. Auch hält das Personal Stromadapter bereit. Leider passen hier nämlich weder unsere Stecker noch die gängigen Reiseadapter in die Steckdosen.
Gegessen wird in der Canyon Lodge à la Büfett. Das heißt, nicht ganz. Die Vorspeise und der Nachtisch werden am Tisch serviert. Das Büfett ist im Nebenraum des Restaurants aufgebaut und bietet neben Rindfleisch, Lamm und Gemüse gebratene Straußenfilets. Lecker! Da es im Südosten von Namibia recht kühl werden kann, sorgen außerdem zwei Kamine im schön eingerichteten Restaurant für behagliche Wärme.
Wie kühl es werden kann, bekommen wir am nächsten Morgen zu spüren, als wir noch weit vor Sonnenaufgang zu einem der Felsen nahe der Lodge aufbrechen. Schon als wir unser Zimmer verlassen, schlägt uns die kalte Luft entgegen. Neben Pulli und Weste sind hier lange Hosen absolut Pflicht. Mehr noch, wünschen wir uns schon nach wenigen Metern, dass wir Handschuhe mit nach Afrika genommen hätten.
Einzig der rutschige Weg, der uns über einen niedrigeren Abschnitt auf die andere Seite des Felsens führt, lenkt uns von der Kälte ab.
Oben angekommen, wollen wir eigentlich den Sonnenaufgang genießen. Leider vergeblich. Zum einen ist da noch ein höherer Berg, über den die Sonne klettern muss, zum anderen gibt es überhaupt keine Wolken am Himmel, die orangerot gefärbt werden könnten.
Als wir wieder heruntersteigen, kommen wir zum Pool und können unseren Augen kaum glauben: der kleine Rasen neben dem Becken ist durch den Raureif weiß bedeckt!
Später erfahren wir, dass auch zwei Jeeps bei der Lodge zugefrorene Scheiben haben.
Nicht ganz einfach ist es, in der Canyon Village Lodge sein Zimmer zu finden. Zumindest, wenn man - wie wir - erst nach Sonnenuntergang ankommt. Zwar gibt es eine Außenbeleuchtung, diese aber ist relativ schwach, sodass wir doch ein wenig suchen bzw. abschätzen müssen, in welchem der Bungalows wir untergebracht sind.
Unser Zimmer Nr. 10 aber ist schön eingerichtet und auch das dritte Bett ist recht praktisch. So müssen wir unsere Klamotten schon nicht auf den Boden oder den Bettvorleger (ein Springbock-Fell) werfen. Und dass wir die Betten zusammenschieben müssen, sind wir ja von anderen Reisen gewohnt. Ungewohnt ist hingegen die Bettdecke. Bekommt man in südlichen Ländern nämlich meist nur dünne Laken, können wir uns hier in flauschige, warme Decken mummeln.
Alle Bungalows sind wie eine Wagenburg um den kargen Innenbereich (Garten?) der Lodge angeordnet. Sich zu verlaufen, ist damit nicht möglich. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass man von der falschen Seite zu seinem Zimmer läuft. In dem Fall stolpert man ein paar Meter mehr als nötig durch die Dunkelheit. Bei den langen Fahrtstrecken in Namibia aber dürfte das leicht zu verkraften sein. Was man von außen nicht sieht: das Bad hat ein kleines Dach, welches als »Reetdach im Reetdach« in den Raum hineinragt und dem Zimmer ein ganz eigenes Ambiente verleiht.
Eindrücke von der Morgendämmerung bei der Canyon Village Lodge nahe dem Fish River Canyon im Süden von Namibia.
Auf dem Weg vom Fish River Canyon Park über Helmeringhausen zur Burg Duwisib halten wir kurz nach Seeheim für zehn Minuten beim Flussbett des Fischflusses. Bis auf wenige Pfützen ist dieser ausgetrocknet. Kein Wunder, wird doch einiges Wasser beim Hardap Damm zur Bewässerung abgefangen. Wir haben die Wahl: entweder hoch auf die Brücke, um das Tal zu überblicken, oder runter zum Fluss, um zu schauen, ob sich da noch was tut.
Wir entscheiden uns gegen die Brücke und stiefeln über einen Sandhang und vorbei an ein paar Büsche in das steinige Flussbett. Abgesehen von ein paar Gräsern und einem einsamen Ibis gibt es hier leider nicht viel zu sehen.
Dafür aber schreien die Brückengänger unserer Gruppe auf einmal: Paviane! Doch wo? Irgendwo am Hang. Durch das Geschrei verschreckt, machen sich die scheuen Tiere aus dem Staub, eh wir sie erblicken können. Schade.
Neben dem flüchtigen Abstecher zum Rand des Canyons sind, sobald der Fish River komplett trocken ist, auch Wanderungen möglich. Meist ist das zwischen Mai bis Ende August. Das nötige Permit hierzu erhält man beim Ranger. Beantragen muss man dieses jedoch zuvor bei der Naturschutzbehörde in Windhoek.
Zu zweit hat man allerdings keine Chance, in den Canyon zu dürfen, da nur Gruppen von ab drei bis vierzig Leute die Erlaubnis zur Wanderung bekommen. Zudem muss man ein ärztliches Attest über seine Fitness vorlegen.
Der Abstieg in den Canyon ist in der Nähe des Hauptaussichtspunktes, bei dem wir unseren Spaziergang begonnen haben. Bis hinunter zu den »Sulphur Springs« sind es gut 45 Minuten. Der Aufstieg dauert etwa doppelt so lange.
Wer den Fish River Canyon bis hinunter zu seiner Mündung in den Oranje (bei Ai Ais) durchwandern will, muss dafür drei bis fünf Tage einrechnen.