Am nächsten Morgen stehen der Köcherbaumwald und der Kolonialort Keetmanshoop auf unserem Programm. Damit fahren wir von der Lodge zurück nach Mariental und ab dort nach Süden über die B1 zum »Kokerboomwoud«.
Eindrücke vom Köcherbaumwald (Kokerboomwoud) und dem Spielplatz der Riesen nahe Keetmanshoop im Osten Namibias.
Etwa 15 km vor Keetmanshoop erreichen wir den Köcherbaumwald. Wobei es kein Wald in dem Sinne ist, wie wir ihn kennen. Die Köcherbäume stehen recht verstreut in der Landschaft. Und doch sind es an dieser Stelle etwa 300 Stück. Weltweit ist das einmalig. Auch der Begriff Baum ist irreführend. Denn es handelt sich um eine Aloen-Art (Aloe dichotoma), die bis zu acht Meter hoch werden kann. Benannt ist er nach den San. Die Buschmänner hatten die ausgehöhlten Äste früher als Pfeilköcher genutzt. Seit 1955 ist das Gebiet nordöstlich Keetmanshoop als Nationales Denkmal geschützt. Inzwischen stehen die Köcherbäume in ganz Namibia unter Naturschutz.
Zwischen den Bäumen liegen schroffe Felsklötze, die teils wie von Hand übereinander gestapelt wirken. Daher wird die Gegend auch Spielplatz der Riesen genannt. Die bizarre Felslandschaft ist jedoch natürlichen Ursprungs. Die eckigen Dolerit-Felsen sind durch die sogenannte Blockverwitterung vulkanischen Basalts entstanden. Ähnliches kennen wir aus den deutschen Mittelgebirgen, wo aus den Granitfelsen durch Wollsackverwitterung einzigartige Gebilde entstehen.
Mit unserer Reisezeit haben wir Glück. Denn auch wenn die namibische Landschaft während der Wintermonate karg und trocken ist, stehen die Bäume zu dieser Jahreszeit in voller Blüte. Vor Ort will uns Sydney zunächst alles Wichtige über den Köcherbaumwald erklären. Da wir aber in zehn Minuten schon wieder weiterfahren müssen, laufen Annette und ich sofort in den Wald. Tatsächlich ist es zu dieser Zeit ein Kinderspiel, gleich einige schöne Erinnerungen festzuhalten.
Zur Mittagszeit kommen wir in Keetmanshoop an. Dementsprechend steht eine Stunde Pause auf dem Programm. Eine Stunde, die uns zu schade ist, um nur herumzusitzen. Mal ganz abgesehen davon, dass wir uns dann Keetmanshoop nicht anschauen könnten.
Der Ort ist zwar nicht so sehr groß und hat auch nur wenige Sehenswürdigkeiten, zumindest das kaiserliche Postamt und die Kirche der Rheinischen Mission aber sind doch einen kleinen Spaziergang wert.
Die richtige Entscheidung, wie sich später herausstellt. Denn ein Großteil unserer Reisegruppe hat nur etwas getrunken oder allenfalls kleine Speisen bestellt. Und außerdem verbringen wir diesen Tag die meiste Zeit eh im Bus, sodass wir kaum Gelegenheit finden, uns die Füße zu vertreten.
Dann geht es weiter in den Süden. Zunächst über die gut asphaltierte B4 bis kurz vor Seeheim und dann über eine staubige Schotterpiste zum Fish River Canyon Park. Ab und zu zeigt sich ein Springbock oder huscht ein Schabrackenschakal über die Straße. Weit auffälliger jedoch sind die Strauße, die mal allein, mal in großen Gruppen über die steinige Landschaft laufen.
Auch sehen wir einen kurzen Abschnitt des Löwen-Flusses und Naute-Stausees, in welchem sich jetzt im Winter jedoch nur wenig Wasser befindet. Einzig einen Weinbauer kann das nicht stören, der seine Reben hinter einer hohen Windschutzhecke zieht. Um genügend Sonne braucht er nicht zu bangen. Ansonsten hat die Landschaft eigentlich nichts zu bieten. Urlaub, einzig im Südosten Namibias, ist offensichtlich eine Herausforderung.