Ein New York-Besuch ohne Central Park ist wie ein Hot Dog ohne lappiges Brötchen. Beides ist undenkbar. Bei gut 100 Kilometern an Spazierwegen, die den Park erschließen, haben wir dafür also einen kompletten Tag eingeplant. Der Regen vom Vortag hat sich zum Glück verzogen, sodass wir schon früh mit der Subway zum Columbus Circle unterwegs sind.
Eindrücke von unserem Spaziergang durch den Central Park im Zentrum von Manhattan. Aufnahmen von den Seen, der Bethesda Terrasse und dem Belvedere Castle.
Zur 400-Jahr-Feier der Entdeckung Amerikas schenkten die Italo-Amerikaner der Stadt eine Kolumbus-Statue, nach welcher der Platz benannt ist. Von Barcelona, Santo Domingo und weiteren Städten ist uns die Darstellung des berühmten Entdeckers auf seiner typischen Marmorsäule bereits oft begegnet. So finden wir den für uns neuen silberfarbenen Globus über dem Eingang zur U-Bahn spannender.
Der Zugang in den Central Park erfolgt durch das Merchant´s Gate. Es wird von einem riesigen Sandsteindenkmal flankiert, auf welchem eine goldene Quadriga thront. Dieses ist den Seeleuten der USS Maine gewidmet, welche 1898 im Hafen von Havanna durch eine Explosion zerstört wurde.
Der Untergang des Schiffes und der Tod der Besatzung markierte den Auftakt zum Spanisch-Amerikanischen Krieg. In der Folge verloren die Spanier ihre letzten verbliebenen Kolonien in Lateinamerika und weitete sich der US-amerikanische Einfluss in der Region aus.
Apropos verlieren. Direkt nach dem Merchant´s Gate ist es heute ein Leichtes, reichlich US-Dollar zu verlieren. Hier reihen sich etliche Fahrradrikschas eng aneinander. Ihre Fahrer halten uns Mappen mit schönen Bildern einer Rikschafahrt vor die Nase. Der Preis lässt sich zeitlich selbst gestalten, da sind die Fahrer flexibel.
Denn hier wird für die Minute gezahlt und zwar stolze 3,99 USD. Wie viele Kilometer die wohl in zehn Minuten abradeln? Wahrscheinlich zu wenig fürs Geld. Wir verzichten auf das Budget fressende Vergnügen und erkunden den Park lieber per pedes.
Wenige Schritte weiter dingen sich die Pferdekutschen mit 54 USD für 20 Minuten einiges günstiger an. Und das, obwohl sie pro Gefährt streng genommen zwei Mäuler zu füttern haben. Doch leider können die Kutschen nur bestimmte Fahrstraßen im Central Park nutzen, was uns ebenfalls zu wenig ist.
Zu Fuß gehen wir also weiter und kreuzen eine von Ampeln geregelte Straße. Ja, diese gibt es auch im Central Park. Denn auch hier fahren wenige Autos und Busse. Vor allem aber werden manche Straßen von ambitionierten Radfahrern und Joggern rege genutzt. Und denen gilt es, möglichst nicht in die Quere zu kommen.
Beim Umpire Rock eröffnet sich uns die erste schöne Aussicht auf die umliegenden Hochhäuser sowie auf die Playgrounds und Sportfelder des Central Parks. Der Granitfelsen selbst ist typisch für das 340 Hektar große Parkgebiet.
Noch bis 1858 war dieses ein nahezu unbebautes Sumpf- und Weideland. Das dicht besiedelte Manhattan war zu der Zeit eine fast grünflächenfreie Zone. Die vom Industriezeitalter gebeutelten Einwohner brauchten dringend einen Platz zur Erholung.
So machten sich 3000 irische Tagelöhner an die Arbeit, die Pläne der Architekten Frederick Law Olmsted und Calvert Vaux umzusetzen. Das sumpfige Gelände wurde trockengelegt, mit mehr als 20.000 Fässern Schwarzpulver wurden Granitfelsen eingeebnet
und es entstanden Wasserläufe, Seen und dazwischen jede Menge Parkanlagen. In gut 20 Jahren haben die Arbeiter einen 840 Meter breiten und vier Kilometer langen Volkspark geschaffen.
Uns führt der Weg vom Umpire Rock zum Nachbau des Michael Friedsam Memorial Carousel. Das Originalkarussell wurde ab 1871 von einem blinden Esel und einem Pferd in einer unterirdischen Tretmühle angetrieben.
Heute wird das Gefährt tierfreundlich mit Strom betrieben und scheint sehr beliebt zu sein. Immerhin stehen mehrere Gruppen in der Schlange und warten geduldig auf die erste Karussellfahrt des Tages.
Wir indes werden mangels ordentlichen Frühstücks langsam unruhig. Im Central Park hatten wir einige dieser typischen Imbisswagen erwartet. Doch irgendwie bleiben die bisher aus und schieben wir bald Hunger. Aus der Ferne betrachtet weckt der Freizeitpark Victorian Gardens am Wollman Rink Hoffnung auf etwas zu beißen. Leider aber sind die Arbeiter noch an der Vorbereitung zur Eröffnung der Fahrgeschäfte. So bleibt uns nur die Aussicht vom Cats Rock. Über die Traverse No. 1 wechseln wir zum nächsten Parkteil auf die Flaniermeile »The Mall«. Diesen Literary Walk zieren Statuen von Dichtern und Denkern. Zwischen den berühmten Namen finden wir endlich auch einen Imbisswagen.
Es ist Zeit, einen dieser Snap-Dogs von New York zu probieren. Warum dieser Hot Dog so günstig ist, sehen wir, als der »Koch« das mickrige Würstchen in ein winziges Gummiwecken stopft. Und? Ih bähhh! Wir Süddeutsche sind mit unseren Wiener Würstchen für den Hot Dog einfach zu verwöhnt. Oder, wie Lars über sein »Modell« eines Hot Dogs urteilt: »Optisch eine Enttäuschung, geschmacklich eine Beleidigung.« Wir fragen uns, wie sich mit solch grässlichen New Yorker Würstchen überhaupt Geld verdienen lässt?
Mit einem nun leicht seltsamen Gefühl im Magen geht es geradeaus weiter zur Bethesda Terrace. Diese Sandsteinbalustrade bildet das Herzstück des Parks. Hier gibt es urige, aber saubere Toiletten. In der romantischen Unterführung finden wir neben der 15.000 restaurierten Kacheln Musiker und Gaukler.
Es ist ein beliebter Treffpunkt für Touristen, New Yorker und deren Hundesitter. Wir haben einen schönen Blick über den 4,5 Hektar großen See, welcher schlicht »The Lake« genannt wird, und das Loeb Boathouse.
Als Nächstes passieren wir die Cherry Hill Fountain und machen einen Abstecher zu den Strawberry Fields, einem mit den Beatles eng verbundenen Bereich. Am 8. Dezember 1980 wurde John Lennon vor dem Eingang des Dakota Building erschossen. Direkt gegenüber ließ seine Frau Yoko Ono zum Gedenken an den weltbekannten Musiker, Komponist, Autor und Friedensaktivist diesen internationalen Friedensgarten errichten.
Sie investierte eine Million Dollar in Pflanzen aus mehr als 100 Ländern. Den Eingang in den Garten markiert ein schwarz-weißes Mosaik aus nepalesischem Marmor. Das Mosaik und der darauf geschriebene Songtitel »Imagine« haben sich längst zu einer Pilgerstätte entwickelt. So finden sich hier Lennon-Fans und Möchtegern-Blumenkinder ein, die der Hippiezeit ihrer Eltern nacheifern. Das Mosaik ohne Menschen zu erwischen ist reine Glückssache.
Nach dem Abstecher kehren wir an den Lake zurück und spazieren über die schöne Bow Bridge. Sie ist ein romantisches Ziel für Paare im Ruderboot. Diese Seite des Sees bietet Spaziergängern wundervolle Ausblicke auf die Luxus-Apartmenthäuser im Art Déco-Stil der Upper West Side.
Sie bilden einen reizvollen Kontrast zum naturbelassenen Teil des Central Parks im »The Ramble«. Hier finden wir Waldwege und Wurzelpfade entlang schmaler Bachläufe.
Trotz des Wirrwarrs der Wege und Pfade im Wald ist das nördlich gelegene Belvedere Castle leicht zu finden. Die winzige, etwas kitschige Burg beherbergt eine Art Wetterstation und eine Infotafel über die Vogelwelt im Central Park.
Sie steht auf der zweithöchsten Erhebung, dem Vista Rock. Es lohnt sich also, die engen Stiegen emporzusteigen, um vom Balkon die Aussicht über den Park und das Delacorte Theater zu genießen.
Um das Delacorte Theater herum gelangen wir anschließend zur Rückseite des Metropolitan Museum of Art. Passend zur ägyptischen Sammlung im Museum, steht auf einer Anhöhe im Park der Obelisk »Cleopatra´s Needle«.
Dieser 244 Tonnen schwere Granitkoloss erhielt New York 1880 als Geschenk zum Dank für die Hilfe beim Bau des Suezkanals. Gefertigt wurde der Obelisk im Jahr 1461 v. Chr. für den Sonnentempel von Heliopolis, stand später aber lange Zeit in Alexandria.
In diesem Teil des Parks beherrschen für uns eher uninteressante Baseball-Felder das Grün. Wir laufen noch bis zum South Gate House, der Überwachungsstation für die Wasserqualität des Jacqueline Kennedy Onassis Reservoirs. Früher war der Stausee Bestandteil des städtischen Wasserversorgungssystems.
Heute zählt das Becken zu den wichtigsten ökologischen Schätzen im Park und beherbergt mehr als 20 Arten von Wasservögeln. Damit finden auch die Ornithologen hier ihren Lieblingsplatz in der Millionenmetropole.
Nahe dem Reservoir endet unser Spaziergang durch die grüne Lunge Manhattans. Vorbei an Galerien und Luxus-Apartmenthäuser der Upper East Side gelangen wir drei Blöcke weiter zur Subway Station 86 Street, wo noch reichlich Zeit für einen weiteren Ausflug oder Spaziergang bleibt.
Die Fahrt zum Columbus Circle / 59th Street ist mit den U-Bahn-Linien A, B, C, D und 1 möglich. Der Zugang in den Park erfolgt dann beim USS Maine Denkmal. Unser Spaziergang endet an der 86th Street mit den U-Bahn-Linien 4, 5 und 6.
Ausgangspunkt | Columbus Circle |
Koordinaten | N 40.7687, W 73.9817 |
Gehzeit | 3 Stunden |
Distanz | 6,3 km |
Anstiege | ca. 70 HM |
Grad | T1 |
Einkehr | Stände im Park, The Ballfield's Café |
GPS-Daten | Spaziergang-Central-Park.gpx |
KML-Daten | Spaziergang-Central-Park.kml |