New York City zählt sicherlich zu den Städten, die man gesehen haben sollte. Insbesondere Manhattan bietet mit seiner einzigartigen Skyline, aber auch dem riesigen Central Park seinen Besuchern ein einmaliges Erlebnis. Hier brummt das Leben; in einer Stadt, die niemals schläft, die immer wieder besungen wird und die jeder aus Filmen und Serien, aus Liebesschnulzen und Katastrophenfilmen kennt. Moment, eine Stadt, die niemals schläft? Ja, so haben wir es gehört. Allein dies zu bestätigen fällt uns schwer. Tatsächlich waren wir vor Ort erstaunt, wie früh am Abend bereits ganze Einkaufspassagen samt deren Wirtschaften schließen. Und das selbst an Orten, bei denen bis spät in die Nacht hinein reger Betrieb herrscht.
Viel eher wirkte der Big Apple auf uns immer wieder wie ein verschlafenes Nest. Ein Dorf, in dem zufällig zig Millionen Menschen leben, die alle mit ihrem Handeln irgendwie versuchen, der Anonymität der Masse zu entkommen. Am auffallendsten war dies in den U-Bahnen von New York, wo wir nur nach dem Linienplan schauen mussten, um im nächsten Augenblick auch schon Hilfe angeboten zu bekommen. Ebenfalls schön fanden wir die vielen kleinen, oft französisch anmutenden Cafés und Bistros, die inmitten der Skyscraper kleine Inseln der Ruhe und Behaglichkeit bilden. Hatten wir vor der Reise noch gedacht, nicht um Starbucks drum rum zu kommen, hatte die Kette mit ihren völlig überteuerten Pappbechern bald das Nachsehen.
Für unsere Städtereise nach New York hatten wir eine ganze Woche eingeplant. Vor Ort hat sich dies als ganz richtig erwiesen. So sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten dieses überdimensionierten Dorfs zwar rasch abgelaufen. Im Reisebericht werdet ihr sehen, dass der ein oder andere Tag schnell durch einen der häufigen und lang anhaltenden Regenschauer drauf gehen wird. Auch kann es - insbesondere an den Wochenenden bei stark abgespecktem Fahrangebot - eine ganze Weile dauern, bis einen die nächste U-Bahn zum Beispiel von New Jersey City zum gewünschten Ziel in Manhattan bringt. Der Big Apple, ein Dorf eben.
Feierabend ist etwas Schönes. Erst recht, wenn die Koffer schon gepackt sind und wir direkt nach der Arbeit von den Schwiegereltern nach Tiengen zum Bahnhof gebracht werden. Wo bleibt da die Erholung? Vor dem Flug übernachten wir nahe dem Stuttgarter Flughafen. Das ist Erholung genug.
Immerhin fliegen wir nach New York und geht es nicht zum Wellness-Urlaub nach Tirol. Knapp vier Stunden im Bummelzug und in der S-Bahn bis zum Flughafen der Landeshauptstadt als schnellste Zugverbindung verdeutlichen, in welch kläglicher Gegend sich Waldshut-Tiengen befindet.
Nach einer viel zu kurzen Nacht in einem nahen Hotel stehen wir bereits wenige Minuten nach 4 Uhr am Stuttgarter Flughafen. Trotz der frühen Zeit ist im Terminal schon einiges los. Zahlreiche TUIfly-Gäste mit Ziel Mallorca drängeln sich in der Halle. Wir indes suchen unseren Flug mit Air France nach Paris auf der Anzeigetafel. Nur, wo ist der? Zum Glück ist der Tui-Schalter bereits zu dieser unchristlichen Zeit geöffnet. Auch dort ist man erstaunt, dass die Abflugzeit geändert wurde. Diesmal anderthalb Stunden nach hinten. Warum weiß keiner.
Gut, wir frühstücken erst einmal ein wenig von dem überaus gut bestückten Lunchpaket des Dorint-Hotels und beobachten aus einem der noch geschlossenen Restaurants die genervten TUIfly-Gäste. Dann öffnet aber auch schon der Air France-Schalter. Leider funktionieren die Self-Check-in-Terminals nicht, weshalb wir beim Schalter mit einem Anraunzer empfangen werden. Ist doch deren Schuld. Doch das Raunzen geht gleich weiter, denn – Schock!!! - meine Reisegenehmigung mit Esta steht aus. Ich habe keine Genehmigung! Lars hat doch alles geprüft und ausgedruckt? Was ist passiert? Während ich fast aus den Latschen falle, behält Lars die Ruhe.
Es muss sich um eine Verwechslung und ein Übersehen der ausgedruckten pdfs handeln. Er hat die Genehmigung zur Sicherheit auch auf dem Notebook gespeichert. Er startet dieses, was wegen einem größeren Update von gestern gefühlt Stunden dauert. Schließlich zaubert er, zwar nur digital, aber lesbar, meine genehmigte Autorisierung hervor. Die Dame ist zufrieden und lässt mich reisen. Ein gehässiges »spätestens in Paris hätte man sie wieder zurückgeschickt« muss sie noch drauf geben. Doch wir haben unsere Tickets und der nette Mann vom Tui-Schalter druckt mir vorsichtshalber das richtige Formular auf Papier aus, während mein Blutdruck langsam wieder zum Normalwert sinkt.
Zumindest gehen die Flüge planmäßig. Auf dem Flug nach Paris erfahren wir den Grund der zweistündigen Verschiebung. Gestern hat in Frankreich das Bodenpersonal gestreikt, weshalb sich heute alle Frankreichflüge verschieben. Was war der Grund, weshalb ich eigentlich Air France umgehen wollte? Richtig, die vielen Streiks in Frankreich!
Da haben wir ja noch Glück gehabt. Die Wartezeit in Paris verkürzt sich damit. Für das Esta-Formular indes interessiert sich kein Mensch mehr. Wir werden lediglich gefragt, ob wir geschäftlich oder privat in die USA reisen. Dann geht es auch schon weiter und sitzen wir im langen Flug nach Newark.
Hatten wir bei Delta Fastfood und Starbucks-Muffins erwartet, so werden wir mit richtig leckerem Essen und großzügig ausgeschenktem Rotwein überrascht. Bei den Filmen Collateral Beauty mit Will Smith und einem halben Film von »Sex and the City 2« (länger halte selbst ich das als Frau nicht aus) werden wir mit ein paar Bildern von New York berieselt. Dann fallen die Augen zu und verschlafen wir den weiteren Flug bis zur Landung auf dem Flughafen von Newark in New Jersey.