Schon als wir den Bus verlassen, riechen wir sie. Wenig später hören wir sie: Tausende an Robben, welche den Strand am Kreuzkap bevölkern. Dass sie ausgerechnet hier leben, ist kein Zufall. »In Namibia ist die Küste fast überall sehr flach«, erklärt Sydney. »Nur bei Walvis Bay und am Cape Cross ragt eine Landzunge weit in das Meer hinein.« Entsprechend nah sind hier die Fischgründe, welche die Robben mit reichlich Nahrung versorgen.
Eindrücke von der Robbenkolonie am Kreuzkap (Cape Cross) von Namibia. Aufnahmen von Schakalen nahe der Küste.
Noch vor den Robben sehen wir Schabrackenschakale. Auch sie sind kein Zufall. Denn da es den Robben am Kreuzkap an natürlichen Feinden wie dem Orka fehlt, drohen sie sich ungehemmt zu vermehren. Um eine Überbevölkerung zu verhindern, werden jedes Jahr etliche Robbenkälber totgeschlagen. Danach werden ihre Kadaver von den Schakalen verwertet. Von ihrem Treiben zeugen Knochen, die verstreut am Strand herumliegen.
Als wir über den Steg zu einem der Aussichtspunkte laufen, sind wir beeindruckt. Die Menge an Robben, die sich auf den abgerundeten Steinen sonnt, hatten wir nun doch nicht erwartet. »Heute sind nur wenige Robben da«, bemerkt Sydney unterdessen. Ein Blick aufs Meer bestätigt dies.
So entdecken wir weiter draußen unzählige schwarze Punkte. Neben dem starken Südwind sind sie wohl mit Grund dafür, dass es am Strand bei Weitem nicht so stinkt, wie wir Zuhause gelesen hatten. So erinnert der Geruch eher an einen Lagerraum mit Düngemittel.
Der erste Europäer, der Cape Cross entdeckt hatte, war übrigens ein Portugiese. Er errichtete im Jahr 1486 das erste Kreuz zu Ehren seines Königs. Später aber fanden sie die Stelle anscheinend nicht mehr wieder. Erst nachdem das Gebiet Deutsch-Südwestafrika wurde, fand man das Kreuz auf der Suche nach einem besseren Hafen als Swakopmund zu finden, stieß Kapitän Becker 1892 auf das inzwischen halb zerfallene Kreuz. Dieses ließ Becker nach Berlin schicken, wo es sich heute im Museum befindet.
Die beiden Kreuze, die heute am Kreuzkap stehen, sollen sowohl den Portugiesen gedenken, welche an dieser Stelle als erste Europäer Südafrika betreten haben, als auch den Deutschen, die das Kreuz der Portugiesen wieder gefunden haben.